Neue Gründerzeit im Rheinland

Gateway stärkt das Start-up-Ökosystem im Großraum Köln

Prof. Dr. Kai Thürbach (Gateway Gründungsnetz e.V.), Dr. Stephanie Grubenbecher (Gateway TH Köln), Marc Kley (Gateway Exzellenz Start-up Center der Universität zu Köln), André van Hall (BioCampus Cologne) & Dr. Manfred Janssen (KölnBusiness Wirtschaftsförderung)
Prof. Dr. Kai Thürbach (Gateway Gründungsnetz e.V.), Dr. Stephanie Grubenbecher (Gateway TH Köln), Marc Kley (Gateway Exzellenz Start-up Center der Universität zu Köln), André van Hall (BioCampus Cologne) & Dr. Manfred Janssen (KölnBusiness Wirtschaftsförderung)

Bildnachweis: Gateway Gründungsnetz e.V., Gateway TH Köln, Gateway Exzellenz Start-up Center der Universität zu Köln, BioCampus Cologne, KölnBusiness Wirtschaftsförderung.

Köln zählt neben Berlin, Hamburg und München zu den führenden Start-up-Standorten in Deutschland. Doch die Domstadt gibt sich damit nicht zufrieden. „Wir wollen, dass Köln und das Rheinland auch international zur Top-Region für Gründungen werden“, sagt Prof. Dr. Kai Thürbach, Vorsitzender des Gateway Gründungsnetz e.V. Wichtige Weichen haben Thürbach und seine Mitstreiter bereits gestellt. Das Kölner Ökosystem floriert, und die Bedingungen für weiteres Wachstum sind gut.

Neben London und Paris ist der Großraum Köln mit über zehn Millionen Menschen eine der Metropolregionen Europas. Mehr als 50 Hochschulen, sechs Universitätskliniken und 31 Forschungsinstitute im Regierungsbezirk sorgen für eine dichte Wissenschaftslandschaft und ein außergewöhnliches Fachkräftepotenzial. „Mit mehr als 850 Start-ups sind wir der stärkste Gründungsstandort in NRW“, sagt Dr. Manfred Janssen, Geschäftsführer der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. „Besonders viele neue Unternehmen entstehen derzeit in den Bereichen Software, Lebensmittel, E-Commerce und Medizin.“ Überregional ist die Stadt an europäische Innovationszentren in Frankreich, Belgien und den Niederlanden angebunden und damit ein guter Ausgangspunkt für die Internationalisierung. „Die Lage im Herzen Europas, kombiniert mit einer großen Branchenvielfalt und wachsenden Vernetzung mit Investoren, macht die Stadt zu einem idealen Ausgangspunkt für Gründerteams, die international durchstarten wollen“, so Janssen.

Kölner Start-ups sichern sich Finanzierungen

Ein unternehmerischer Leuchtturm für den Standort ist DeepL, das mit seiner KI-basierten Übersetzungsplattform einen festen Platz im globalen Markt erobert hat. Inzwischen zählt DeepL zu den wertvollsten Tech-Start-ups Europas. „Kölner Start-ups sichern sich internationale Investments in Millionenhöhe und beweisen, dass sie im globalen Wettbewerb bestehen können“, sagt Janssen. Im ersten Halbjahr 2025 holte das Unternehmen 1NCE, das eine globale Mobilfunk- und Softwareplattform für IoT-Konnektivität bietet und mit seiner Lifetime Flat für Maschinen und Geräte international Maßstäbe setzt, 60 Mio. USD ein. Unter anderem investierten die Telekom, Kensington Capital Partners und SoftBank. Buynomics, das mithilfe Künstlicher Intelligenz datenbasierte Preis- und Produktentscheidungen im Rahmen einer SaaS-Lösung ermöglicht, sicherte sich 27,5 Mio. EUR. Das Start-up bezahl.de, welches das Zahlungsmanagement insbesondere für die Automobilbranche digitalisiert und automatisiert, erhielt 23 Mio. EUR, um das Wachstum zu forcieren. aedifion wiederum, das Gebäude per IoT und KI energieeffizienter macht und den Betrieb optimiert, konnte für seine Cloudplattform 17 Mio. EUR einwerben.

