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Der Exit-Markt hat sich in den vergangenen Jahren spürbar gewandelt. Nach dem Boomjahr 2021 mit hohen Bewertungen und einem nahezu unersättlichen Appetit auf Tech-Deals hat sich das Umfeld zwischenzeitlich abgekühlt – befindet sich seit einiger Zeit aber wieder im Aufwärtstrend. Doch welche Kanäle funktionieren aktuell am besten, und welche Entwicklungen sind zu erwarten?
Investoren agieren selektiver, doch gut geführte B2B-Firmen im Softwarebereich mit wiederkehrenden Umsätzen, gutem Umsatzwachstum, Profitabilität und hoher Kundenloyalität sind sehr begehrt. Private Equity und strategische Käufer verfügen weiterhin über reichlich Kapital, was bei Top-Performern zu intensiven Bieterwettkämpfen führt. Zudem akzeptieren Verkäufer zunehmend realistischere Bewertungen, während viele Unternehmen in ihre Bewertungen von vor ein paar Jahren „hineingewachsen“ sind. Dadurch nähern sich Kaufpreiserwartungen und Zahlungsbereitschaft wieder an, was den M&A-Markt einerseits belebt. Andererseits: Durch das Agieren der neuen US-Regierung in den vergangenen Wochen hat sich das M&A-Umfeld wieder eingetrübt. Durch die Vielzahl von neuen Zöllen beziehungsweise Zollandrohungen wird der Markt zunehmend verunsichert.
Welche Exit-Kanäle funktonieren derzeit am besten?
Private Equity als Katalysator: Besonders aktive Käufergruppen sind Private Equity-Investoren und strategische Käufer im Besitz von Private Equity-Investoren. Private Equity-Investoren haben nach wie vor hohe Kapitalreserven (Dry Powder) und suchen gezielt nach Assets mit stabilen Cashflows und Optimierungspotenzial. Insbesondere Buy and Build-Strategien gewinnen an Bedeutung. Natürlich stimmen die jüngst öffentlich gewordenen Transaktionen, wie der Verkauf von Aagon an Genui, die Mehrheitsübernahme von Checkmk durch PSG oder der IDnow-Corsair-Deal und der Mehrheitsverkauf von MotelOne, optimistisch.
M&A durch strategische Käufer: Strategische Akquisitionen bleiben ein verbreiteter Exit-Weg, auch wenn sie vorsichtiger und sehr selektiv vorgehen. Viele Tech-Unternehmen setzen auf anorganisches Wachstum, um sich in einem sich stark verändernden Marktumfeld Wettbewerbsvorteile zu sichern. Dabei sind besonders skalierbare Software- und Plattformmodelle gefragt. Auch neue Technologieentwicklungen wie Künstliche Intelligenz erhöhen den Druck auf Unternehmen, sich zu positionieren. Wer als Tech-Unternehmen über eine starke Marktstellung, eine spannende Technologie, wiederkehrende Umsätze und profitables Wachstum verfügt, hat hier gute Chancen.
Secondaries und Continuation Funds: Investoren verkaufen ihre Anteile an andere Finanzinvestoren oder gründen Continuation Funds, um Wertpotenziale weiter zu heben. Dies ist besonders für Spätphasen-Start-ups und Wachstumsunternehmen relevant.
Börsengänge: Der IPO-Markt, lange Zeit ein beliebter Exit-Kanal, bleibt weiterhin herausfordernd. 2023 und 2024 gab es nur wenige erfolgreiche Tech-Börsengänge in Europa, und auch 2025 bleibt der Weg an die Börse für viele Unternehmen extrem schwierig. Aber: Insbesondere in den USA hat sich das IPO-Fenster wieder leicht geöffnet, und dies könnte auch positive Impulse für europäische Unternehmen bedeuten. Treiber für die erhöhte Aktivität sind die Erholung der Börsenkurse und die steigenden Bewertungen der Tech-Firmen.
Wie geht es weiter? Trends und Erwartungen
Nachdem sich die Marktlage in den letzten Wochen erneut eingetrübt hat, bleibt die Hoffnung, dass sich der Exit-Markt in den kommenden Quartalen wieder erholt und stabilisiert. Ein Wiedererstarken des IPO-Markts hätte positive Effekte auf die gesamte Exit-Landschaft – allerdings erscheint eine solche Entwicklung in den nächsten Wochen eher unwahrscheinlich, insbesondere in Europa. Dafür lässt sich ein verstärkter Fokus auf KI- und Automatisierungstechnologien als Treiber für M&A-Deals beobachten – starke Unternehmen in diesen Bereichen werden bevorzugte Akquisitionsziele. Negative Faktoren wie die geopolitische Lage, steigende Zinsen, regulatorische Unsicherheiten und makroökonomische Entwicklungen könnten die Dynamik negativ beeinflussen.
Fazit
Der Exit-Markt ist anspruchsvoller geworden, aber nicht geschlossen. Gut positionierte Unternehmen mit klaren Alleinstellungsmerkmalen und nachhaltigem Wachstum und Profitabilität haben nach wie vor sehr gute Chancen auf einen erfolgreichen Exit. Entscheidend ist eine strategische Vorbereitung, um das richtige Timing und den passenden Kanalfür den eigenen Exit zu finden.
Über den Autor:
Julian Ostertag ist Co-Founder & Managing Partner der globalen Tech-Investmentbank
Drake Star und leitet mit Ralf Philipp Hofmann das deutsche Geschäft.