Equity Capital Management: Spin-offs, Nachfolgen & Restrukturierungen

Der Gründer & sein Team
Den Grundstein für ECM legte Chris Peisch im Jahr 1994, als er die Vorgängergesellschaft H&P Beteiligungsberatung gemeinsam mit einem Partner in Frankfurt am Main gründete. Zu den ersten Investoren gehörten u. a. Banc Boston, BHF-Bank, Dresdner Kleinwort, WGZ Bank und die Fortis-Gruppe. Nach der Akquisition von sechs Unternehmen durch den ersten Fonds legte Peisch mit der neu errichteten ECM Equity Partners GmbH fünf Jahre später seinen zweiten Fonds auf. Vor dem Schritt in die Selbstständigkeit war er als Executive Director bei Morgan Stanley International in London für den Aufbau des europäischen Beteiligungsgeschäfts verantwortlich. In dieser Position lernte der amerikanische Staatsbürger, der über Abschlüsse der Universitäten von Harvard und Oxford verfügt, auch den deutschen Private Equity-Markt bereits in einer sehr frühen Phase kennen. Heute steuert Peisch gemeinsam mit zwei weiteren geschäftsführenden Gesellschaftern die Geschicke der ECM: Axel Eichmeyer, der zuvor fünf Jahre lang bei PricewaterhouseCoopers im Bereich Corporate-Restrukturierungen tätig war, und Richard Gritsch, der seit 1993 in verschiedenen Stationen u. a. bei der BHF-Bank Private Equity-Transaktionen strukturierte und für ABN Amro den Beteiligungsbereich in Deutschland mit aufbaute. Direkt vor seinem Wechsel zu ECM war Gritsch an der Gründung von Brockhaus Private Equity beteiligt, einer ebenfalls in Frankfurt ansässigen Venture Capital-Gesellschaft.

Corporate Spin-offs favorisiert
Wie die meisten mittelständischen Buyout-Gesellschaften arbeitet auch ECM ohne festen Branchenfokus. Es gibt jedoch bevorzugte Finanzierungsanlässe, namentlich die Lösung von Nachfolgeproblemen sowie Abspaltungen und Restrukturierungen. ECM investiert aber nicht in gravierende Sanierungsfälle, sondern ausschließlich in Unternehmen, bei denen eine überzeugende Strategie erkennbar ist. Am besten gefällt ECM-Partner Peisch jedoch, wenn große Konzerne Randbereiche abstoßen, die seit einem oder auch mehreren Jahren nicht mehr zum Kernbereich gehören: „Häufig werden Investitionen für solche Einheiten nicht genehmigt, weil die Zentrale kein ausreichendes Interesse mehr an dem Bereich zeigt. Nach einem Management Buyout mit einem Team, das sich wieder aktiv um die Weiterentwicklung des Geschäfts kümmert, lässt sich dann oft eine Wachstumsstrategie umsetzen.“

Mittelstand am Gipfel?
Derart attraktive Einstiegsmöglichkeiten sind im gegenwärtigen Marktumfeld jedoch rar. Schließlich befindet sich die Wirtschaft im deutschsprachigen Raum seit einigen Jahren im Aufschwung, was zu steigenden Unternehmensbewertungen führt. Auf Basis der überdurchschnittlich guten Ertragslage beobachtet das ECM-Management darüber hinaus zunehmend aggressive Businesspläne, die von einer Fortschreibung der positiven Entwicklung ausgehen. Gritsch ist jedoch überzeugt, dass Abschwünge vom gegenwärtigen Niveau unvermeidbar sein werden. So gelinge es dann möglicherweise nicht mehr, ausreichend freien Cashflow zu erzielen, um neben der Rückführung der Kreditverbindlichkeiten weiteres Wachstum finanzieren zu können. ECM möchte die Schuldenfalle vermeiden und agiert bisher eher vorsichtig. Als Faustformel hält Gritsch folgende Finanzierungsstruktur für ideal: „Ein Drittel Eigenkapital, rund 50% Senior Debt und dazwischen Mezzanine“, so der Fondsmanager. Wettbewerber würden aber gegenwärtig auch Finanzierungen durchführen, bei denen Eigenkapital und Mezzanine zusammen nur noch ein Viertel des Transaktionsvolumens darstellen. Um nicht regelmäßig von anderen Bietern ausgestochen zu werden, dürfte auch ECM mittelfristig einen höheren Fremdkapitalanteil akzeptieren – schließlich lässt sich dank des Hebeleffekts der Kaufpreis auf diese Weise in die Höhe schrauben.

