
Bildnachweis: Cybersense, Valoon, Green IT Das Systemhaus, Wirtschaftsförderung Dortmund, ANT Maschinen.
Mit dem innoclub Dortmund entsteht ein neues Clubmodell, das Start-ups, Mittelstand und Konzerne zusammenbringt. Ziel ist es, durch Fellowships, Mentoring und Kooperationen praxisnahes Wachstum zu fördern und die Region als Hotspot für Tech-Start-ups und Industrieinnovationen zu stärken.
Dortmund hat sich in den vergangenen Jahren von einer klassischen Industriestadt zu einem dynamischen Standort für Technologie, Logistik und wissensbasierte Unternehmen entwickelt. Mit sieben Hochschulen wie der Technischen Universität (TU) und der Fachhochschule (FH) Dortmund mit rund 54.000 Studierenden, innovativen Unternehmen wie adesso und Materna und 17 außeruniversitären Forschungsinstituten wie dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) bietet die Stadt ein fruchtbares Umfeld für Gründerteams, vor allem im B2B-Bereich. Speziell die Branchen Logistik und IT prägen das Standortprofil und damit auch viele Dortmunder Start-ups. Ein Beispiel ist MotionMiners, eine Ausgründung des IML. Das Unternehmen, das abgestimmte Sensoren und Analysetools anbietet, um Arbeitsabläufe im Logistikbereich zu optimieren, hat bereits mehrere Finanzierungsrunden geschlossen.
Start-ups erhalten im Innoclub Fellowships
„Im Bereich der Gründungsförderung war unsere Region schon immer stark“, sagt Andrea Schubert, Leiterin Start-up & Investor Support bei der Wirtschaftsförderung Dortmund. „Doch im Austausch mit Hochschulen, der IHK und unseren Partnern aus der Industrie stellten wir fest, dass Angebote für die Wachstumsphase fehlen.“ Um die Potenziale in späteren Phasen besser zu heben, wurde im Rahmen des Dortmunder Masterplans Wissenschaft Anfang 2025 der innoclub Dortmund ins Leben gerufen. Initiatoren sind die Wirtschaftsförderung der Stadt, die IHK Dortmund, die TU Dortmund, die FH Dortmund sowie die International School of Management (ISM). „Alle Beteiligten waren sich schnell einig, dass wir das Angebot nicht als Accelerator oder Wettbewerb aufziehen, sondern als Clubmodell“, sagt Schubert. Im innoclub trifft eine kuratierte Auswahl von Start-ups und Scale-ups auf etablierte Mittelständler und Konzerne, um sich gegenseitig zu inspirieren und Erfahrungen, Wissen und Ressourcen miteinander zu teilen. Das TechnologieZentrumDortmund (TZDO), mit über 10.000 Beschäftigten der größte Hochschul- und Wissenschaftsstandort der Stadt, ist dabei ebenso mit eingebunden wie der Digital Hub Logistics, welcher ausgewählte Teams mittelständischer Unternehmen beim Aufbau digitaler Geschäftsmodelle unterstützt. Die Initiatoren des innoclub übernehmen die Infrastruktur und Organisation. Die privaten Mitgliedsunternehmen finanzieren einjährige Fellowships im Wert von 10.000 EUR, die ein Start-up flexibel für Dienstleistungen, Mieten und individuelle Bedarfe nutzen kann.
Praxisnahe Kooperationen zwischen Start-ups und Industrie
Das Systemhaus Green IT, das nachhaltige IT-Lösungen bundesweit anbietet, ist seit Beginn Partner. „Als Lokalpatrioten und erfolgreiches Dortmunder Unternehmen wollen wir etwas zurückzugeben“, so CSO Jan Schriewer. „Im innoclub können wir Start-ups nicht nur helfen, erfolgreich zu sein, es entstehen auch wertvolle Partnerschaften, die uns gemeinsam voranbringen.“ Ein Beispiel ist die Kooperation mit der Cybersense GmbH. „Wir können Einbrüche in Computernetzwerke in kürzester Zeit erkennen, automatisiert darauf reagieren und Unternehmen so vor Ransomware und anderen Cyberangriffen schützen“, sagt Geschäftsführer Sebastian Struwe. Kürzlich wurden so beispielsweise eine Attacke auf eine bekannte Universität gestoppt und eine kompromittierte Anlage zur Mobilgeräteverwaltung im bundespolitischen Umfeld aufgedeckt. Cybersense ist bereits im Markt erfolgreich, das Team umfasst mittlerweile über 15 Personen. Aktuell stehen Struwe und sein Team vor der Herausforderung, das Business zu skalieren. „Durch den innoclub konnten wir uns mit anderen Start-ups vernetzen und unsere Lösung bei Unternehmen und Universitäten vorstellen, zu denen wir sonst nur schwer Zugang gehabt hätten“, so Struwe, der über den Club mit Green IT zusammenfand. „Gemeinsam machen wir High-End-IT-Security für den Mittelstand erschwinglich“, sagt Schriewer. Die von Cybersense entwickelte Lösung setzt auf gezielte Täuschungen und Fallen im Netzwerk, um Angreifer bereits in der frühen Phase zu erkennen, bevor herkömmliche Systeme reagieren können. „Solche Technologien waren bislang dem Enterprise-Segment vorbehalten, doch gerade der Mittelstand als Herzstück der deutschen Wirtschaft ist besonders gefährdet“, so Schriewer.
