Permira (Ausgabe 5/2004)

Pionier der Beteiligungsfinanzierung in Deutschland
Allzulange wird in Deutschland noch gar nicht über Private Equity geredet – man möchte fast sagen: erst, seitdem es Permira gibt. Bereits 1986 schloß der Pionier im deutschen Beteiligungsmarkt die erste Transaktion ab. Aus dem Büro mit damals vier Mitarbeitern ist heute ein Team von zwanzig Investment Professionals geworden, davon sind sieben Partner des Unternehmens. Seit 1986 wurden 58 Transaktionen mit einem Investitionsvolumen von 1,7 Mrd. Euro und einem Transaktionsvolumen von über 10,4 Mrd. beraten. Die derzeit von Deutschland aus betreuten Beteiligungen erzielen mit rund 42.000 Mitarbeitern einen Umsatz von über 7,5 Mrd. Euro. Permira ist damit in Deutschland wie auch in Europa eine der führenden Private Equity-Gesellschaften.

Aufstieg und Unabhängigkeit
Der Aufstieg von Permira führte über eine breite regionale Präsenz. In den achtziger Jahren wurden selbständige Beteiligungsberatungen in Europa, den USA, Kanada, Japan und Asien unter Beteiligung der englischen Investmentbank Schroders plc. gegründet. Die Partnerschaften in Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien schlossen sich 1987 zunächst unter dem Namen Schroders Ventures Europe zusammen, die ersten beiden europäischen Fonds wurden mit einem Volumen von 0,9 Mrd. Euro (1997) bzw. 3,5 Mrd. Euro (2001) aufgelegt. In den Jahren 2000 und 2001 wurde Schroders Ventures Europe dann vollständig unabhängig von Schroders plc.. Die Partner gaben ihrem Unternehmen den neuen Namen Permira und bauten es mit der Eröffnung neuer Büros in Stockholm, New York und Madrid weiter aus. 

Starke Präsenz vor Ort
Die Verwurzelung in den Regionen spiegelt sich noch heute im Geschäftsmodell von Permira wider. In allen wichtigen Ländern ist man mit einem großen Büro und einer im Vergleich zu anderen führenden Private Equity-Investoren hohen Zahl von Investment Professionals vor Ort vertreten. Dieses relativ personal-intensive und damit teure Geschäftsmodell versetzt Permira sowohl in die Lage, auch kleinere Deals zu verfolgen, als auch einzelne Transaktionen intensiv zu recherchieren und zu bearbeiten. So waren bei dem Kauf des Pay-TV Senders Premiere aus der Konkursmasse des Kirch-Imperiums fünf Permira Investment-Manager neun Monate ausschließlich mit der Prüfung dieser Beteiligung beschäftigt. Die genaue Detailkenntnis und enge Zusammenarbeit mit Premiere-Chef Georg Kofler ermöglichte den Kauf des damals hochdefizitären Senders, der heute an der Gewinnschwelle arbeitet und möglicherweise in absehbarer Zeit den Weg an die Börse findet.

Exklusivität durch spezifisches Know-how
Das Beispiel des Kaufs von Premiere ist typisch für die Strategie von Permira: Durch den Einsatz spezifischen Know-hows will man sich im Wettbewerb mit anderen Private Equity-Gesellschaften differenzieren und eine exklusive Stellung gegenüber dem Verkäufer erlangen. Die Transaktion soll möglichst außerhalb eines preistreibenden Auktionsverfahrens abgewickelt werden. Um die erforderliche Nähe zu den potentiellen Beteiligungen herstellen zu können, achten die Permira-Partner darauf, daß ihre Investment Professionals einen entsprechenden Hintergrund haben. Nur ein kleiner Teil hat die beruflichen Erfahrungen in einer Investmentbank gesammelt, die Mehrzahl kommt aus verschiedenen Branchen der Industrie oder einer Unternehmensberatung.

Der größte europäische Fonds erfolgreich plaziert
Der unternehmerische Investmentansatz hat Permira gerade auch in Deutschland zu Investmenterfolgen verholfen. Hier ist es besonders wichtig, die Sprache der industriellen Unternehmer und Manager zu sprechen. Die mit deutschen Investments erzielte Rendite liegt bei Permira anders als bei vielen Wettbewerbern nicht unter dem Durchschnitt der übrigen Beteiligungen. Auch insgesamt scheinen die Investoren mit den durch die Beratung von Permira erzielten Ergebnissen zufrieden zu sein. Im vergangenen Jahr gelang es der Gesellschaft in nur drei Monaten, 5,1 Mrd. Euro für den bislang größten europäischen Buy-out-Fonds Permira Europe III einzusammeln, besonders im Hinblick auf das im Jahr 2003 insgesamt deutlich rückläufige Mittelaufkommen der Private Equity-Branche ein bemerkenswerter Erfolg. Etwa 70 % des Volumens kam von Investoren, die bereits in früheren Permira-Fonds engagiert waren. Für den neuen Fonds konnten aber auch erstmals vermögende Privatkunden und Stiftungen als Investoren gewonnen werden.

Gefüllte Kriegskasse
Nachdem der Vorläufer Permira Europe II fast vollständig investiert ist, steht damit wieder ausreichend Kapital zur Verfügung. Auch für den neuen Fonds werden möglichst Mehrheitsbeteiligungen an etablierten Unternehmen angestrebt. Der Eigenkapitalanteil eines Investments soll zwischen 50 und 650 Mio. Euro betragen. Mit dem Erwerb von Inmarsat, eines führenden Anbieters von globalen mobilen Satellitenkommunikationsdienstleistungen, wurde im Dezember vergangenen Jahres gemeinsam mit Apax Partners eine erste große Transaktion abgeschlossen.

Verkäufe überwiegen aktuell
Ansonsten sind die Permira-Partner in der jüngeren Vergangenheit jedoch vornehmlich mit Verkäufen in Erscheinung getreten. So wurden Anfang dieses Jahres die Dentalhandelsunternehmen Demedis GmbH und Euro Dental Holding GmbH an die Henry Schein Inc. für 255 Mio. Euro verkauft. Darüber hinaus wurde die Sirona-Gruppe, der international führende Hersteller von dentalen Ausrüstungsgütern, für 417,5 Mio. Euro an den Private Equity-Investor EQT und das Management veräußert und der Verkauf der TFL Ledertechnik an das deutsche Private Equity-Haus Odewald & Compagnie bekanntgegeben. Das Überwiegen der Verkäufe könnte auch eine Reaktion auf das mittlerweile wieder erreichte Bewertungsniveau am Beteiligungsmarkt sein. Wenn Permira vorsichtig wird, sollte der Markt aufhorchen: Schon aus der Internetblase Ende der neunziger Jahre hatten sich die Partner klug herausgehalten und damit Probleme für sich und ihre Investoren vermieden, die großen Wettbewerbern später schwer zu schaffen machten.

Ralf Thielemann

Investitionsansatz von Permira
– Stabiles, profitables Geschäft
– Wertsteigerungskonzept entwickeln, das sich an der Industrielogik orientiert
– Permiras Branchen-Know-how wird zur Wertsteigerung eingesetzt
– Partnerschaftliche und langfristige Unterstützung der Beteiligungen