Bildnachweis: Sobera Capital, VentureCapital Magazin.
Der Secondary-Markt für Venture Capital in Deutschland gewinnt zunehmend an Bedeutung im deutschen Venture Capital-Ökosystem. Der Ausblick ist vielversprechend.
Der globale Secondary-Markt verzeichnete 2024 ein Rekordvolumen von 162 Mrd. USD, was einem Anstieg von 45% gegenüber 2023 entspricht. Dieser Trend spiegelt sich auch in Deutschland wider. Zwar ist der hiesige Secondary-Markt insgesamt etabliert, in seiner Entwicklung folgt er den USA und Großbritannien jedoch nur mit Verzögerung.
Segmentierung des Secondary-Markts
Der Secondary Venture Capital-Markt lässt sich in drei etablierte Segmente unterteilen:
- Secondary Directs: Bestehende Investoren veräußern ihre Anteile an einem, mehreren oder allen Unternehmen aus ihrem Portfolio.
- Limited Partnership Interest Secondaries: Limited Partner veräußern ihre Anteile an einem Fonds.
- General Partner-led-Transaktionen: Maßgeschneiderte Liquiditätslösungen in Zusammenarbeit mit dem bestehenden General Partner, etwa durch Continuation Funds, haben sich zum dynamischsten Segment entwickelt.

Wachstumstreiber Exit-Überhang
Wesentlicher Wachstumstreiber für Secondaries in Deutschland ist das Missverhältnis zwischen der standardisierten Fondslaufzeit von zehn Jahren und den tatsächlichen Liquidationszeiten – der Median liegt bei 14 Jahren. Nur 7% der Fonds werden innerhalb der Zehnjahresfrist abgeschlossen, während 46% mindestens 15 Jahre benötigen. Angebotsseitige Ursache sind die Flaute im M&A-Markt und die seit 2020 rückläufigen Tech-Bewertungen, wodurch überproportional sogenannte Tail-End-Fonds entstehen. Nachfrageseitig hingegen wächst insbesondere das Growth-Segment.
Secondaries im Tech-Bereich
Um sich gegen den stärker werdenden Wettbewerb zu behaupten, findet auch im Secondary-Markt eine Spezialisierung statt. So gibt es inzwischen vermehrtes Kaufinteresse für Assets speziell im Growth-Bereich. Zudem ist die im internationalen Vergleich gute Aufstellung des deutschen Venture Capital-Ökosystems mit mehreren Climatetech-Fonds und einer Vielzahl von ESG-fokussierten Unternehmen für Secondary-Käufer, speziell im Growth-Segment, zunehmend von Interesse.
Cap Table-Bereinigung
Auch Start-ups setzen vermehrt auf Secondary-Transaktionen, um Business Angels, Mitarbeitenden und frühen Investoren den Exit zu ermöglichen. Dies reduziert den Exit-Druck und erleichtert nachfolgendes Fundraising. Bewertungsabschläge in einer Secondary-Transaktion bieten den entsprechenden Investoren zudem die Chance, den Wert ihrer anschließenden Primary-Investments zu optimieren.
Förderimpulse in Deutschland
Ein deutschlandspezifischer Treiber könnte die von der KfW federführend umzusetzende WIN-Initiative („Wachstums- und Innovationskapital für Deutschland“) werden, bei der bis 2030 rund 12 Mrd. EUR in das inländische Venture Capital-Ökosystem investiert werden – erstmalig mit einem speziellen Fokus zur Stärkung des Secondary-Markts für Venture Capital-Fondsanteile. Diese gezielte Förderung soll Liquiditätsströme verbessern und die Marktstruktur nachhaltig stärken.
Fazit
Der deutsche Venture Capital Secondary-Markt entwickelt sich weiter mit zunehmendem Volumen positiv zu einem mehr und mehr etablierten Bestandteil im Ökosystem. Die Impulse hierfür kommen hierbei nicht nur aus dem zunehmenden „Exit-Stau“, sondern Secondaries werden auch von Wachstumsunternehmen genutzt. Künftig wird auch erstmalig staatliche Förderung den inländischen Secondary-Markt unterstützen, was mittelbar dem gesamten Venture Capital-Markt zugutekommt.
Über den Autor:
Johannes Rabini ist Co-Gründer und Partner der auf Secondary Direct-Transaktionen spezialisierten Sobera Capital.