M&A: Wird der Fokus falsch gesetzt?

Panthermedia/Dmitriy Shironosov

Während der M&A-Prozess aus Sicht des Käufers mit der Überlegung beginnt, welche Potenziale der Kauf eines Unternehmens bietet, stehen am Ende des Prozesses häufig die Risiken im Vordergrund. Der Käufer versucht die Probleme zu finden und sich gegen sie abzusichern, der Verkäufer versucht die Probleme zu negieren und die Garantien niedrig zu halten.

In der Integrationsphase gibt es viele Aspekte zu berücksichtigen, jedoch stechen drei sehr deutlich hervor: Synergien, Strategie und Personal. Um ein Unternehmen erfolgreich zu integrieren, muss der Käufer bereits in der Due Diligence-Phase zu allen drei Punkten eine Antwort suchen und gemeinsam mit dem Management des Zielunternehmens erarbeiten.

Synergien sind einer der am häufigsten genannten Gründe für Unternehmenskäufe. Durch die Transaktion sollen Kosten gespart und/oder Vorteile gegenüber dem Wettbewerb erzielt werden. Bei der Akquisition von Venturefinanzierten Unternehmen steht vor allem der zweite Punkt im Vordergrund. Doch gerade bei den Vorteilen gegenüber dem Wettbewerb gibt es sehr viele Aspekte, die man genau analysieren muss. Ein Workshop mit allen Beteiligten kann hierfür ein geeignetes Format sein, damit nicht nur jede Seite ihre Ideen präsentiert, sondern beide Seiten gemeinsam Synergien erarbeiten.

Während die Synergien meistens intensiver besprochen werden, gibt es beim Thema Strategie häufig nur einen Austausch von grundsätzlichen Ideen, wie z.B. „Wir wollen nach Frankreich“. Die Antwort „Sehr gut, dann haben wir die gleiche Strategie“ ist offenkundig zu wenig, auch wenn man sie immer wieder hört. Strategien gemeinsam zu erarbeiten ist daher unabdingbar. Strategien können aber nur mit den richtigen Maßnahmen umgesetzt werden, und hier kann es wieder sehr unterschiedliche Vorstellungen geben.

Eines der größten Potenziale einer Übernahme liegt bei der richtigen Incentivierung und Einbindung des Managements und der Mitarbeiter in die neue Strategie. Einseitige Vorschläge des Käufers sind hier nicht zielführend. Einzelne Gespräche über die erarbeiteten Ziele und Synergien und deren Umsetzung können hingegen sehr hilfreich sein. Kombiniert man die Ergebnisse mit der richtigen Incentivierung, steigen die Erfolgsaussichten der anstehenden Integration deutlich. Viel hängt dabei natürlich auch vom Management und den leitenden Mitarbeitern ab. Während große Unternehmen auch gewisse Zeit ohne ihren CEO funktionieren können, ist das Management bei jungen und inhabergeführten Unternehmen von zentraler Bedeutung. Ein Weggang des Managements – selbst wenn er inhaltlich kompensiert werden kann – kann verheerende Folgen für das Team haben. Auch eine langjährige Put/Call-Option kann eine solche Situation nicht verhindern. Das Management würde dann zwar sehr wahrscheinlich bis zum Ausübungszeitpunkt der Option im Unter nehmen bleiben, aber von einem motivierten Team ist man dennoch häufig weit entfernt. Für alle drei Themen – Synergien, Strategie, Personal – kann es sehr unterschiedliche Ansätze geben. Wichtig ist aber, dass man sich mit ihnen im Rahmen der Due Diligence intensiv beschäftigt.

 

Zum Autor

Julian Ostertag ist Mitgründer und Geschäftsführer von LD&A Jupiter (www.ldajupiter.com). Das Corporate Finance-Beratungsunternehmen mit Büros in München, London und Paris ist auf M&A und Finanzierungstransaktionen im Tech nologiesektor spezialisiert.