Social Sells: Der Mehrwert der Menschlichkeit

Kommentar

Dr Peter Güllmann, Bank im Bistum Essen
Dr Peter Güllmann, Bank im Bistum Essen

Bildnachweis: Bank im Bistum Essen.

Vom Geachteten zum Geächteten, vom Showstar zum Showstopper: „Die Nachhaltigkeit“ erlebt in der öffentlichen Wahrnehmung gerade einen beispiellosen Absturz. Dieser Tatsache liegen zwei Missverständnisse zugrunde.

Das erste Missverständnis betrifft die Wahrnehmung der Nachhaltigkeit als Trendthema, dem man sich verweigern kann und das von der nächsten durchs Dorf getriebenen Sau abgelöst wird. Nachhaltigkeit ist aber nicht das Thema, sondern beschreibt das Zielbild. Das eigentliche Problem ist zum Beispiel der faktische Klimawandel. Und dem kann sich niemand entziehen.

„Nur“ ökologische Fakten?

Damit sind wir auch schon beim zweiten Missverständnis: nämlich dem, dass es bei der Nachhaltigkeit „nur“ um ökologische Faktoren wie den Klimawandel geht. Diese stehen zwar zu Recht im Fokus, da von ihnen die größten Gefahren ausgehen. Zumindest in der Theorie ist das Soziale dem Ökologischen aber ebenbürtig. In der Praxis sieht das leider anders aus. Ein gutes und friedliches gesellschaftliches Zusammenleben, attraktive Arbeitsplätze, körperliches und seelisches Wohlergehen – all diese nachhaltigen Ziele sind von der Regulatorik- und Debattenagenda leider vollständig verschwunden. Was für ein Verlust! Denn Menschlichkeit – und um die geht es übergeordnet bei der sozialen Nachhaltigkeit – bietet gerade in schwierigen Zeiten wie den unsrigen echten Mehrwert. Darum sollten wir viel öfter und lauter über Unternehmen sprechen, die etwas gegen Armut tun, sich für Inklusion einsetzen oder soziale Teilhabe fördern; über Banken, die die soziale Infrastruktur durch die Finanzierung von Krankenhäusern und Pflegeheimen stärken; oder über Initiativen, die finanzielle Bildung bieten oder Orte für Gemeinschaft schaffen. Ich bin überzeugt, dass es Unternehmen mit stark ausgeprägter sozialer Nachhaltigkeit sein werden, die künftig das Rennen um Finanzierungen, Fachkräfte und Verbraucherherzen machen werden.

Fazit

Lasst uns das Soziale also wieder stärker auf die Agenda setzen – dann können wir auch wieder entspannter und zielführender über Nachhaltigkeit sprechen.

Über den Autor:

Dr. Peter Güllmann ist Vorstandssprecher der Bank im Bistum Essen und unter anderem verantwortlich für das Kreditgeschäft, Mikrofinanzierung und Nachhaltigkeit. Zudem ist er Vorsitzender des Rates für Wirtschaft und Soziales beim Bischof von Essen.