Interview mit Ulrike Hinrichs, BVK

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VC Magazin: Wie sehen Sie die Entwicklung der Beteiligungsbranche in Deutschland seit 2007/2008, also seit Ausbruch der Finanzkrise?
Hinrichs: Die Finanzkrise war ein harter Einschnitt und sorgte für viel Verunsicherung. Das Investitionsvolumen der BVK-Mitglieder sank von 9,6 Mrd. EUR im Jahr 2008 auf nur noch 3 Mrd. EUR 2009. Inzwischen liegen wir aber wieder bei 6,6 Mrd. EUR (2012) und 4,7 Mrd. EUR (2013). Ich denke, dass wir uns insgesamt recht gut erholt haben und wir werden nun weiter daran arbeiten, wieder an die Investitionszahlen aus 2008 anzuschließen.

VC Magazin: Wie hat sich die Mitgliederzahl seit 2007 verändert? Gab es Veränderungen in der Mitgliederstruktur?
Hinrichs: Die Zahl unserer Mitglieder lag damals wie heute recht konstant bei etwa 180-200 ordentlichen und rund 100 assoziierten Mitgliedern. Auch die Struktur ist geblieben, das Rückgrat des Verbandes bilden die Mittelstandsfinanzierer. Wir sehen in jüngster Zeit aber durch das lebhafte Gründungsgeschehen viele kleine Marktteilnehmer, insbesondere in Berlin und in Bayern. Mehr Marktteilnehmer bedeuteen grundsätzlich mehr Chancen für uns als Verband, aber auch für die Branche.

VC Magazin: Wie stark ist die Position des BVK im politischen Umfeld heute – im Vergleich zu der Zeit vor etwa acht Jahren, als der damalige SPD-Chef Franz Müntefering die Heuschrecken-Debatte entfachte?
Hinrichs: Ich finde, dass sich die Stimmung absolut gedreht hat. Das sehen Sie schon allein daran, wie häufig das Thema Wagnis- und Wachstumsfinanzierung im Koalitionsvertrag der Regierung erwähnt ist. Politiker haben viel weniger Berührungsängste als früher, und wir führen sehr viele Gespräche zu Rahmenbedingungen und zu Verbesserungen für unsere Branche. Wir merken, dass es seit der damaligen Heuschrecken-Debatte einen Imagewandel gegeben hat. Inzwischen würde ich sagen, dass der Begriff fast nicht mehr auftaucht, in den Diskussionen ist unsere Branche heute praktisch „heuschreckenfrei“ – „Honigbiene“ würde es eher treffen.

VC Magazin: Wie sehen Sie die Rolle von Finanzinvestoren in der deutschen Wirtschaft heute?
Hinrichs: Nach wie vor gibt es teilweise in Unternehmerkreisen Vorurteile gegenüber der Finanzierungsform Beteiligungskapital. Dabei steht der deutsche Mittelstand in den kommenden Jahren durch den demographischen Wandel noch stärker denn je vor der Herausforderung der Nachfolgeregelung. Heute haben die Söhne und Töchter der Unternehmer oft andere Interessen, als das familiengeführte Unternehmen zu leiten. Beteiligungskapital kann diese Lücke schließen und die Nachfolgeregelung lösen. Hier gibt es für mittelständische Unternehmen – auch hinsichtlich der Bereitstellung von Wachstumskapital – viele Chancen und es ist unsere Aufgabe, den Unternehmern die Vorzüge von Beteiligungskapital zu vermitteln.