FlixBus GmbH: Mit Fernbussen auf der Überholspur

PantherMedia / Yuri Bizgajmer

Gegründet wurde FlixBus von André Schwämmlein, Jochen Engert und Daniel Krauss im Frühjahr 2012. Engert und Schwämmlein waren zuvor gemeinsam bei Boston Consulting tätig. Krauss, der vor der Gründung bei Microsoft beschäftigt war, kannte Schwämmlein seit der Schulzeit und hatte schon früher mit ihm zusammen ein Unternehmen gestartet. Den Anstoß für die Gründung von FlixBus gab der Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Bundesregierung. Dort war festgehalten, den Fernbusmarkt zu liberalisieren. „Parallel zu unseren Berufen saßen wir an den Wochenenden zusammen und haben Geschäftsmodelle diskutiert. Als wir festgestellt haben, dass die Bahn in Bereich Fernbusse nicht aktiv wird, haben wir uns gesagt: ‚Dann machen wir es‘“, erzählt Mitgründer Schwämmlein von den Anfangszeiten. Nicht die Ersten zu sein, die Busse auf der Straße hatten, sei eine bewusste Entscheidung gewesen, führt Schwämmlein weiter aus. „Wir wollten uns zuvor intensiv auf das Thema Finanzierung vorbereiten und die richtigen Partner finden, mit denen wir zusammenarbeiten. Heute kommt uns diese Vorbereitung zugute, und wir können aggressiv und schnell wachsen.“

Wechselseitiges Vertrauen erforderlich

D5 André SchwämmleinDas Geschäftsmodell von FlixBus unterscheidet sich dabei kaum von E-Commerce-Unternehmen, die beispielsweise Schuhe oder Kleidung vertreiben: Das Start-up verkauft Bustickets und teilt sich die Umsätze mit den Busunternehmen. Der Unterschied sei, so Schwämmlein, dass sie sich bei den kooperierenden Partnern bis zu einem gewissen Grad bewerben müssten. „Die Busunternehmer müssen darauf vertrauen, dass es uns gelingt, genügend Menschen zu einem angemessenen Preis in den Bus zu setzen.“ Andererseits müssten sich die Gründer darauf verlassen, dass der Unternehmer die Busse in der entsprechenden Qualität und freundliches Personal bereitstellt. „Denn eines ist klar, wenn Sie in den Bus steigen und der Busfahrer ist unfreundlich, dann fahren Sie vielleicht noch ein Mal mit FlixBus, aber danach nicht mehr.“

Business Angels finanzierten den Start

Bereits vor dem eigentlichen Start des Unternehmens schloss FlixBus zwei Finanzierungsrunden mit Business Angels ab. Insbesondere das erste Investment stellt für das Team eine Herausforderung dar, wie sich Mitgründer Schwämmlein erinnert: „Als wir im Frühjahr 2012 die erste Finanzierungsrunde geclosed haben, gab es das Gesetz noch nicht. Das Team bestand aus den drei Gründern und einem Praktikanten, ein D5 Dr. Ingo PotthofGeschäft gab es auch nicht, sondern nur Powerpoint-Slides.“ Im Zuge des Businessplan-Wettbewerbs Nordbayern entstand der Kontakt zu Heinz Raufer, dem Gründer von hotel.de, der die Münchner mit einem ersten Investment unterstützte. Mit dieser ersten Finanzierungsrunde konnte FlixBus insbesondere den Aufbau des Teams und der IT-Infrastruktur realisieren. Für den Markteintritt sammelte das Gründer-Team in einer weiteren Business Angel-Runde zusätzliches Kapital, unter anderem zur Finanzierung von Marketing-Kampagnen, ein. Über einen der investierten Business Angels kam auch der Kontakt zum UnternehmerTUM-Fonds zustande, der sich im Herbst 2013 gemeinsam mit Daimler Mobility Services und Holtzbrinck Ventures an dem Münchner Start-up beteiligte. „Der erste Kontakt entstand bereits im Herbst 2012, schon damals hat uns die Idee sehr gut gefallen, da es sich dabei um einen großen Markt handelte, der noch nicht besetzt war“, erklärt Dr. Ingo Potthof, Geschäftsführer und Managing Partner beim UnternehmerTUM-Fonds. Darüber hinaus habe überzeugt, dass eine konkrete Netzplanung und die Installation eines Preismanagements bereits sehr früh angegangen wurden.

Rasantes Wachstum und Internationalisierung

Nach knapp einem halben Jahr am Markt ist FlixBus auf rund 110 Mitarbeiter angewachsen und bedient gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern mit rund 100 Bussen und knapp 1.000 möglichen Verbindungen etwa 60 Haltestellen. Laut Mitgründer Schwämmlein nehmen die Münchner momentan im Schnitt pro Woche eine neue Linie ans Netz und peilen für das dritte oder vierte Quartal zumindest die geteilte Marktführerschaft in Deutschland an. Diese Entwicklung wird auch von den Investoren unterstützt, wie Potthof bestätigt: „Im nächsten Schritt planen wir die Internationalisierung, um auch über die Bundesrepublik hinaus ein relevanter Anbieter zu werden und das Fernbusgeschäft zu etablieren.“ Diese Expansion können sich Investor und Mitgründer in drei Schritten vorstellen: Zuerst fahre man im grenzüberschreitenden Verkehr Städte wie beispielsweise Wien, Prag oder Zürich an. Im zweiten Schritt ist geplant, geografisch nahe liegende Länder erst mit einzelnen Verbindungen anzufahren und anschließend in dem jeweiligen Land eigene Linien aufzubauen. Der dritte und laut Schwämmlein komplexeste Schritt wird sein, in anderen Ländern komplett eigene Netze aufzubauen.

Ausblick

„Sollte im Rahmen der Expansion weiteres Kapital notwendig sein, hätte der UnternehmerTUM-Fonds großes Interesse, sich an einer Wachstumsfinanzierung zu beteiligen“, erklärt Potthof. Zunächst sei es das Ziel, ein Unternehmen aufzubauen, das über Deutschland hinaus ein etablierter Verkehrsdienstleistungsanbieter mit einer Bewertung im dreistelligen Millionenbereich ist. Und auch FlixBus-Mitgründer Schwämmlein ist optimistisch und geht davon aus, dass der Fernbusmarkt in Deutschland ein Volumen von bis zu 1 Mrd. EUR haben kann. „Die Bahn behauptete 2013, der Fernbusmarkt hätte kaum Chancen. In der Zwischenzeit mussten sie eingestehen, dass doch Potenzial vorhanden ist. Allerdings gehen sie weiter davon aus, dass der Markt nicht groß genug sei, um aktiv zu werden. Wir sind überzeugt davon, dass sich die Bahn in zwei bis drei Jahren eingestehen muss, dass sie die Entwicklung in diesem Bereich verschlafen hat.“