Interview mit Ilse Aigner, Wirtschaftsministerium Bayern

Bayern Wirtschaftsministerin Ilse Aigner im Gespräch mit Mathias Renz, Verlagsleiter des VentureCapital Magazins.

VC Magazin: Beim Thema Unternehmensgründungen wird oftmals der Standortvergleich zwischen Bayern und Berlin bemüht. Wie glücklich sind Sie über diesen Vergleich?
Aigner: Bayern und Berlin kann man nur schwer vergleichen, weil die Voraussetzungen völlig unterschiedlich sind. Bayern ist ein Technologiestandort, und im Freistaat gibt es acht DAX-Konzerne. In Berlin einen einzigen. Wir haben in Bayern eine unglaublich starke industrielle Basis und viele Weltmarktführer. Das ist für Gründer neben der Tatsache, dass viel Kapitalkraft vor Ort ist, sehr wichtig. Dadurch bieten sich viele Kundenbeziehungen und Kooperationspartner an. Diese Verbindung kann Berlin nicht bieten. Aber Konkurrenz belebt das Geschäft. Berlin ist sicher aktuell sehr stark im Bereich Internet und hier vor allem im B2C-Segment.

VC Magazin: Bayern Kapital feiert im Dezember 20-jähriges Bestehen. Wie beurteilen Sie deren bisherigen Track Record?
Aigner: In Schulnoten bewertet: sehr gut! Zu Buche schlagen 16 Börsengänge und 24 Unternehmensverkäufe. Es wurden 5.300 hochwertige Arbeitsplätze in den finanzierten Unternehmen geschaffen, und das mit einem Investitionsvolumen von 210 Mio. EUR. Das kann sich wirklich sehen lassen, zumal ausschließlich echte Frühphaseninvestitionen eingegangen wurden.

VC Magazin: Wie würden Sie die Arbeit von Bayern Kapital im gesamtdeutschen Kontext einordnen?
Aigner: Die Arbeit von Bayern Kapital ist in Deutschland absolut beispielgebend. Aber wir konkurrieren nicht nur innerdeutsch, sondern auch mit internationalen Top-Standorten. Wenn wir uns mit Tel Aviv oder dem Silicon Valley messen möchten – und das wollen wir –, müssen wir bei der Verfügbarkeit von Privatkapital noch aufholen. Wir haben von staatlicher Seite den Anfang gemacht. Jetzt gilt es, das Ökosystem für privates Kapital weiter auszubauen.

VC Magazin: Mitte September hat das Bundeskabinett ein neues Eckpunktepapier Wagniskapital verabschiedet. Die Beteiligungsbranche reagierte mit Zustimmung, benannte aber weitere offene Punkte. Wie empfinden Sie die Rahmenbedingungen für Beteiligungskapital in Deutschland?
Aigner: Die Rahmenbedingungen für Beteiligungskapital sind ausbaufähig und müssen weiter verbessert werden. Das ist auch ein Grund, warum wir den Punkt in den Koalitionsvertrag mit aufgenommen haben. Wir haben hierzu auch gemeinsam mit Berlin einen Antrag im Bundesrat eingebracht, denn wir brauchen bessere Rahmenbedingungen z.B. was die Abzugsfähigkeit der Verlustvorträge und die Besteuerung der Veräußerungsgewinne betrifft. Das ist ein entscheidender Punkt für Wagniskapitalinvestoren, deren Engagement wir dringend benötigen. Das sage ich auch dem Ministerpräsidenten immer wieder, wenn es um Verhandlungen mit Bund und Ländern geht, und da lass ich nicht locker, denn hier muss jetzt etwas passieren. Wenn man einen strategischen Nachteil gegenüber anderen Staaten sehen möchte, so wäre dies einer.

VC Magazin: Frau Aigner, vielen Dank für das Interview.

Das vollständige Interview lesen Sie im aktuellen VentureCapital Magazin.

Ilse Aigner ist seit Oktober 2013 bayerische Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie und stellvertretende Ministerpräsidentin.