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Afrika gilt als einer der letzten großen Wachstumsräume der Weltwirtschaft. Mit
einer jungen, dynamischen Bevölkerung, wachsender Urbanisierung und einer sich formierenden Mittelschicht entsteht ein enormer Markt für neue Produkte und Dienstleistungen. Doch Gründen in Afrika bedeutet mehr als die Übertragung westlicher Geschäftsmodelle. Entscheidend sind das Verständnis für die Vielfalt lokaler Innovationsökosysteme und der Aufbau von Brücken zwischen Afrika und Europa.
Der Kontinent umfasst 55 Länder, die sich wirtschaftlich, politisch und kulturell voneinander unterscheiden. Gemeinsam ist ihnen eine enorme Dynamik: Bis 2050 wird sich die Bevölkerung voraussichtlich verdoppeln. Schon heute leben mehr als 1,4 Milliarden Menschen in Afrika. Die Afrikanische Freihandelszone (AfCFTA) eröffnet neue Möglichkeiten zur Skalierung über Ländergrenzen hinweg. Digitale Technologien treiben zudem ein „Leapfrogging“ voran: Mobile Money hat Millionen Menschen Zugang zu Finanzdienstleistungen verschafft, E-Commerce-Plattformen erreichen Kundschaft auch in entlegenen Regionen.
Besonderheiten beim Gründen
Die Ökosysteme Afrikas unterscheiden sich stark in Reifegrad und Struktur. Während Nigeria oder Kenia lebendige Start-up-Szenen mit Risikokapitalzufluss aufgebaut haben, punkten Länder wie Ruanda oder Tunesien mit innovationsfreundlichen Regulierungen. Bedeutende Tech-Hubs finden sich etwa in Lagos, Nairobi, Kapstadt, Kigali oder Tunis. Sie ziehen Talente und Investoren an, bilden aber auch jeweils eigene Logiken aus. Herausforderungen bleiben: Finanzierungszugang ist vielerorts begrenzt, weshalb viele Start-ups auf Pay per Use- oder Prepaid-Modelle setzen. Zudem variieren regulatorische Rahmenbedingungen und Marktgrößen erheblich. Wer mit kultureller Sensibilität agiert und lokale Partner einbindet, schafft Vertrauen – eine zentrale Voraussetzung in weniger formal organisierten Märkten.
Trends und Erfolgsfaktoren
Mehrere Entwicklungen prägen die Start-up-Landschaft: Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand. Fintechs, Agritechs und Healthtechs entwickeln Lösungen für zentrale Entwicklungsfragen, während erneuerbare Energien und Kreislaufwirtschaft an Bedeutung gewinnen. Inkubatoren, Acceleratoren und Netzwerke in den großen Hubs stärken Gründerinnen und Gründer zusätzlich. Internationale Brückenprogramme unterstützen den Austausch mit Europa. Ein Beispiel ist das Projekt „Africa Meets Bavaria“, das von UnternehmerTUM, Europas größtem Zentrum für Innovation und Gründung, umgesetzt und von der bayerischen Staatskanzlei finanziert wird. Es vernetzt afrikanische Start-ups mit dem bayerischen Innovationsökosystem, fördert Kooperationen mit Unternehmen und Investoren und erleichtert die Skalierung. UnternehmerTUM agiert damit als Brückenbauer zwischen zwei dynamischen Regionen.
Ausblick
Afrika entwickelt sich zu einem globalen Innovationslabor. Wer Geschäftsmodelle an lokale Realitäten anpasst und internationale Kooperationen nutzt, hat die besten Chancen auf Erfolg. Für Investoren eröffnen sich hier attraktive Märkte mit hohem Wachstumspotenzial,
insbesondere in Sektoren wie Fintech, Agritech oder erneuerbare Energien. UnternehmerTUM trägt mit Africa Meets Bavaria dazu bei, afrikanische und europäische Ökosysteme enger zu verzahnen – ein entscheidender Schritt, um das enorme Potenzial afrikanischer Gründerinnen und Gründer zu heben.
Über den Autor:
Lara Knödler ist Expertin für afrikanische Innovationsökosysteme mit einem Masterabschluss in Development Studies der University of Sussex. Als Projektleiterin bei UnternehmerTUM verantwortet sie den Ausbau internationaler Kooperationen mit dem afrikanischen Kontinent.