Hightech und Lebensqualität

„Start-ups finden hier nicht nur qualifizierte Mitarbeitende, sondern auch Kooperationspartner aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie Kunden und Lieferanten“, sagt André van Hall, Geschäftsführer des BioCampus Cologne (BCC) und des Rechtsrheinischen Technologie- und Gründerzentrums Köln (RTZ). Darüber hinaus ist Köln bekannt für sein weltoffenes, attraktives Lebensumfeld, was die Personalgewinnung auch im internationalen Umfeld erleichtert. Und die Möglichkeiten sind bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. „Die hohe Unternehmensdichte mit vielen Hidden Champions und DAX-Konzernen in und um Köln herum bietet großes Potenzial, Wissenschaft und Wirtschaft in der Region noch näher zusammenzubringen“, sagt Marc Kley, geschäftsführender Direktor des Gateway Exzellenz Start-up Center der Universität zu Köln. Als besonderen Pluspunkt sieht Janssen einen starken Zusammenhalt innerhalb des Ökosystems und einen geradezu familiären Austausch unter den Gründerinnen und Gründern.

Gateway und der Kölner Weg

Das kommt nicht von ungefähr. „In Köln haben sich alle Stakeholder des Innovationsprozesses zusammengeschlossen“, sagt van Hall. Die Stadt biete Start-ups kontinuierliche Unterstützung von der Vorgründungsphase bis hinein in jedes Wachstumsszenario. Alle Hochschulen, Mediatoren, Verbände, Kreditinstitute/Investoren und auch die Technologiestandorte wie der BCC und das Rechtsrheinische Technologie- und Gründerzentrum (RTZ) ziehen dabei an einem Strang. „Gründungsförderung gehen wir strategisch und gemeinsam mit allen Partnern an“, sagt Thürbach. „Wir nennen das den Kölner Weg.“ Die Marke „Gateway“ steht dabei für das gesamte Kölner Ökosystem. Als „Gateway Hochschulen Köln“ haben sich die Universität zu Köln, die Technische Hochschule Köln, die Deutsche Sporthochschule, die Rheinische Hochschule und die CBS International Business School zusammengeschlossen, um Entrepreneurship voranzutreiben. Das Gateway Gründungsnetz wiederum, zu dem auch Forschungseinrichtungen, Technologiezentren, Sparkassen und Banken, Gründungsförderungen, Kammern und Unternehmen gehören, unterstützt Start-ups bei Gründung, Finanzierung und Markteintritt. „Insgesamt vertreten wir fast 100.000 Studierende und Menschen aus dem Hochschul- und Wissenschaftssystem“, so Thürbach.

Strategische Herangehensweise und eine Marke

Vor zehn Jahren startete Gateway klein, jedoch mit einer großen Vision und einer klaren Strategie. „Der Schlüssel war von Anfang an die vertrauensvolle Zusammenarbeit der Hochschulen, sowohl strategisch als auch operativ“, so Kley. Diese besteht bis heute, unter anderem in regelmäßigen Jour fixes, bei denen die Partner persönlich auf der praktischen Arbeitsebene zusammenkommen. „In den vergangenen Jahren haben sich viele gemeinsame, das gesamte Ökosystem übergreifende Formate wie die Cologne Startup Summer Night oder der Cologne Investors Evening etabliert“, sagt Dr. Stephanie Grubenbecher, Leiterin des Gateway TH Köln. Zusammen mit Kley hat sie das Gateway Netzwerk von der ersten Stunde an mit aufgebaut. „Um den Zusammenschluss und die Community auch nach außen hin sichtbar zu machen, haben wir uns bewusst für die gemeinsame Marke entschieden“, so Thürbach. „Damit machen wir klar, dass wir nicht nur kooperieren, sondern fest miteinander verbunden sind, und der gesamte Start-up-Standort profitiert vom starken, einheitlichen Auftritt.“

