Kooperationen werden für Mittelständler immer wichtiger

Kommentar

Johanna Antonie Tjaden-Schulte, NRW.Bank
Johanna Antonie Tjaden-Schulte, NRW.Bank

Bildnachweis: NRW.Bank.

Newcomer-Unternehmen haben innovative Ideen, die dem etablierten Mittelstand bei einer schnellen und erfolgreichen Transformation nützen. Doch direkte Kooperationen sind zu selten. Dabei haben sie das Potenzial, unsere Wirtschaft zukunftsfähig zu machen.

Transformation eröffnet dem Mittelstand große Chancen, sich neu aufzustellen. Dabei kommt Innovationen eine zentrale Rolle zu. Zugleich sind die Vorzeichen gut: Die
Bundesregierung rechnet für das kommende Jahr mit einem höheren Wirtschaftswachstum. Doch laut dem vom IW erstellten Transformationskompass 2025 trauen sich aktuell nur 41% der Unternehmen einen erfolgreichen Wandel zu. Es ist Zeit, das zu ändern – und ein Schlüssel dazu liegt in Kooperationen zwischen Start-ups und Mittelstand.

Kooperationen als Schlüssel zur Transformation

Die Zusammenarbeit hat das Potenzial, einen Digitalisierungs-, Produktivitäts- und Innovationsschub auszulösen: Denn um Produkte und Prozesse weiterzuentwickeln, müssen Innovationen immer schneller umgesetzt werden – bei zugleich hohen Anfangsinvestitionen. Gemeinsame Projekte teilen Risiken, bündeln Know-how und beschleunigen Veränderung. Start-ups bringen frische Ideen und technologische Dynamik ein, die Mittelständler Erfahrung, Strukturen und Marktzugänge – es ist also eine Win-win-Situation. Zusammen entsteht ein Innovationsmotor, der weit über das einzelne Unternehmen hinaus wirkt. Damit kleine und mittlere Unternehmen und Start-ups zusammenkommen, gilt es jedoch, Hürden zu überwinden.

Austausch braucht Orte und Orientierung

Laut einer Studie des Startup-Verbands fällt es 59% der etablierten Unternehmen schwer, unter Deutschlands mehr als 23.000 Start-ups den passenden Partner zu finden. Das ist kein Mangel an Willen, sondern ein Matching-Problem – und hier muss Förderung ansetzen. Plattformen wie die DWNRW-Hubs, der Beirat für die Junge Digitale Wirtschaft NRW, die win NRW.Bank Business Angels Initiative oder Formate wie die Private Equity-Konferenz NRW zeigen, wie Austausch gelingt: Sie schaffen Transparenz und fördern Partnerschaften, die Wachstum ermöglichen. Neben der Frage nach dem Matching gibt es noch weitere Hürden: die Finanzierung und die mit den hohen Anfangsinvestitionen verbundenen Risiken. Auch hier spielen Förderbanken eine wichtige Rolle. Sie stellen passende Finanzierungsangebote bereit und machen damit Investitionen in neue Produkte und Prozesse attraktiver. Zinsgünstige Förderdarlehen für den Mittelstand werden dabei ergänzt durch Eigenkapitalfinanzierungen für die Start-ups.

Innovation mit Wirkung

Die NRW.Bank hat sich beispielsweise über ihren Venture Capital-Fonds NRW.Venture an octonomy AI aus Köln beteiligt: Das Start-up entwickelt eine Plattform, die mithilfe spezialisierter KI-Agenten Unternehmensprozesse automatisiert und Wissen produktiv macht. Unternehmen können solche virtuelle Mitarbeitenden überall dort einsetzen, wo Fachkräfte stark ausgelastet sind: etwa im Kundenservice, im technischen Support und im Field Service. Das zeigt exemplarisch, wie der Mittelstand ganz konkret von den Ideen der Start-ups profitieren kann. Unser Investment war Teil einer größeren Finanzierungsrunde im Volumen von 20 Mio. USD. Dank solcher gemeinsamer Investments kommen wachstumsorientierte Finanzierungen inzwischen häufiger zustande. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind – auch wenn größere Wagniskapitalrunden in Deutschland nach wie vor die Ausnahme sind. Um diese Situation zu ändern, können einerseits die Rahmenbedingungen weiter verbessert werden. Andererseits braucht es den Mut von privaten Kapitalgebern, zum Beispiel durch Corporate Venture Capital, bei dem Unternehmen Wagniskapital in Start-ups investieren. Neue Wertschöpfung und unternehmerische Zukunft gestalten wir mit mehr Kooperationen zwischen Mittelstand und Start-ups – sowohl bei der konkreten Zusammenarbeit als auch in der Finanzierung.

Über die Autorin:

Johanna Antonie Tjaden-Schulte ist Vorständin der NRW.Bank mit der Zuständigkeit für Vertrieb und Förderstrategie. Neben der transformatorischen Förderung von mittelständischen Unternehmen treibt sie das Ziel an, jungen Unternehmen nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen, um sich stark in NRW zu positionieren. Zuvor war sie bei der Commerzbank AG als Managing Director im Corporate Banking tätig.