Erste Ergebnisse des CVC Sentiment Index

Investitionsstrategie

Die stark divergierenden Größen und das zur Verfügung stehende Kapital sowie das unterschiedliche Investitionsverhalten der CVC-Gesellschaften sorgen für eine Heterogenität des Marktes. Daher können Schlussfolgerungen über Einschätzung der aktuellen und erwarteten Geschäftslage sowie deren Indikatoren nur dann getroffen werden, wenn die Unterschiede in der Investitionsstrategie der jeweiligen CVC-Einheiten näher beleuchtet werden.
Ein zentraler Faktor der Investitionsstrategie ist der finanzielle Spielraum der CVC-Einheit. Dieser setzt sich aus der erwarteten Investitionsbereitschaft der Muttergesellschaft und dem noch für Investitionen zur Verfügung stehenden Anlagevolumen zusammen. Bei einer erwarteten positiven Entwicklung der Investitionsbereitschaft der Muttergesellschaft stehen der durchschnittlichen CVC-Gesellschaft noch ca. 54,4% des Anlagevolumens für Investitionen zur Verfügung. Dies bedeutet, dass die CVCs in den kommenden Monaten nach wie vor über einen großen finanziellen Spielraum für Investitionen verfügen. Trotz dieser Fähigkeit, größere Investitionen zu stemmen, beabsichtigen die CVCs, weiterhin fokussiert zu investieren. Demnach planen CVC-Gesellschaften, sich tendenziell an einer eher geringen Anzahl an Unternehmen zu beteiligen – dafür aber mit einer höheren Investitionssumme.

Ziele der Investitionen

Abb. 3Hinsichtlich der Zielsetzung der Investitionstätigkeit zeigt sich unter den befragten Gesellschaften eine klare Zweiteilung. Insgesamt verfolgen 43% der Befragten vorrangig finanzielle Ziele mit ihren Investitionen. Bei 57% der Gesellschaften waren es hauptsächlich strategische Beweggründe für die Investition. Hinter dieser strategischen Ausrichtung von Corporate Venture-Aktivitäten steht primär das Ziel der Muttergesellschaften, neue Erkenntnisse über Märkte und technologische Entwicklungen zu erhalten. So gaben über 65% der Befragten dieses Ziel als Hauptmotiv für ihre strategischen Investitionen an. Die Stimulierung der Nachfrage nach Produkten der Muttergesellschaft als strategisches Investitionsmotiv ist hingegen kaum vorzufinden (siehe Abb. 3).

Fazit

Zusammenfassend zeigt diese erste Befragung, dass die momentane Entwicklung am Corporate Venture Capital-Markt nicht zu vergleichen istAbb. 4 mit der zu Beginn des Jahrhunderts. Auch wenn nicht alle CVC-Gesellschaften eine strategische Ausrichtung in ihrer Investitionspolitik verfolgen, so ist dennoch eine durchdachte Herangehensweise in ihren Beteiligungen erkennbar. Es wird zielgerichtet investiert. Der Fokus liegt nicht auf dem schnellen finanziellen Erfolg wie zur Zeit des Neuen Marktes. Nicht die Zielsetzung, die Portfoliounternehmen so schnell wie möglich an die Börse zu bringen, steht im Vordergrund. Vielmehr verfolgt die überwiegende Mehrheit der CVC-Gesellschaften eine weitsichtige Investitionsstrategie. Die Tragfähigkeit der Businesspläne, die Innovation des Geschäftsmodells sowie deren nachhaltige Entwicklung sind ausschlaggebende Faktoren für eine Investitionsentscheidung seitens der CVCs. Über 50% der CVCs investieren vornehmlich in der Branche der Muttergesellschaft (siehe Abb. 4). Dadurch wird klar, dass Risikokapitalbeteiligungen für CVC-Gesellschaften und vor allem für die dahinter stehenden Mutterunternehmen immer mehr als Instrument der Innovationsförderung wahrgenommen werden, ohne natürlich die finanzielle Perspektive außer Acht zu lassen.

Hinweis:
Ein Interview zum Studiendesign mit Dr. Jochen Becker, Director des Investment Lab Heilbronn, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des VentureCapital Magazins.