Atriva erhält Seedfinanzierung

Der High-Tech Gründerfonds investiert in die Entwicklungsaktivitäten für das Grippetherapeutikum des Biotech-Start-ups Atriva.
Der High-Tech Gründerfonds investiert in die Entwicklungsaktivitäten für das Grippetherapeutikum des Biotech-Start-ups Atriva.

Das Tübinger Start-up Atriva Therapeutics GmbH wirbt eine Seed Finanzierung vom High-Tech Gründerfonds und einem Konsortium von niederländischen und deutschen Privatinvestoren für die Entwicklung eines neuartigen Grippetherapeutikums ein.

Das Biotech-Start-up Atriva wurde 2015 durch eine Gruppe von Virologen aus der klinischen Forschung gegründet. Das Team arbeitet daran, gezielt virale Resistenzen bei der Therapie von Influenza zu vermeiden. Vier breit angelegte Patentfamilien zur Anwendung von MEK-Inhibitoren als antivirale Therapeutika wurden bisher in die Firma eingebracht. Die Schutzrechte gewähren eine potentielle Marktexklusivität für die MEK-Schlüsseltechnologien der Firma bis mindestens 2035. Für dieses neuartige Konzept wurde Atriva 2016 zum Sieger des bundesweiten Scienc4live Konzeptphasenwettbewerb gewählt.

Laut des Tübinger Start-ups sollen die MEK Inhibitoren die Entwicklung der ersten sicheren und wirksamen Behandlungsmethode gegen Influenza ermöglichen, die auf zelluläre Faktoren und nicht auf das Virus selbst abzielt. Die Vermehrung der Influenzaviren hänge von einem spezifischen Signalweg der Körperzelle ab. Die wissenschaftlichen Gründer des Tübinger Start-konnten nach eigener Aussage in präklinischen Studien zeigen, dass dieser Signalweg durch MEK-Inhibitoren effektiv blockiert und dadurch die Virusvermehrung sicher gehemmt wird. Das Medikament wirke damit länger als bisher verfügbare und es würden keine Resistenzen auftreten, verspricht das Unternehmen.

Die Tübinger konzentrieren sich auf die Verwendung klinisch erprobter Wirkstoffe aus anderen Indikationen. Das aktuelle Leadprojekt Influenza bei Risikopatienten ziele laut des Start-ups insbesondere auf die gravierenden Komplikationen der Grippe durch bakterielle Ko-Infektionen (z.B. durch MRSA) bei Risikopatienten. Die Pipelineprojekte sollen schwere virale Atemwegserkrankungen wie RSV oder MERS (Coronavirus)-Erkrankungen bekämpfen. Das Hauptprojekt ATR-002 gegen die Virusgrippe bei Risikopatienten soll einen straffen zeitoptimierten Entwicklungsplan bis zum klinischen Wirknachweis (PoC) durchlaufen. Nachdem im Frühjahr 2018 die ersten Probanden behandelt werden sollen, wird das Ergebnis einer Phase 2 Dosisfindungsstudie schon im ersten Halbjahr 2020 erwartet, so das Biotech-Unternehmen.

Mit der Seedfinanzierung will das Biotech-Unternehmen die Wirkstoffe bis zur Auswahl des klinischen Kandidaten im zweiten Halbjahr 2017 weiterentwickeln. Das Potenzial für eine wirksame Behandlung der akuten Virusgrippe in Risikopatienten mit Grunderkrankungen des Herz-Kreislaufsystems oder der Lunge wird laut des Start-ups allein in USA, EU und Japan auf über 12 Mio. Patienten im Jahr geschätzt. Neuraminidaseinhibitoren als bisher allein verfügbare Grippetherapeutika sind für diese große Patientengruppe nicht zugelassen, aus Mangel an nachgewiesener Wirksamkeit. Vor diesem Hintergrund wird das globale Marktpotential für die neuen MEK–Inhibitoren nach Angaben des Unternehmens im Jahr 2020 auf über 2.8 Mrd. EUR geschätzt, ohne Sondereffekte wie Vorratskäufe bei Auftreten von Pandemien zu berücksichtigen.

Besonders interessant an dem von Atriva verfolgten Behandlungsansatz sei die Möglichkeit, das Indikationsgebiet auch auf andere Virusinfektionen wie Zika, Hanta oder RSV auszudehnen, so das Unternehmen. Entwicklungen dieser Art seien besonders bei den sich international rasant ausbreitenden Viruserkrankungen wichtig.

Atriva Therapeutics GmbH   Tübingen
Tätigkeitsfeld:
Biotech
Investoren: High-Tech Gründerfonds Management GmbH, Business Angels
Volumen: 4 Mio. EUR (Seed-Finanzierung)