Trotz politischer Irritationen: Der Aufwärtstrend von Cleantech ist ungebrochen

Panthermedia/Renjith Krishnan

Vielfältige Branche

Die Energiepolitik in Deutschland gilt weltweit als Modell. Es geht um mehr „grüne“ Energieerzeugung (Solar-, Wind-, Wasserkraft, Biomasse), aber auch um innovative Speichertechniken (Speichergas, Batterien etc.), den Ausbau der Stromnetze, zusätzliche Reservekapazitäten für die Versorgungssicherheit, Elektromobilität, intelligente Software, Beleuchtungstechnik, moderne Dämmlösungen rund ums Wohnen und viele weitere „kleine“ Ideen und Innovationen im Bereich Cleantech. Aber die durch die Energiewende verursachten Mehrbelastungen von Privathaushalten und Industrie stehen auf dem Prüfstand. Allein im Strombereich werden Kosten von mehr als 300 Mrd. EUR bis 2030 veranschlagt. Und knapp sechs Monate vor der nächsten Bundestagswahl weiß keiner so ganz genau, wie die deutsche Energiepolitik in den Jahren 2014 und darüber hinaus aussehen wird. Das sorgt für Verunsicherung.

Große und kleine Unternehmen

Ein Teil der Branche hat sich bereits zu einer großen Industrie entwickelt – Verdrängungswettbewerb inklusive. Große Windkraft- oder Solaranlagen werden heute eher über Projektfinanzierungen mit mehreren Partnern gestemmt als durch klassische Venture Capital-Finanzierungen. In sich schnell verändernden Industrien sind aber kleine Unternehmen meist wendiger als die großen: Sie können sich schneller an neue Rahmenbedingungen anpassen, auf neue Entwicklungen reagieren. Insgesamt bietet der Megatrend Cleantech – als Querschnittstechnologie mit einer sehr breiten Palette an Anwendungsmöglichkeiten – weiterhin gute Zukunftschancen und zahlreiche Geschäftsideen. Laut Bundesumweltministerium ist bei deutschen Unternehmen der Umwelttechnik und Ressourceneffizienz bis 2015 ein jährliches Wachstum von knapp 11% zu erwarten.

Tabubrüche befeuern die Debatte

Detlef SteinmannFest steht: Eine Reform des EEG wird kommen, und es werden weiterhin große Investitionen nötig sein – in den Ausbau der Erneuerbaren, der Netze, Reservekapazitäten und Speicher. „Störfeuer wie die Vorschläge von Bundesumweltminister Altmaier zur Strompreisbremse wie Energiesoli etc. sind rein wahltaktische Manöver“, meint Detlef Steinmann, Investment Director des Cleantech-Investors Demeter Partners. Im Augenblick als er es formulierte, wusste er schon, dass die Chancen zu seiner Durchsetzung Null sind.“ Vorübergehend verursache er damit eine erhebliche Unsicherheit, auch und insbesondere bei Investoren. „Auf der anderen Seite beleben diese Tabubrüche die Diskussion und können zu neuen Lösungen führen. Der bisherige Katalysator, das EEG ist nicht zwangsläufig ein Auslaufmodell.“ Doch die teilweise bereits erreichte Wettbewerbsfähigkeit mit konventionellen Energiequellen ermögliche marktorientiertere und flexiblere neue Lösungen als bisher. Aus Sicht der Erzeuger, der Industrie und Investoren seien vor allem Planungssicherheit und Berechenbarkeit entscheidend, so Steinmann. Er ist sich sicher: „Bei allen vorhandenen Reibungsverlusten, grüne Technologien – made in Germany – werden sich zum Exportschlager entwickeln.“