Bildnachweis: Lincoln International.
Der von Lincoln International herausgegebene European Private Market Index
zeigt, dass der Unternehmenswert ausgewählter europäischer Portfoliogesellschaften für den Zeitraum Ende 2020 bis Ende 2024 prozentual deutlich stärker gestiegen ist als der Unternehmenswert der im Stoxx Europe 600 abgebildeten größten 600 börsennotierten Gesellschaften.
Die US-amerikanische M&A-Investmentbank Lincoln International hat in Zusammenarbeit mit der University of Chicago Booth School of Business vor über zehn Jahren den sogenannten Private Market Index (PMI) entwickelt. In den USA ist er der einzig verfügbare und aussagefähige Index, der Veränderungen im Unternehmenswert (Enterprise Value) von US-Firmen abbildet, die von Private Equity- und Private Debt-Fonds gehalten werden. Im vergangenen Jahr wurde mit der gleichen Methodik erstmalig ein europäischer Index für den Zeitraum Ende 2020 bis Ende 2024 erstellt. Der European PMI analysiert seit 31. Dezember 2020 jedes Quartal die Entwicklung der Unternehmenswerte von ausgewählten 250 europäischen Firmen aus verschiedenen Branchen. Im Durchschnitt haben die bewerteten Gesellschaften im Jahr 2024 ein EBITDA von etwa 30 Mio. bis 35 Mio. EUR erzielt. Die analysierten Firmen sind zu 55% in der Eurozone, zu 35% in Großbritannien und die übrigen 10% in anderen europäischen Ländern angesiedelt. Die Unternehmensbewertungen basieren auf umfassenden vertraulichen Daten, die Lincoln International von den Finanzinvestoren beziehungsweise Mandanten für die vierteljährlich durchzuführenden Portfoliobewertungen zur Verfügung gestellt werden. Hierbei handelt es sich unter anderen um Auftragseingangs-, Umsatz-, Ergebnis-, Cashflow- und Capex-Zahlen. Der Index wird dann unter Verwendung anonymisierter Daten auf aggregierter Basis von der in London ansässigen Lincoln Valuations & Opinions Group berechnet.
Wachstumsrate übertrifft
Im März 2025 wurde die Performance des europäischen PMI erstmals veröffentlicht. Ausgehend von einem Referenzwert von 10.000 zum 31. Dezember 2020 ist der europäische Lincoln PMI Ende 2024 auf 15.239 gestiegen. Für die letzten vier Jahre entspricht dies einer jährlichen Wachstumsrate von 11,1%. Damit übertrifft der Index von Lincoln International den Stoxx Europe 600 mit einer jährlichen Wachstumsrate von lediglich 3,4%. Für das Gesamtjahr 2024 verzeichnete der European PMI einen Zuwachs von 9,4%, während der STOXX Europe 600 nur um 1,6% anstieg.
Fazit
Worauf ist die Outperformance der von Finanzinvestoren gehaltenen Unternehmen zurückzuführen? Zum einen investieren Private Equity- und Private Debt-Fonds in der Regel vermehrt in wachstumsstarke Geschäftsmodelle und weniger zyklische Branchen. Zum anderen zeichnen sich private gehaltene Unternehmen durch eine stärkere Shareholder Value-Fokussierung aus. Ambitionierte Wachstumsziele – gerade auch auf dem Wege von Add-on-Akquisitionen – und konsequente Maßnahmen zur Verbesserung der Ergebnismargen stehen hier beim Management auf der Prioritätenliste. Bei börsennotierten Gesellschaften steht mangels aktiver Eigentümer und aufgrund des Principal Agency-Konflikts hingegen eher der Stakeholder-Ansatz im Vordergrund.
Über den Autor:
Dr. Michael R. Drill ist Deutschlandchef von Lincoln International, einer auf M&A-Beratung spezialisierten Investmentbank mit weltweit über 1.150 Mitarbeitenden. Im vergangenen Jahr hat Lincoln International weltweit etwa 22.000 Unternehmensbewertungen für Portfoliogesellschaften von Private Equity- und Private Debt-Fonds erstellt. Darüber hinaus umfasst das Serviceangebot ebenfalls Fairness Opinions bei M&A-Transaktionen.