„Wenn‘s einfach wär, könnt‘s jeder!“

Interview mit Florian Kall, LightnTec

Florian Kall, LightnTec
Florian Kall, LightnTec

Bildnachweis: © LightnTec.

LightnTec hat eine neuartige Form des digitalen Lichts entwickelt. Die sensorgesteuerten, intelligenten, biegsamen, rollbaren, zuschneidbaren Lichtfolien ermöglichen eine völlig neue Präsentation von bewegten Inhalten. Durch das flexible Material können Decken, Wände, Böden, Säulen oder Fassaden als Werbefläche verwendet werden. Wie hat dieser junge Tech-Startup aus Karlsruhe die Corona-Pandemie gemeistert? Wie wurde die Technologie für sensor-gesteuerte Werbedisplays auf die Anforderungen der Corona-Pandemie angepasst? Gründer und Geschäftsführer Florian Kall schildert seine Erfahrungen in einer spannenden Zeit.

VC Magazin: Wie haben Sie die vergangenen 14 Monate in der Corona-Pandemie persönlich erlebt?
Kall: Mir ging und mir geht es gut. Homeoffice und Lockdown bedeuteten für mich notwendige und daher akzeptable Einschränkungen. Und ich sehe auch Positives, z.B. der Durchbruch der digitalen Kommunikation. Aus Sorge vor Computerviren war unsere IT bereits seit 2019 in der Cloud. Damit waren unsere Abläufe vom ersten Tag an intakt. So konnten wir uns schnell auf Anpassungen unserer Produktentwicklung zur Bedienung von sich radikal verändernden Märkten fokussieren. Es war eine konzentrierte, eine sehr produktive Zeit.

VC Magazin: Auf welche Weise haben Sie versucht, die neuen Möglichkeiten durch die Corona-Pandemie zu nutzen?
Kall: Seit 2017 entwickeln und vermarkten wir optische Sensoren, wir nennen die Lösung „motionTec.sens“: Mittels künstlicher Intelligenz und „machine-learning“ können wir Menschen, Objekte, Alter, Geschlecht, Richtung und Verhalten zuverlässig erkennen und bewerten. Unsere Lösung konnte wir zügig auf Einlasskontrollen, Detektion von Mund-Nasenschutz sowie automatische Prüfung von Mindestabstandsregeln in großen Räumen erweitern. Durch Präzision unserer KI auf eine Trefferquote von 99,5% bei Verwendung von Standardkameras, setzen wir Maßstäbe. So lenken, informieren und unterhalten wir täglich und auf zwei Kontinenten Millionen Menschen im öffentlichen Raum. Unter Einhaltung der hohen Standards des deutschen Datenschutzes.

VC Magazin: Konnten Sie staatliche Hilfen in Anspruch nehmen?
Kall: Wir erreichten alle Umsatz- und Unternehmensziele. Und wir übertrafen deutlich unsere Ertragsziele. Unterstützung erhielten wir durch unseren Beirat, durch unsere Gesellschafter, durch unsere Hausbank. Außerdem fördert die EU unsere Entwicklungsleistungen von Pixel-gesteuertem Folienlicht. Auf dieser Basis bei gleichzeitiger Vollauslastung sind wir gut durch die Pandemie gekommen.

VC Magazin: Wie hat sich Ihr Kerngeschäft in der Corona-Pandemie entwickelt?
Kall: Wir haben nun ein vollständiges Portfolio von insgesamt fünf ledTec.flex Videofolien. Damit bedienen wir von Media-Anwendungen im Bereich Sportveranstaltungen über digital-animierte Lichtflächen in Architektur, Schiffbau, Retail, Messebau und Medizin bis hin zu Video-Banner für die Außenwerbung viele Märkte. Wir konnten unsere Fertigung in Karlsruhe für Lieferung in den US-Markt zertifizieren, denn auch in den USA wurden wichtige Patente erteilt. Diese Patente schützen unsere Innovation „rollbarer Folien-Monitore“ in vielen Schlüsselmärkten. Viel beachtet war unser „Liquid-Branding“ durch die Digitalisierung des fünf Meter hohen „T“-Logo auf dem Konzerndach der Telekom AG in Bonn. Ein weiteres Highlight war die Installation bei der Deutschen Bahn des ersten XXXL-Video-Banners mit 20m² Videofläche bei einem Gesamtgewicht von weniger als 40kg.

VC Magazin: Wie sehen Sie die Entwicklung Ihres Unternehmens in der Zukunft?
Kall: Unsere Produktgruppen ledTec.flex und motionTec.sens haben einzeln und gemeinsam großes Potential. Aktuell fokussieren wir uns auf Erschließung weiterer Vertriebskanäle und Partnermodelle weltweit. Dazu gehört auch, dass wir Herstellungskosten, Wertschöpfungstiefe und Preismodelle überprüfen, um eine Skalierung des Portfolios zu gewährleisten. Die Digitalisierung von Licht hat begonnen. Und damit eine Zeit, dass neue Flächen durch einfache, dünne, leichte, biegsame und rollbare Monitore erschlossen werden können, um Räume mit Menschen zu verbinden. Wir lenken. Wir informieren. Wir unterhalten. Automatisiert. Personalisiert. Und in Echtzeit.

VC Magazin: Wie lautet Ihr Rat für andere junge Unternehmen?
Kall: Immer daran denken: „Wenn‘s einfach wär, könnt‘s jeder!“

VC:Magazin: Vielen Dank für das Interview.