„Gefühlt sind wir aus einem Dornröschenschlaf erwacht“

Interview mit Nic Müller (CEO, AVEGA Capital Management)

Interview mit Nic Müller, AVEGA Capital Management
Interview mit Nic Müller, AVEGA Capital Management

Bildnachweis: AVEGA Capital Management, VentureCapital Magazin, Pixabay.

Am 23. Februar wird in Deutschland gewählt – ein entscheidender Moment, der auch Auswirkungen auf den Markt für alternative Investments haben könnte. Im Vorfeld der Wahlen haben wir mit Nic Müller (CEO, AVEGA Capital Management) unter anderem über die zweite Ausgabe der LUMPI, die Marktentwicklungen in Luxemburg, Deutschland und Europa und mögliche politische Veränderungen durch die Bundestagswahl 2025 gesprochen.

VC Magazin: Am 20. Februar veranstalten Sie in Luxemburg die zweite Ausgabe der LUMPI. Zu den Speakern gehören unter anderem Pav Gill, Philipp Klöckner und Joachim Mogck. Was sind die langfristigen Ziele der Veranstaltung, und wie trägt es dazu bei, Luxemburg als Standort für alternative Investments weiter zu positionieren?

Müller: Wir möchten mit der LUMPI ein Forum für institutionelle Anleger schaffen, das sich frei von Sponsoreninteressen den operationellen Themen der Kapitalanlage in Private Markets widmet. Kapitalanlageteams mittelgroßer Institutionen sind oft chronisch unterbesetzte Allrounder, und müssen neben der Anlage in Wertpapieren oft auch den Aufbau von Private Markets Portfolien vorantreiben. Neben dem Tagesgeschäft, was tatktische Asset Allocation, Kapitalanlagesteuerung und Reporting beinhalten kann, muss man also auch verschiedene Beziehungen zu Master-KVGen und Verwahrstellen managen, Ausschreibungsprozesse begleiten, Liquidität managen, und soll gleichzeitig auch noch steuerliche Risiken und ESG-Anforderungen im Blick haben. Und das alles, während Gesetzgeber und Finanzaufsicht immer neue Anforderungen formulieren und interpretieren. Auf der LUMPI wird in einem eintägigen Format Wissen vermittelt und der Möglichkeit zum Austausch mit Gleichgesinnten geschaffen. Der Fondsstandort Luxemburg ist dabei lediglich stolzer Namensgeber, spielt aber eine untergeordnete Rolle in der Themenauswahl, denn angesprochen sind alle Limited Partners (LPs) aus dem DACH-Raum, die sich Private Markets widmen oder dies vorhaben. Langfristig möchten wir so ein wertvoller Baustein in der Landschaft der deutschsprachigen Veranstaltungen für Alternative Investments sein, der die Sorge und Nöten der kleinen und mittelgroßen LPs in den Mittelpunkt stellt.

VC Magazin: Wo stehen wir im Bereich Alternative Investments im Februar 2025 – sowohl in Luxemburg, Deutschland als auch in Europa?

Müller: Gefühlt sind wir aus einem Dornröschenschlaf erwacht. Während wir bereits in der zweiten Jahreshälfte 2024 mehr Interesse für neue Produkte und neue Zugangswege zu Private Markets festgestellt haben, hat sich dies nach dem Jahreswechsel noch mal beschleunigt. LPs sind gewillt, ihre bestehenden Prozesse auf den Prüfstand zu stellen und schauen sich nach Möglichkeiten an, ihre über die Jahre gewachsenen Private Markets Portfolien effizienter aufzustellen, sei es beispielsweise durch Umstrukturierungen im Team und/oder Neueinstellungen, oder durch die Anbindung oder das Ausprobieren von spezialisierten IT-Lösungen. Neues Jahr heißt auch neue Allokations-Targets, und wir sehen eine sehr aktive Pipeline bei den gut vernetzten LPs. Luxemburg wird da weiterhin eine dominante Rolle spielen, dies insbesondere für international agierende General Partners (GPs), die ihr Fundraising in der EU über Luxemburg organisieren. In Luxemburg ist gerade die „zweite Welle“ nach Brexit durch, und die Finanzaufsicht hat eine ganze Reihe von KVG-Lizenzen an die Top Player der internationalen Private Markets Branche verteilt. Deutschland als wichtigster Fundraising-Markt hat es im Februar überraschend kurzfristig trotz Bruch der Ampelregierung geschafft, die Anlageverordnung zu modernisieren und so weitere Möglichkeiten zur Anlage in Alternative Investments geschaffen, was die Branche sehr begrüßt. Deutsche GPs hingegen klagen nach wie vor über die erhöhte Unsicherheit für ihre Fondsvehikel insbesondere aus steuerlicher Sicht, hier wurde der Ruf nach Rechtssicherheit leider bislang nicht erhört.

VentureCapital Magazin 06/2024 online!
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VC Magazin: Angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl in Deutschland und der politischen Veränderungen, die damit einhergehen könnten, wie schätzen Sie die Auswirkungen möglicher politischer Entscheidungen auf den Markt ein?

Müller: Hobby-Kapitalanleger feixen schon lange „Dem Markt ist egal, wer unter ihm als Präsident regiert“ und haben schon lange aufgegeben, Prognosen abzugeben. Private Markets Investoren sollten mithin erst recht entspannt in die Zukunft schauen, zumal die unregelmäßigen und überwiegend selbsterstellten Bewertungen mittlerweile nicht mehr als „Bug“ sondern als „Feature“ angesehen werden, getreu dem Motto: „Wenn man sie nicht sieht, gibt es auch keine Volatilität.“ Wichtiger als die Fragestellungen, wo sich der Markt hinbewegt – also ob es eine längere Seitwärtsbewegung gibt, oder wie tief es runtergehen muss bevor es wieder hochgehen kann – sind die aufsichtsrechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen, um über die gesamte Kapitalbindungsdauer zumindest einigermaßen einschätzen zu können, was mit den Rückflüssen in welcher Höhe passieren darf, wenn sie denn mal kommen. Es ist nicht zu erwarten, dass die neue Regierung beispielsweise die jüngste Novellierung der Anlageverordnung zurückdreht, gleichwohl war Deutschland nie besonders berühmt für die Schaffung steuerlicher Rechtssicherheit. In Summe gilt somit in der Kapitalanlage der Diversifizierungsgrundsatz nicht nur hinsichtlich der Assetklassen und Geographien, sondern (leider) wohl auch hinsichtlich der verschiedenen rechtlichen Regime und Strukturen, in die sich ein Anleger begibt.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!

Über den Interviewpartner:

Nic Müller ist CEO der AVEGA Capital Management. 2024 hat die in Luxemburg ansässige Service-KVG ein Büro in Frankfurt am Main eröffnet. Die 2020 gegründete KVG verwaltet bereits mehr als 15 Mrd. Euro in Private Markets und hat sich als eine der führenden Luxemburger Adressen für deutschsprachige Investoren etabliert.