Nach der Krise folgen Investitionen

Kolumne von Christoph Büth, NRW.Bank

Nach der Krise folgen Investitionen - Kolumne von Christoph Büth, NRW.Bank
Nach der Krise folgen Investitionen - Kolumne von Christoph Büth, NRW.Bank

Bildnachweis: © NRW.Bank.

Krisen bereinigen Märkte und verteilen Marktanteile neu. Um zu den langfristigen Gewinnern zu gehören, müssen Mittelständler nun wieder verstärkt investieren. Zwar sprechen alle vom Digitalisierungsschub aufgrund der Corona-Pandemie. Doch bei manchen Unternehmen ist genau das Gegenteil der Fall: Um 6,6% sanken die Investitionen der Unter­nehmen im vergangenen Jahr laut Zahlen des Statistischen Bundes­amts. Durch den absoluten Fokus auf die Aufrechterhaltung der Produktion, Liquidität und die Neuaufstellung der Liefer­ketten wurden bereits geplante Digitalisierungsprojekte aus Kapazitäts- oder Finanzmangel verschoben oder gar gestoppt.

Für die Zeit des Wiederanlaufens der Wirtschaft gilt es, den Blick wieder nach vorne zu richten. So verständlich der Wunsch nach einer Pause zum Luftholen ist: Kein Unternehmer sollte sich darauf ausruhen, gut durch die Krise gekommen zu sein. Stattdessen ist jetzt der Moment, Investitionspläne wieder aus der Schublade zu holen, die Vorhaben in Sachen Digitalisierung, Industrie 4.0 und Nachhaltigkeit zu überdenken und an die neue Situation ­anzupassen. Unternehmen, die als „Zwillingstrans­formierer“ gleichzeitig digitale Technologien und nachhaltige Verfahren im­plementieren, wachsen laut einer aktuellen Studie von Accenture fast dreimal so stark.

Grundsätzlich ähnelt das „New Normal“ durchaus der Zeit vor Corona: Erfolgreiche Unternehmen wollen sich mit Akquisitionen verstärken, ihr Wachstum vorantreiben und sich mit effi­zienteren Prozessen noch besser aufstellen. Je schneller der Inves­titionsstau abgearbeitet wird, umso besser.

Doch gleichzeitig lastet die geschwächte Bilanz 2020 auf dem Rating. Ein schlechteres Rating setzt wiederum die Bonität unter Druck, was die Aufnahme von Fremdkapital verteuert. Damit ist die ursprünglich geplante Finanzierung der Investitionen mög­li­cher­weise schwierig. Deshalb aber die Investitionen zurückzufah­ren ist ein riskantes Spiel mit der eigenen Zukunftsfähigkeit.

Hier sollten Mittelständler prüfen, ihren Finanzierungsmix um den Aspekt Eigenkapitalstärkung zu erweitern. Bei intaktem Geschäfts­modell sind sie auch mit Corona-Delle attraktiv. Zwar investierten laut aktuellen BVK-Zahlen Beteiligungsgesellschaften in deutsche Unternehmen 2020 mit 12,6 Mrd. EUR rund ein Viertel weniger als im Vorjahr – 2019 hatten die Investitionen 16,6 Mrd. EUR betragen. Aber die Private Equity-Fonds sind derzeit mit reichlich Kapital ausgestattet, und das Geschäftsklima erholt sich laut German Private Equity Barometer weiter.

Zudem haben zahlreiche Bundesländer beziehungsweise deren Förderbanken inzwischen öffentliche Investmentfonds für den Neu­start nach Corona am Start. Das Kapital steht für interes­sante Unter­nehmen sozusagen „Gewehr bei Fuß“. Anfragen lohnt sich.

Zum Autor: 

Christoph Büth ist Leiter des Bereichs Eigenkapitalfinanzierungen der NRW.Bank, welcher die Venture Capital-Aktivitäten ebenso wie das mittelständische Beteiligungsgeschäft mit insgesamt 45 Mitarbeitern umfasst. Büth ist seit 2008 bei der NRW.Bank beschäftigt, zunächst als Beteiligungsmanager und seit 2009 als Abteilungsleiter Beteiligungskapital Mittelstand.