Auch mit der Dortmunder Cuna Products GmbH arbeitet Green IT zusammen. Die biobasierten Mehrwegprodukte des Start-ups, die sonst im Pfandsystem bei Cafés und Restaurants im Einsatz sind, nutzt Green IT als nachhaltiges Präsent für Mitarbeitende und Kunden.
Impulsgeber für die Geschäftsentwicklung
Elf Start-ups durchlaufen derzeit die erste Runde des Fellowship-Programms. Zehn davon haben eigene Büros im TZDO bezogen. Acht etablierte Start-ups wie MotionMiners begleiten die Teams als Alumni. 13 Unternehmen bringen sich als Corporate Partner mit ein. Die Community trifft sich regelmäßig in Formaten wie beim Frühstück „innobreaking“ oder nach der Arbeit beim „innoclubbing“. Darüber hinaus veranstaltet der innoclub ein- bis zweimal pro Jahr auch offene Veranstaltungen, um das Angebot bekannter zu machen. Die ANT Maschinen GmbH, die automatisierte Schwerlastroboter für Häfen, Terminals und Logistikzentren entwickelt, ist ebenfalls Mitglied des Clubs. „Wir ermöglichen sichere, effiziente Containerbewegungen ohne Infrastrukturumbauten und mit klar spürbarer Produktivitätssteigerung“, sagt Geschäftsführer Vitaly Chukanov. Durch das Robotics as a Service-Modell erhalten die Kunden planbare Kosten pro Einsatzstunde. Die Autonomie lässt sich ausgehend von Remote Operation schrittweise steigern. Im innoclub erhält ANT Maschinen Mentoring durch die Wilo SE, einen weltweit tätigen Hersteller von Pumpenlösungen. „Der Club war Impulsgeber für Partnerschaften und Geschäftsmöglichkeiten“, sagt Chukanov, „hier entstand auch der Kontakt zur Vahle Group, mit der wir eine Kooperation für autonomes Laden aufbauen – ein Schlüsselelement für den durchgängigen Betrieb unserer Roboterflotte.“ Mit aktuell mehreren Pilotprojekten in der Umsetzung bereitet Chukanov jetzt die nächste Finanzierungsrunde vor: „Wir suchen Partner, um die Skalierung von der Kleinserie zum Flotten-Roll-out zu beschleunigen.“
Ausbau von Netzwerk und Neugeschäft
Die Valoon GmbH wiederum, Gewinnerin des Out of the Box Award 2025, bietet Bau- und Handwerksbetrieben eine Software für die Kommunikation und Dokumentation zwischen Baustelle und Büro. „In der Baubranche ist die Akzeptanz von Software noch relativ gering, insbesondere beim Endanwender auf der Baustelle“, sagt Geschäftsführer Marvin Rosian. „Im Gegensatz zu vergleichbaren Lösungen müssen unsere Kunden keine neue App bei ihren Mitarbeitenden installieren, sondern sie können die ohnehin auf dem Handy installierten Messenger nutzen, insbesondere WhatsApp.“ Der innoclub ist für Rosian eine hervorragende Möglichkeit, sich mit Unternehmen aus der Umgebung zu vernetzen: „Ein Paradebeispiel ist die Messe Handwerk goes KI, auf der wir gemeinsam mit dem innoclub vertreten waren und diverse Kunden aus der Region gewinnen konnten“, so Rosian. Aktuell ist Valoon auf über 1.000 Baustellen in zehn Ländern im Einsatz. Für Ende des Jahres plant Rosian die Seed-Finanzierung, um das Wachstum in Deutschland und weltweit auszubauen.
Innoclub wächst über die Stadtgrenzen hinaus
„Der innoclub verbindet akademische Einrichtungen, Start-ups und etablierte Unternehmen und stärkt ein Netzwerk, von dem alle profitieren“, sagt Schriewer. So entwickele sich Dortmund zunehmend zu einem Inkubator für Tech-Start-ups. Nach Ablauf des Fellowships
werden Teams Alumni des innoclub und können ihre Erfahrungen an die nachrückenden Teams weitergeben. „Wir freuen uns, dass schon in den ersten Monaten so viele fruchtbare Matches und Kooperationen entstanden sind“, so Schubert. Getragen von den Bedürfnissen der Start-ups und Corporates wächst der Club mittlerweile über die Stadtgrenzen Dortmunds hinaus. Unternehmen aus Nachbarstädten sowie die Wirtschaftsförderungen aus Hamm und Unna sind bereits beigetreten, berichtet Schubert: „Gemessen am Potenzial der Region ist der innoclub noch klein, doch er wächst.“


