Zeitreise durch die deutsche Beteiligungskapital-Geschichte

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Anfang der 80-er Jahre wurden die ersten Venture Capital-Gesellschaften tätig. Neben Schroder Ventures, Citicorp Venture Capital, Baring Capital und 3i gab es auch deutsche Start-ups wie Genes und TVM. Diese gründeten im Jahr 1987 den DVCV – den Deutschen Venture Capital Verband. Sie hatten realisiert, dass sie in der regelmäßig unterhaltenen Gesprächsrunde der fast ausnahmslos von Banken getragenen Kapitalbeteiligungsgesellschaften eher eine Außenseiterrolle spielten. Also riefen sie den DVCV als eigenen Verband ins Leben, nicht ohne vorher den deutschen Kapitalbeteiligungsgesellschaften das Angebot zu machen, in naher Zukunft einen gemeinsamen Eigenkapitalverband zu gründen.

1989: Gründung des BVK

Im Jahre 1989 fanden sich schließlich alle in Deutschland tätigen Beteiligungsgesellschaften im BVK zusammen. Bereits ein Jahr nach seiner Gründung hatte der BVK 63 Eigenkapitalgesellschaften und 11 assoziierte Mitglieder und konnte seitdem die Zahl der ordentlichen Mitglieder nahezu verdreifachen und die Zahl der assoziierten Mitglieder nahezu verzehnfachen. Was im Jahr 1989 mit einem Gründungskapital von 250 Mio. DM  begann, hat sich bis heute zu einem beeindruckenden Volumen von 40 Mrd. EUR entwickelt.

Junk-Bonds als erste Feuerprobe

Das Gründungsjahr 1989 markierte gleichzeitig eine Finanzkrise, die durch den Zusammenbruch des Junk-Bond-Marktes ausgelöst wurde: In den USA waren seit Mitte der 80-er Jahre Unternehmensübernahmen mit sehr geringem Eigenkapitalanteil und hoher Verschuldung durchgeführt worden. Diese Akquisitionsschulden wurden als sogenannten Junk-Bonds verbrieft und an das zinshungrige Anlagepublikum verkauft. Das ging so lange gut, bis die Mischung aus zu niedrigem Eigenkapital, zu hoher Akquisitionsfinanzierung und zu hoher Zinslast von den Unternehmen nicht mehr getragen werden konnte und den Zusammenbruch der auf Junk-Bonds spezialisierten Bank Drexel Burnham und einen aus heutiger Sicht „überschaubaren“ Schaden von ca. 1,5 Mrd. USD  zur Folge hatte.

Frommann wird erster BVK-Geschäftsführer

Von Anfang an war es aber das Ziel des BVK, Mitglieder aus allen Bereichen der Eigenkapitalfinanzierung zu gewinnen, um die Branche vollständig zu repräsentieren. Aus diesem Grund hat sich der damalige Verbandsgeschäftsführer, Dr. Holger Frommann, auch sehr stark um die Early Stage- und Venture Capital-Gesellschaften gekümmert, mit deren Gewinnung es ihm gelungen ist, die gesamte Eigenkapitalbranche repräsentativ im BVK abzubilden. Im Jahr 1990 hatten wir im Gründungsvorstand den Beschluss gefasst, einen hauptamtlichen Geschäftsführer für den Verband zu suchen. Der Vorstand des BVK handelte entschlossen, mutig und visionär und setzte mit der Berufung von Dr. Holger Frommann zum ersten Geschäftsführer des BVK gleichzeitig ein beherztes gesamtdeutsches Signal.

Deutschland im Venture Capital-Rausch

In den 90-er Jahren wurde der BVK auch zum konstruktiven Dialogpartner der Bundesregierung und begleitete sowohl das Wirtschaftsministerium als auch das BMFT bei der Planung, Begleitung und Führung von Beteiligungsprogrammen für junge Technologieunternehmen. Es war eben dieser Technologiebereich, der in der zweiten Hälfte der 90-er Jahre seinen kometenhaften Aufstieg nahm, den die Branchengurus bereits seit Mitte der 80-er Jahre für Deutschland vorausgesagt hatten. Und schon wieder bildete sich am Markt eine gefährliche Konstellation, deren Kern die Technologieunternehmen mit ihren Zukunftsvisionen bildeten. Dieses Stück Zukunft verbrieften die Banken in Aktien und platzierten sie bei ihren beherzt zugreifenden Kunden, die ihrerseits auf schnelle, überproportionale und vor allem leicht verdiente Gewinne hofften. Diese Übertreibung ist als Hype in die Wirtschaftsgeschichte eingegangen.