360°-Gründerförderung

Das Gateway Exzellenz Start-up Center (ESC) bietet ein Rundumpaket für Gründungsinteressierte. „Von der Ideenidentifikation über Geschäftsmodellentwicklung, Förderanträge in Programmen wie exist und Go-Bio bis hin zur Unterstützung bei der Umsetzung ist das ESC offen für Gründungswillige aus allen Gateway-Hochschulen“, so Kley. Breit gefächerte Unterstützung in der Vorgründungsphase bieten der Ideenwettbewerb „Start Up Your Idea Contest“, ein Inkubationsprogramm zur Entwicklung des Problem-Solution-Fits sowie der Gründungswettbewerb Campus Competition Cologne. Das ESC bringt insbesondere DeepTech- und industrienahe Gründungen hervor. Ein Beispiel ist Detechgene, ein Spin-off aus der Universität zu Köln, welches ein innovatives PCR-Schnelltestsystem entwickelt und kürzlich die zweite Seed-Finanzierungsrunde im Umfang von 3 Mio. EUR geschlossen hat. „Die Gründer haben den gesamten Angebotsfunnel des Gateways durchlaufen und wurden von uns von der ersten Idee bis zum Markteintritt unterstützt“, so Kley. KölnBusiness gestaltet das Netzwerkangebot von Gateway aktiv mit. „Mit Formaten wie der Cologne Masterclass schaffen wir gezielt Verbindungen zwischen vielversprechenden Start-ups und passenden Kapitalgebern und öffnen Türen zu nationalen wie internationalen Netzwerken“, so Janssen. Startup-Champs Germany wiederum ist eine Kooperation mit Berlin Partner, Hamburg Invest und Munich Startup mit einem gemeinsamen, überregionalen Pitch-Wettbewerb.

Fördermittel gemeinsam einwerben

Das institutionalisierte Netzwerk hilft zudem, Ressourcen zu bündeln, etwa beim Einwerben von Fördergeldern mit einem gemeinsamen Fördermitteltopf. Gemeinsam konnten die Kölner Hochschulen so „Fit for Invest“ mit dem exist-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz ins Leben rufen. Fit for Invest veranstaltet im gesamten Gateway-Netzwerk Workshops für Gründerteams, vernetzt sie mit Experten und Investoren und bereitet sie auf Finanzierung und internationales Wachstum vor. „Das Programm hat maßgeblich dazu beigetragen, eine neue Gründungskultur in der Region zu etablieren und die gemeinsame Vision der Kölner Hochschulen in die Tat umzusetzen“, so Thürbach. Als weitere wichtige Bausteine konnte Köln die Förderlinien Exzellenz Start-up Center.NRW und ab 2025 Startup Center.NRW (EFRE) des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie (MWIKE) sichern. Das StartUpLab@TH Köln wiederum wurde mithilfe des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) realisiert. Die aus den Förderprogrammen hervorgegangenen Strukturen und Maßnahmen werden langfristig weiterentwickelt.

