220 Mio. EUR für Start-ups im IZB

Dr. Peter Hanns Zobel, IZB
Dr. Peter Hanns Zobel, IZB

Bildnachweis: IZB.

Die knapp 50 im Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB) ansässigen Start-ups aus der Biotech-Szene konnten im letzten Jahr insgesamt 220 Mio. EUR an Kapital einsammeln – und begeistern damit auch den Start-up-Standort in Martinsried: „Wir sind stolz auf die unglaubliche Dynamik am Biotech-Standort München. Im zweiten Halbjahr 2022 konnten wir gleich vier neue Unternehmen im IZB begrüßen, was unser Netzwerk aus erstklassigen Wissenschaftlern und Branchenexperten weiter bereichert und den interdisziplinären Austausch zusätzlich beflügelt“, sagt Dr. Peter Hanns Zobel, Geschäftsführer des Innovations- und Gründerzentrums Biotechnologie.

Starkes erstes Halbjahr 2022

Ein Großteil des eingeworbenen Kapitals konnte im ersten Halbjahr 2022 eingesammelt werden. So kamen insgesamt mehr als 170 Mio. EUR für die Gründerinnen und Gründer im IZB zusammen. Im zweiten Halbjahr folgten weitere 52,5 Mio. EUR. „Die Start-ups bei uns im IZB arbeiten daran, bahnbrechende Technologien zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Besonders freut mich, dass diese Spitzenforschung auf enormes Interesse bei Life-Science-Investoren stößt, die die Unternehmen im Jahr 2022 mit Finanzierungen von gut 220 Mio. Euro unterstützt haben“, so Zobel weiter.

Die finanzierten Start-ups:

Im Oktober gab adivo, das an speziesspezifischen therapeutischen Antikörpern für Haustiere forscht, einen Zuschuss des European Innovation Council (EIC) Accelerator in Höhe von 2,5 Mio. EUR bekannt. Die Förderung wird zur Beschleunigung der Entwicklung des firmeneigenen Antikörperprogramms verwendet, das den wachsenden Bedarf an neuartigen Therapieoptionen für Hunde mit entzündlichen Darmerkrankungen adressiert.

CatalYm, ein Pionier für GDF-15-Targeting in der Immunonkologie, hat im November den Abschluss einer Serie-C-Finanzierungsrunde in Höhe von 50 Mio. EUR bekannt gegeben. Die Runde wurde von den neuen Investoren Brandon Capital und Jeito Capital angeführt, unter Beteiligung der bestehenden Investoren Forbion, Novartis Venture Fund, Vesalius Biocapital III, Bayern Kapital, BioGeneration Ventures und Coparion. Mit der Finanzierung soll die weitere klinische Entwicklung des Hauptkandidaten Visugromab gewährleistet werden. Der monoklonale Antikörper wird momentan in einer Phase II-Studie bei Patienten mit soliden Tumoren untersucht.

Darüber hinaus sicherte sich IZB-Alumnus Immunic Therapeutics (Nasdaq: IMUX), ein biopharmazeutisches Unternehmen mit einer Pipeline von selektiven, oral verfügbaren Immunologie-Therapien zur Behandlung chronischer Entzündungs- und Autoimmunerkrankungen, im Oktober 2022 eine sogenannte PIPE-Finanzierung (private investment in public equity) in Höhe von 60 Mio. USD (ca. 55,7 Mio. EZR). Die Finanzierung wurde von einem Konsortium neuer und bestehender institutioneller Investoren gezeichnet und soll die laufende klinische Entwicklung der drei führenden Produktkandidaten des Unternehmens sichern.

Neue Unternehmen auf dem Campus

Neben Start-ups fanden auch ein Investor eine Heimat auf dem Campus. Im Oktober bezog das Life-Sciences-Team des Venture Capital-Investor Andera Partners hat damit nun neben Paris einen weiteren Standort. Zudem eröffnete auch das nordeuropäische Beratungsunternehmen KLIFO ein Satellitenbüro im IZB, um auch physisch näher an seinen Kunden zu sein. KLIFO bietet strategische Beratung und operative Dienstleistungen in allen Bereichen der Arzneimittel- und Medizinproduktentwicklung und verfügt über 25 Jahre Erfahrung in der Zusammenarbeit mit internationalen Unternehmen aus der Biotech-, Pharma- und Medizintechnikindustrie. Mit Atriva Therapeutics zog im November ein weiteres Unternehmen ins IZB. Atriva verfolgt einen neuartigen Ansatz bei der Bekämpfung von bekannten und neu auftretenden viralen Infektionskrankheiten der Atemwege wie COVID-19 und Influenza, bei denen nicht das Virus, sondern vielmehr Wirtszellproteine als Angriffspunkte für die Therapie genutzt werden. Das Hauptprodukt von Atriva, Zapnometinib (ATR-002), ist ein first-in-class Wirkstoff, der in Signalwege in der Wirtszelle eingreift und so die Virusreplikation hemmt und die Immunreaktion des Körpers auf RNA-Viren günstig beeinflusst. Atriva hat weitere Standorte in Tübingen und Frankfurt am Main. Kurz vor Jahresende konnte das IZB mit T-CURX noch ein Start-up begrüßen. Die Biotech-Ausgründung der Universität Würzburg entwickelt personalisierte Immuntherapien auf Basis von CAR-T Zellen der nächsten Generation für Krebsindikationen mit hohem medizinischen Bedarf. Im Mittelpunkt der CAR-T-Technologien von T-CURX steht eine neuartige Sleeping Beauty (SB) Transposon-Gentransfertechnologie, für welche das Start-up die exklusiven Lizenzrechte besitzt. Der Hauptsitz des Unternehmens ist im Innovations- und Gründerzentrum Würzburg.