Nichts für Vegetarier
Insgesamt hat ECM bisher in 14 Unternehmen investiert. Zu den wohl bekanntesten Portfoliogesellschaften zählt die Steakhaus-Kette Maredo. Diese erwarb der von ECM verwaltete Fonds German Equity Partners II gemeinsam mit den Co-Investoren Fortis und Parcom im April 2005 von der britischen Whitbread-Gruppe. Nach der Akquisition schloss das Management unrentable Steakhäuser und eröffnete vier neue Restaurants in anderen Lagen. Jedes Jahr sollen vier weitere hinzukommen, darüber hinaus wird mit „Master-Franchisenehmern“ in Osteuropa verhandelt. Auch ein neues Restaurantkonzept unter dem Dach von Maredo ist in Vorbereitung, das neben der gegenwärtig dominierenden Laufkundschaft neue Zielgruppen erschließen soll. Dank der guten Entwicklung im Einzelhandel, die im buchstäblichen Sinne für regen Zulauf sorgte, entwickelte sich Maredo über Plan. Die Investoren erhielten daher bereits 18 Monate nach dem Einstieg einen Großteil des eingesetzten Kapitals zurück. Vorteile einer solchen Rekapitalisierung sieht Gritsch auch für das Private Equity-finanzierte Unternehmen selbst: „Wenn Überschussliquidität erzielt wird, ist eine Rekapitalisierung ein probates Mittel. Sie führt dazu, dass von den Investoren weniger Druck auf das Unternehmen ausgeübt wird und eine längere Haltedauer in Betracht gezogen werden kann.“ Innerhalb der nächsten zwei Jahre peilt Maredo erstmals einen Umsatz von mehr als 100 Mio. Euro an. Seinen Beitrag dazu liefert auch Gritsch selbst, der bekennender Maredo-Gänger ist und das Ribeye-Steak als sein bevorzugtes „Investment“ im kulinarischen Bereich identifiziert hat.

Buy&Build by ECM
Auch auf eine andere Transaktion blickt Gritsch gern zurück: Den Aufbau der „Sport-Gruppe“, ein Paradebeispiel für eine erfolgreiche Buy&Build-Transaktion. Zunächst akquirierte ECM Anfang 2003 die Mehrheit der Polytan Gruppe, die zu den drei weltweit führenden Produzenten von Kunstrasen und Laufbahnen gehört. Im Jahr darauf erwarb der Finanzinvestor die Melos GmbH sowie die in Manchester ansässige Sovereign Ltd. und formierte beide zur PolyComp-Gruppe. Von der Akquisition und Zusammenführung der beiden Hersteller von EPDM-Granulat profitierte die zuvor erworbene Polytan Gruppe immens, weil sie durch die Integration der beiden Zulieferer wesentlich stärkeren Einfluss auf die Produktion der Granulate nehmen konnte. Im Mai 2006 übernahm dann Industri Kapital die Polytan und PolyComp im Zuge eines Secondary Buyouts. Ein Grund für den Weiterverkauf war der Abbau des Klumpenrisikos: Die getätigten Zukäufe führten dazu, dass zuletzt deutlich mehr als 20% des Volumens des Fonds German Equity Partners II in den beiden Unternehmensgruppen gebunden war.

Auch ECM selbst setzt dank der gestiegenen Fondsvolumina auf eine Art Buy&Build-Strategie: Unlängst bezog die Managementgesellschaft ein neu gebautes, größeres Quartier in der Taunusanlage 18 – nur einen Steinwurf von der Zentrale der Deutschen Bank entfernt. Damit die Räume nicht leer bleiben, wurden bereits zwei neue Investmentmanager verpflichtet. Die Voraussetzungen für die Allokation der Mittel aus dem dritten Fonds sind damit geschaffen. Jetzt fehlen nur noch attraktive Investmentopportunitäten. Sobald diese entdeckt werden, könnte es jedoch sehr schnell gehen. ECM-Partner Eichmeyer versichert: „Wenn alle Voraussetzungen stimmen, können wir eine Transaktion in bis zu vier Wochen abschließen.“ Angesichts der prospektierten Investmentperiode bis 2011 hat das ECM-Team damit ausreichend Zeit, um im gegenwärtig überhitzten Umfeld einen kühlen Kopf zu bewahren.

Andreas Uhde

 

Steckbrief ECM Equity Capital Management GmbH

Standort:                                 Frankfurt am Main
Gründung:                                1994 (Umfirmierung im Jahr 1999)
Gesellschafter:                         Chris Peisch, Richard Gritsch, Axel Eichmeyer
Investmentprofessionals:           8
Verwaltete Fonds:                   German Equity Partners I: 80 Mio. Euro
                                               German Equity Partners II: 125 Mio. Euro
                                               German Equity Partners III: 250 Mio. Euro
Webseite:                                www.ecm-pe.de

Investitionsschwerpunkte
Phase:              Buyouts, Spin-offs, Soft Restructuring
Kriterien:          Umsatz zwischen 25 und 500 Mio. Euro
Branchen:         Kein Schwerpunkt
Region:            Deutschsprachiger Raum