Hightech-Hubs BCC und RTZ wachsen

Der BioCampus Cologne (BCC) und das Rechtsrheinische Technologiezentrum spielen als Hightech-Hubs im Kölner Ökosystem eine zentrale Rolle. „Hier finden Unternehmen aus Bereichen wie Deeptech und MINT eine bedarfsgerechte Infrastruktur mit Büros, Werkstätten, Laboren und Eventflächen“, so van Hall. Die Community von BCC und RTZ umfasst über 70 Start-ups, Scale-ups und Corporates. Das in unmittelbarer Nähe der TH Köln gelegene RTZ bietet speziell jungen Technologieunternehmen in der Startphase Büro- und Laborflächen, voll ausgestattete Seminar- und Besprechungsräume und weitreichenden Business Support. Das vitale Umfeld des RTZ fördert zudem die Vernetzung auf persönlicher Ebene. „Spin-off-Teams wie Shape Engineering und mecorad können von der TH aus ins benachbarte RTZ wechseln und den Kontakt zur Hochschule halten“, so van Hall. Der BCC im Kölner Nordwesten ist ein groß angelegter Technologiepark für Zukunftstechnologien. „Aktuell haben wir ein Ausbaupotenzial von 260.000 m² Bruttogeschossfläche“, sagt van Hall. Start-ups haben dadurch schon bei der Gründung die Gewissheit, dass sie ihr Geschäftsmodell am Standort weiter skalieren und Teil der Community bleiben können. Ein Vorbild ist für viele Teams das Life Sciences-Unternehmen Amaxa, welches als Ausgründung aus der Universität zu Köln im RTZ startete, dann zum BCC übersiedelte und hier heute als Teil des Lonza-Konzerns unter anderem ein modernes Produktions- und Logistikzentrum betreibt. Auf dem BCC sind auch zahlreiche Ausgründungen aus umliegenden Forschungseinrichtungen ansässig, etwa VitrofluidiX und Detechgene aus der Uniklinik Köln, SenseUp aus dem Forschungszentrum Jülich oder Alteva aus dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Mit Limaa Technologies hat sich sogar eine Ausgründung aus der Berliner Charité angesiedelt. Aktuell sind auf dem BCC zwei neue Laborgebäude in Planung. Künftig soll ein Frühphaseninkubator mit Schwerpunkt auf Life Sciences und Healthcare die Innovationslandschaft ergänzen. „Damit soll die nahtlose Überführung von Innovationen aus der Forschung in kommerzielle Anwendungen ermöglicht werden“, so van Hall.

Besondere Förderung von Gründerinnen

Angehende Gründerinnen werden in Köln speziell durch das Programm Gateway EM*power aus der exist Women-Förderlinie unterstützt, welches neben abgestimmten Veranstaltungen, Mentoring und Coaching auch ein dreimonatiges Stipendium beinhaltet. „Wir haben schon merkliche Erfolge in der Aktivierung von Gründerinnen erzielt, doch es gibt noch enormes Potenzial“, so Grubenbecher. „Wir wünschen uns mehr Gründerinnen nicht nur in der frühen Projektphase, sondern auch in verantwortlichen Positionen in den Start-ups.“ Ein zentraler Ansatz das Programms liegt darin, Frauen besonders das Entrepreneurial Mindset und damit die Perspektive und das Rollenverständnis als Unternehmerin näherzubringen.

Gateway Factory setzt sich im Leuchtturmwettbewerb durch

Anfang 2025 wurde von den Gateway Hochschulen Köln, der RWTH Aachen, der Start2 Group sowie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf gemeinsam die Gateway Factory gegründet. Sie bietet Start-ups, die aus den jeweiligen Gründungsnetzwerken hervorgehen, ein unmittelbar anschließendes Unterstützungsprogramm von der Acceleration bis zur Skalierung und Internationalisierung. Das Angebot richtet sich an universitäre Spin-offs aus dem Städtedreieck Aachen, Düsseldorf, Köln. Im Juli wurde die Gateway Factory als Gewinnerin im bundesweiten Leuchtturmwettbewerb „Startup Factories“ gekürt und erhält damit bis zu 10 Mio. EUR zur Förderung von Deeptech-Start-ups. „Damit kommen wir unserem Ziel, das Rheinland zu einem europäischen Deeptech-Hub zu machen, ein entscheidendes Stück näher“, so Kley. Die Gateway Factory dürfte auch dabei helfen, noch mehr Unternehmen für die Zusammenarbeit mit Gründungsteams zu begeistern. Nächste wichtige Termine im Kölner Ökosystem sind die Startupland Conference am 5. November, bei der die europäische Start-up-Szene im RheinEnergieStadion zusammenfindet, und die rise.koeln – eine Scaleup-Week rund um die Startupland vom 3. bis 7. November 2025.