Interview mit Uli Fricke, FunderNation

VC Magazin: Welche Herausforderungen gibt es aus Ihrer Sicht für neue Crowdinvesting-Plattformen? Wo sehen Sie Nischen für neue Anbieter und in welche Nischen wollen Sie vordringen?
Fricke: Alle Plattformen haben die gleiche Herausforderung, Aufmerksamkeit der Investoren-Community zu generieren und dafür zu sorgen, dass das Angebot attraktiv genug für eine Investition wird. Hier hat jeder in den unterschiedlichen Phasen der Plattformsentwicklung seine eigenen Herausforderungen. Für uns ist es keine Herausforderung, interessante Investmentmöglichkeiten zu finden. Auch auf der rechtlichen, technischen und operativen Seite haben wir aufgrund unseres Hintergrunds als Venture Capital-Gesellschaft kaum Probleme. Daher ist auch bei uns die Vermarktungsseite die spannendste. Ein USP von FunderNation ist die umfangreiche Investmenterfahrung: Was gilt es bei einer Start-up-Finanzierung zu beachten? Was hat sich bewährt? Wie investiert man gemeinsam mit einem Business Angel? Was muss man bei einer Zusammenarbeit mit einer Venture Capital-Gesellschaft beachten? Dies ist für uns Alltag der letzten 18 Jahre und unser Know-how stellen wir nun den Investoren und Unternehmen der FunderNation zur Verfügung. Es gibt nicht nur Start-ups sondern auch innovative Kleinunternehmen, die Schwierigkeiten bei der Bankenfinanzierung haben. Wegen geringerer Skalierbarkeit sind sie nicht sonderlich wagniskapitalfähig und für Private Equity zu klein. Daher ist ein weiterer USP unserer Plattform das Adressieren unterschiedlicher Unternehmensbedürfnisse. Dritter USP ist Transparenz. Es ist uns wichtig, dass Investoren nicht nur Auswahl zwischen unterschiedlichen Renditeprofilen haben, sondern auch relativ unaufwendig verstehen können, auf was sie sich einlassen. Hier sind wir um eine einfache und nachvollziehbare Beschreibung des Unternehmens bemüht, um für Vergleichbarkeit zwischen den Kampagnen zu sorgen. Abschließend ist ein USP, dass wir uns Crowdintelligence-Werkzeuge zunutze machen. Es gibt FunderNation und FunderWorld. Ersteres ist die Fundraising-Plattform, FunderWorld ist eine Feedback-Plattform. Diese ist insbesondere für Unternehmen in der Start-up-Kategorie nützlich, während sie ihre Kampagnen vorbereiten. Sie können online mit Investoren in Kontakt treten und Feedback einholen.

VC Magazin: Bei den meisten Mittelständlern ist der erste Ansprechpartner noch immer die Hausbank. Wie schwierig ist es aus Ihrer Sicht, die etablierten Unternehmen für neue Finanzierungsformen zu begeistern?
Fricke: Bei kleineren Mittelstandsunternehmen gibt es oft zwei Hürden: Manche haben wenig Erfahrung in der Online-Welt und Social Media, daher können sie sich eine Online-Kampagne schwer vorstellen. Hier ist viel Erklärungsbedarf und Unterstützung notwendig. Die zweite Hürde stellt die Frage dar, was die mit dem Finanzierungsbedarf kreierte Öffentlichkeit dem Kunden oder Wettbewerber aussagt. Die Tatsache, dass auch Unternehmen, denen es gut geht, Finanzierungsbedarf haben, ist in der deutschen Mentalität noch nicht sonderlich etabliert.