Mit AMSilk, das biobasierte Hochleistungsseidenmaterialien anbietet, ist 2022 auch ein Unternehmen dem IZB entwachsen. Mit dem Umzug in speziell angefertigte, größere Büroräume auf dem kürzlich errichteten Campus Neuried in München leitete AMSilk im Oktober die nächste Etappe auf seinem Weg ein, biotechnologisch hergestellte Seidenmaterialien weltweit anzubieten. Mit mehr als 2.000 m2 sind die neuen Büroräume dreimal so groß wie der bisherige Sitz am IZB und unterstützen die nächste Entwicklungsphase des Unternehmens, das die Produktion innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre auf mehrere tausend Tonnen pro Jahr steigern will.

Insempra (ehemals Origin.Bio), ein biologiegestütztes Unternehmen, das es Unternehmen ermöglicht, in Partnerschaft mit der Natur überlegene Produkte herzustellen, hat im Juli die Gründung von Solena Materials mit einem strategischen Investment unterstützt. Das Start-up, eine Ausgründung des Imperial College London, entwickelt synthetische Proteine für Hochleistungs-Bekleidungsfasern. Solena wird ein wichtiger Bestandteil der Plattform von Insempra sein, um leistungsstarke, von Natur aus nachhaltige Inhaltsstoffe für eine breite Palette von Branchen zu liefern.

Ebenfalls im Juli gab adivo die Erweiterung einer globalen Forschungskooperation mit einem führenden Unternehmen für Tiermedizin bekannt. Die bestehende Kooperation zur Behandlung schwerer Krankheiten bei Hunden wurde durch die Vereinbarung um die gemeinsame Forschung und Entwicklung von therapeutischen monoklonalen Antikörpern für Katzen erweitert. Gleichzeitig erfolgte die Markteinführung von adivos neuartiger katzen-spezifischer Antikörperbibliothek FELIX, der ersten vollsynthetischen Quelle für therapeutische Antikörper auf dem Markt. Der Partner wird Forschungsprojekte auf Basis von FELIX durchführen, wofür adivo Forschungsgelder, erfolgsabhängige Meilensteine und Tantiemen auf vermarktete Produkte erhält.

Das Biotechnologieunternehmen Eisbach Bio ist Mitglied im Nukleinsäurechemie-Cluster C-NATM, das zu den sieben Gewinnern des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Wettbewerbs Clusters4Future gehört. Das C-NATM-Netzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, hoch innovative Therapeutika auf Nukleinsäurebasis für die Onkologie zu entwickeln. Zusammen mit Roche hat sich Eisbach verpflichtet, das Netzwerk über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren mit seiner Forschungs- und Entwicklungsexpertise zu unterstützen.

Im September veröffentliche CatalYm ermutigende Daten zur klinischen Wirksamkeit und Verträglichkeit seines GDF-Inhibitors zur klinischen Wirksamkeit und Verträglichkeit seines GDF-Inhibitors auf dem Onkologie-Kongress ESMO 2022. In der first-in-human Phase I-Studie wurden Tumorpatienten, die alle vorherigen Therapieoptionen ausgeschöpft hatten, mit dem GDF-15-neutralisierenden Antikörper Visugromab in Kombination mit einer Anti-PD-1-Therapie behandelt. Derzeit läuft eine Phase II-Studie mit Visugromab in verschiedenen Tumorindikationen, um die klinische Wirksamkeit sowie die Sicherheit, Pharmakokinetik und Pharmakodynamik weiter zu untersuchen, einschließlich umfassender Biomarker-Bewertungen.

Das am weitesten fortgeschrittene firmeneigene Onkologie-Programm von adivo erhielt im Dezember die eingeschränkte Marktzulassung von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Der Krebsantikörper für Hunde, der auf adivos CAESAR-Plattform basiert, könnte nun von einem beschleunigten Zulassungsverfahren in einem spezifischen Onkologie-Subsegment profitieren.

IZB-Events

Im Herbst hat das IZB mit zwei Events sein Netzwerk gestärkt: Bei der 15. Biotech Press Lounge am 30. September 2022 kamen mehr als 60 Multiplikatoren aus der Biotech-, Pharma- und Venture Capital-Branche sowie Wissenschaftler und Journalisten im IZB zusammen, um sich über den „Cocktail für den medizinischen Fortschritt“ auszutauschen. Im Oktober fand der 7. Life Science Pitch Day im IZB statt, bei dem elf Biotech Start-ups und Projektteams ihre innovativen Ideen vor knapp 30 renommierten Life Science Investoren und Entscheidungsträgern aus der Industrie präsentierten. Partner des Events waren High-Tech Gründerfonds (HTGF), Bayer AG, Boehringer Ingelheim und Medice.