Performance geschlossener Fonds unter die Lupe genommen

40 Jahre Markthistorie

In seiner Studie analysiert der VGF die Leistungsbilanzen der 41 Vollmitglieder und damit alle von ihnen emittierten Fonds über verschiedene Assetklassen hinweg. Einbezogen wurden alle Fonds, die bis zum Berichtsjahr 2010 aufgelöst wurden. Die Daten gehen zum Teil zurück bis ins Jahr 1972 und geben damit einen Überblick über 40 Jahre Markthistorie. Von den 838 erfassten Fonds wurden 799 ausgewertet, für den Rest lagen laut VGF nicht genügend Informationen für die Analyse vor. Mit 280 Produkten stellten Schifffonds den größten Teil der Untersuchungsgruppe, gefolgt von 170 Immobilienfonds mit Objekten im Ausland, 152 Immobilienfonds mit Objekten in Deutschland und 138 Flugzeugfonds. Der Rest waren Leasing-, Spezialitäten-, Energie- und Infrastrukturfonds.

Vermögenszuwachs nach Steuern

Die VGF-Studie ermittelt für jeden Fonds den Vermögenszuwachs, den ein Anleger erwirtschaftete, indem die Differenz zwischen den kumulierten Rückflüssen und dem eingesetzten Kapital ins Verhältnis zum eingesetzten Kapital gesetzt wird. Die Analyse berücksichtigt dabei Steuerzahlungen und -erstattungen, stellt also eine Nachsteuerbetrachtung dar. Ermittelt wurde außerdem eine Erfolgsquote, also der Prozentsatz der Fonds einer Assetklasse, die einen positiven Vermögenszuwachs erwirtschaften konnten.

Die Sieger: Deutschland-Immobilienfonds

Die Auswertung der Ergebnisse nach Anlageklassen zeigt, dass Immobilienfonds mit Objekten in Deutschland mit durchschnittlich 73,29% den größten Vermögenszuwachs gesehen haben. Auf Platz zwei und drei folgen Immobilienfonds mit Objekten im Ausland (68,08%) und Schifffonds (59,13%). Am zuverlässigsten waren ebenfalls diese drei Anlageformen: Die Erfolgsquote lag bei den Ausland-Immobilienfonds mit 95,88% am höchsten, gefolgt von Schifffonds mit 90,71% und Deutschland-Immobilienfonds mit 84,87%. Aufgrund der geringen Anzahl an Spezialitäten-, Energie- und Infrastrukturfonds sind die Ergebnisse in diesen Gruppen nicht repräsentativ.

Analyse von Private Equity-Dachfonds

Private Equity-Fonds werden in der VGF-Analyse nicht berücksichtigt. Eine Performance-Messung für deutsche Beteiligungsfonds im Retail-Bereich fehlt bislang. Einen Anhaltspunkt zumindest für das Segment der Private Equity-Dachfonds bietet die sogenannte Dachfondsstudie, die das VentureCapital Magazin in diesem Jahr zum achten Mal vorlegt. Untersucht werden hier 14 Private Equity-Dachfonds für Privatanleger aus den Jahren 2000 bis 2004 der Emittenten Berenberg Private Capital, BVT Holding, HCI Capital, MPC Münchmeyer Petersen Capital, Nordcapital, RWB und SVF. Damit bietet die Analyse einen Überblick über die Entwicklung aller in diesem Zeitraum im Retail-Bereich (Mindestbeteiligung bis maximal 50.000 EUR) aufgelegten Dachfonds in der Assetklasse Private Equity.

Über die Rendite hinaus

Die Studie untersucht die Dachfonds nicht nur unter Renditegesichtspunkten, gewertet werden neben der Rendite die Kategorien Risikostreuung, Kosten, Management und Transparenz (zu Einzelheiten siehe die Sonderbeilage „Private Equity-Dachfonds“ in dieser Ausgabe). Außerdem führt die Studie eine Vorsteueranalyse durch. Die Fonds sind auch noch nicht vollständig liquidiert. Aus diesen und weiteren Gründen kann sie nicht mit der Leistungsbilanzanalyse des VGF verglichen werden. Dennoch gibt sie einige interessante Anhaltspunkte für die Performance der Assetklasse.

Von 25% bis 89%

So hat noch keiner der analysierten Fonds bislang das eingezahlte Kapital an die Anleger zurückführen, geschweige denn eine Rendite ausbezahlen können. Die Kennziffer DPI (Distribution to Paid-in), die die Rückflüsse vom Dachfonds an die Investoren in Prozent des eingezahlten Kapitals ausdrückt, lag beim Fonds HCI Private Equity I zum Jahresende 2011 bei 89% – der beste Wert in der ganzen Studie. Nur 25% ihres Kapitals haben bislang die Anleger des MPC Global Equity V wiedergesehen. Eine Ausnahme stellt der historisch erste Dachfonds der RWB AG dar: Er reinvestiert Rückflüsse, sodass bislang kein DPI auf Investorebene ausgewiesen werden kann.

Geduldsprobe für Anleger

Die Anleger der ersten Generation deutscher Private Equity-Dachfonds im Retail-Segment werden also auf eine Geduldsprobe gestellt. Die Fonds haben alle das Laufzeitende erreicht und noch keinen Vermögenszuwachs geliefert. Einige Fonds wie der BVT I, der RWB I oder der MPC I haben bereits die Verlängerungsoption gezogen. Das schwierige Marktumfeld verhindert derzeit in vielen Fällen die vollständige Liquidierung der Fonds zu attraktiven Preisen. In vielen Fällen, wie den Fonds von BVT, HCI oder RWB, dürfte sich das Warten für die Anleger jedoch lohnen, hier schlummern noch viele Schätze im Portfolio, die noch gehoben werden dürften.

Fazit

Der VGF legt mit seiner Analyse eine historisch fundierte Messung der Performance von geschlossenen Fonds in Deutschland vor. Anleger erhalten damit eine wichtige Orientierungsmarke – wenn sich auch aus Erfolgen der Vergangenheit, wie beispielsweise bei Schifffonds, keine verlässlichen Aussagen über die aktuelle oder gar zukünftige Performance einer Assetklasse ableiten lassen. Im Private Equity-Bereich fehlt bislang eine belastbare Analyse. Die Studie des VentureCapital Magazins gibt jedoch einen Überblick über den aktuellen Entwicklungsstand der ersten deutschen Dachfondsgeneration im Beteiligungssektor.

 

Susanne Gläser

 

Die Vorabanalyse des VGF finden Sie hier:

http://www.vgf-online.de/statistik/studien/vorstudie-leistungsbilanzanalyse.html