Künstliche Intelligenz hilft bei Blick in die Zukunft

Agripreis: Preistrendprognose für landwirtschaftliche Produkte

Uwe Bräuer und Rüdiger Fink, Genius & John Flemming, Agripreis
Uwe Bräuer und Rüdiger Fink, Genius & John Flemming, Agripreis

Bildnachweis: Agripreis;Genius.

„Klirrt im Januar Eis und Schnee, gibt es zur Ernte viel Korn und Klee“ lautet eine von etlichen Bauernweisheiten. Glücklicherweise verlässt sich die Landwirtschaft nicht mehr auf solche Prognosen, sondern setzt mehr und mehr auf Hightech oder sogar künstliche Intelligenz – so wie bei dem Stralsunder Start-up Agripreis.

Preise für Agrarprodukte sind häufig in Bewegung und unterscheiden sich regional. Da ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten. Dieses Problem erkannte auch John Flemming aus Stralsund, und zwar zu einem Zeitpunkt, als er sich hauptberuflich eigentlich mit Aktien und Trades beschäftigte. Im Urlaub wurde er im Gespräch von einem Landwirt gefragt, ob er eine verlässliche Prognose für den zukünftigen Preis für Weizen treffen könne. Das war der auslösende Moment für die Idee, auf der Basis von künstlicher Intelligenz eine Preistrendprognose für landwirtschaftliche Produkte zu erstellen.

Hohe Zuverlässigkeit erreicht

Flemming hatte sich schon seit der Schulzeit mit Daten und Programmierungen beschäftigt und begann mit der Entwicklung der Geschäftsidee. Im Kern erstellt seine Softwarelösung Agripreis Preistrendprognosen auf der Basis von historischen Zeitreihen für Preise und Erntemengen, der maschinellen Auswertung von aktuellen Veröffentlichungen und der Ermittlung der verfügbaren Biomasse durch die Analyse von Satellitendaten. All diese Parameter werden von einem Algorithmus verarbeitet, der dann regionalspezifische Preistrendprognosen formulieren kann. Dabei hilft auch der Vergleich der aktuellen Situation, des Angebots und des Preisniveaus mit historischen Daten. All dies leistet die Software von Agripreis inzwischen mit einer Zuverlässigkeit der Preistrendprognosen von bis zu 95%. Besonders wichtig sei dabei die Qualität der Daten, die in den Berechnungen verwendet werden.

Regionale Angaben ermöglichen

„Bei Agrarprodukten sind für Anbieter und Käufer regionale Preisdaten wichtig, da der Transport über größere Strecken nicht lohnt“, erläutert Flemming den Nutzen von Agripreis. Aussagen über einen zukünftigen Preis in wenigen Tagen oder Wochen helfen Landwirten dabei, die Vermarktung ihrer Ernte zu planen. Die Gründung von Agripreis erfolgte im Jahr 2019. Zu dieser Zeit gab es bereits einen Pilotkunden, um die Software auf Herz und Nieren zu testen. Vor einem Jahr schließlich erfolgte der Markteintritt; das Unternehmen zählt mittlerweile acht Mitarbeitende. Inzwischen wurden die Prognosetools auch auf Preise für Diesel und für Düngemittel erweitert.

Genius Venture Capital als Partner

Schon bald nach dem Start kam es zum Kontakt mit dem Frühphaseninvestor Genius Venture Capital aus Schwerin. Der Risikokapitalgeber finanziert seit 1998 innovationsgetriebene Technologieunternehmen in der Gründungs- und frühen Wachstumsphase im Auftrag des Wirtschaftsministeriums Mecklenburg-Vorpommern. „Wir agieren regional und sind gut vernetzt. Deswegen sind wir recht schnell auf Agripreis aufmerksam geworden“, erinnert sich Genius-Geschäftsführer Uwe Bräuer. Im September 2019 folgte eine erste finanzielle Unterstützung aus dem „Booster“, dem Seed-Programm von Genius, mit dem die Konzeptentwicklung vorangetrieben wurde. Anderthalb Jahre später stieg Genius dann mit einer weiteren Finanzierung ein. „Es ist ein relativ junges Team, aber wir haben schnell Vertrauen in die Idee und in die Unternehmer gewonnen“, fährt Genius-Investmentmanager Rüdiger Fink fort. Der Markteintritt wurde 2020 durch die Beschränkungen der Corona- Pandemie etwas behindert; trotzdem konnte bereits eine beträchtliche Zahl von Kunden gewonnen werden.

Vorbereitungen für nächste Finanzierungsrunde laufen

Zum Ende dieses Jahres ist dann eine Series A-Finanzierungsrunde vorgesehen – die Vorbereitungen laufen bereits. Mit dem frischen Geld soll der Vertrieb gestärkt werden und ein Markteintritt in anderen Ländern erfolgen. „Die aktuellen Preisturbulenzen an den Rohstoffmärkten haben weiteres Interesse für unsere Technologie geweckt“, äußert sich Flemming optimistisch.

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