Wider den „unmet medical need“

Doasense GmbH: Testmethode für moderne Gerinnungshemmer

Andreas Stadie, MBG Baden-Württemberg & Prof. Dr. Job Harenberg, Dr. Frieder Loesel, Doasense
Andreas Stadie, MBG Baden-Württemberg & Prof. Dr. Job Harenberg, Dr. Frieder Loesel, Doasense

Bildnachweis: MBG Baden-Württemberg, Doasense.

Doasense ist ein Medizintechnikunternehmen, das mit seiner patentgeschützten Technologie eine Testmethode für moderne Gerinnungshemmer, sogenannte direkte orale Antikoagulantien (DOACs) entwickelt hat. Der DOAC Dipstick ist der erste Point of Care-Test, der deren Einnahme zuverlässig erkennen kann.

Dies war bislang ein „unmet medical need“, beispielsweise in der medizinischen Notfallversorgung bei Schlaganfall, akuten Blutungen in anderen Organen und bei Hüftgelenk- und Schenkelhalsfrakturen, bei denen häufig jede Minute bis zur Einleitung einer medizinischen Behandlung zählt und wo es wichtig ist, zu wissen, ob ein Patient wegen der Einnahme von Gerinnungshemmern eine erhöhte Blutungsneigung aufweist. „Unser DOAC Dipstick ist ähnlich wie ein herkömmlicher Urin- oder pH-Teststreifen zu handhaben und kann mit dem Auge abgelesen werden, was den Test einfach, schnell und 24/7 verfügbar macht“, sagt Geschäftsführer und Gründer Prof. Dr. Job Harenberg. „Wir haben die Technologie außerdem zu einem kompletten Testsystem ausgebaut, das neben dem DOAC Dipstick auch den optionalen Doasense Reader zur automatischen Auslesung und Ergebnisdokumentation sowie Qualitätssicherungsprodukte für den Kunden beinhaltet.“

Marktpotenzial erkannt

Durch seine langjährige Arbeit im klinischen Umfeld und im Bereich der Gerinnungshemmung wurde Harenberg frühzeitig klar, dass durch die zunehmende Marktdurchdringung der neuen DOAC-Gerinnungshemmer, welche damals von der Pharmaindustrie ohne begleitende Tests entwickelt wurden, ein signifikantes Potenzial für einen entsprechenden patientennahen Test entstehen würde. „Unsere Vorarbeiten an der Universität Heidelberg haben dann sehr gute Ergebnisse erbracht, sodass mein Mitgründer und ich diesen sich abzeichnenden ‚unmet medical need‘ durch ein Produkt bedienen wollten“, erinnert sich Harenberg. „Dafür haben wir 2015 dann die passenden Investorenpartner und meinen Geschäftsführungskollegen Dr. Frieder Loesel mit seiner Start-up-Erfahrung gefunden und mit unserem Unternehmen Doasense losgelegt.“

Weitere Landesmärkte erschließen

Die Entwicklung der Test-Suite konnte inzwischen erfolgreich abgeschlossen, mit klinischen Studiendaten dokumentiert und es konnten regulatorische Zulassungen für Europa, Australien und Brasilien erreicht werden. „Wir haben zunächst in unserem Heimatmarkt Deutschland mit der Vermarktung und der Erschließung der ersten Kundengruppen begonnen und hier inzwischen Nutzer an etwa 200 Kliniken, darunter auch große Klinikketten“, sagt Co-Geschäftsführer Loesel. Ausgehend von den Erfahrungen in Deutschland, das derzeit noch etwa die Hälfte der Firmenumsätze ausmacht, erschließt man gegenwärtig mit internationalen Vertriebspartnern schrittweise weitere Landesmärkte. Neben den umliegenden europäischen Ländern werden dabei auch erste Testmärkte außerhalb des europäischen Kontinents eingebunden.

Entscheidende Vorteile bei Notfallversorgung

Der vorderste Anwenderkreis, auf den sich das Unternehmen derzeit fokussiert, ist der Bereich der Notfallversorgung. Allein in Europa kommt es jährlich zu fast 40 Mio. Notfällen mit stationärer Aufnahme, bei welchen vor der weiteren Versorgung umfangreiche diagnostische Tests durchgeführt werden. In den USA sind dies weitere rund 20 Mio. Fälle pro Jahr. „Mit einem Preis von etwa 15 EUR pro Test sind wir günstiger und vor allem viel schneller als Laboranalysen, sodass sich auch die Folgekosten durch eine schnellere, zielgerichtetere medizinische Versorgung für die Anwender in den jeweiligen Gesundheitssystemen vorteilhaft darstellen“, erklärt Loesel. 2021 hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) des deutschen Gesundheitswesens die Richtlinie zur Versorgung von Hüftfrakturen angepasst und den DOAC Dipstick als geeigneten Test genannt. „Mittelfristig erwarten wir, dass sich auch außerhalb der Notfallversorgung ein entsprechender DOAC-Testbedarf ergibt, etwa bei ambulanten chirurgischen Eingriffen“, so Loesel.

Erfahrene Investoren versammelt

Bereits zum Zeitpunkt der Unternehmensgründung 2015 konnte Doasense eine Gruppe von süddeutschen Investoren bzw. Family Offices mit großer Erfahrung im Medizinbereich versammeln. Im vergangenen Jahr ist dann die MBG Baden-Württemberg hinzugekommen. „Die Doasense GmbH befindet sich auf einem guten Weg, perspektivisch Marktführer im Bereich der DOAC-Analytik zu werden“, sagt Andreas Stadie, Investmentmanager bei der MBG. Derzeit hat Doasense in zwölf Ländern eine kommerzielle Verfügbarkeit seiner Produkte aufgebaut. Das Unternehmen erzielt erste Umsätze und hat den Produkt-Market Fit entsprechend bereits nachgewiesen.

Ausblick

„Gelingt es der Doasense, weiter zu internationalisieren, sieht die MBG – auch unterstützt durch den beständigen und sehr renommierten Gesellschafterkreis – gute Chancen, dass dem Unternehmen perspektivisch auch ein relevanter Unternehmensverkauf gelingen kann“, ist sich Stadie sicher. Nachdem die gute Performance der Tests inzwischen in internationalen Studien belegt ist, scheint den Verantwortlichen der geeignete Zeitpunkt gekommen zu sein, eine regulatorische Zulassung in den USA auf die Agenda zu nehmen. Darüber hinaus wird angestrebt, die Produktzertifizierung nach der neuen EU-Verordnung für In-vitro-Diagnostika (IVDR) in den nächsten ein bis zwei Jahren abzuschließen.