
Bildnachweis: KfW Capital/W. Vorjohann, Frankfurt School of Finance & Management.
Die Frankfurt School of Finance & Management erweitert ihr Weiterbildungsangebot im Bereich Venture Capital. Ab Herbst 2025 starten zwei neue Zertifikatsstudiengänge: Certified Venture Capital Expert und Certified Venture Capital Senior Expert. Die Programme wurden im Rahmen der WIN-Initiative in enger Abstimmung mit KfW Capital entwickelt und richten sich an Fach- und Führungskräfte aus dem Beteiligungs- und Investmentmanagement.
Ziel der Programme ist es, Investoren und Berater gezielt für die Besonderheiten von Risikokapital und Venture-Capital-Fonds zu qualifizieren. Der Certified Venture Capital Expert vermittelt in fünf Pflichtmodulen fundiertes Grundlagenwissen zu Due Diligence, rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen, Portfolio Management und aktuellen Trends. Der aufbauende Certified Venture Capital Senior Expert vertieft diese Kenntnisse durch virtuelle Deep Dives sowie durch spezialisierte Formate wie Pitch-Trainings, Skill-Workshops und Coaching Sessions. Ergänzt durch das FS Entrepreneurship Centre und Futury – The Future Factory entsteht so eine weitere Plattform zur Stärkung des Austauschs zwischen Gründern und Finanzierungspartnern. Im Interview erläutern Dr. Jörg Goschin, Vorsitzender der Geschäftsüfhrung, KfW Capital, und Fatma Dirkes, Vizepräsidentin, Executive & Professional Education der Frankfurt School of Finance & Management, die Ziele der Venture Education.
Interview mit Fatma Dirkes, Frankfurt School of Finance & Management und Dr. Jörg Goschin, KfW Capital
VC Magazin: Warum ist Venture Education wichtig für das VC-Ökosystem?
Goschin: Venture Capital birgt ein enormes Potenzial in Deutschland und Europa. Die Qualität des VC-Ökosystems ist auf allen Ebenen, also auf Start-up- wie auf GP- und LP-Ebene, in den vergangenen Jahren enorm gestiegen und muss einen internationalen Vergleich nicht scheuen. Für die digitale und nachhaltige Transformation ist Venture Capital unerlässlich, denn Start-ups investieren darüber die für unsere Volkswirtschaft so wichtigen Innovationen. Um mehr privates Kapital zu mobilisieren, braucht es unter anderem gezielt mehr Venture Education-Angebote – insbesondere, da der Markt nach wie vor an vielen Stellen intransparent ist. Bildungsangebote sind daher eine wichtige Voraussetzung dafür, damit auch neue Investorengruppen wie Versicherer, Pensionsfonds oder Family Offices in diese Assetklasse investieren können.
VC Magazin: Wie reagieren die neuen Zertifikatsstudiengänge auf den Weiterbildungsbedarf im VC-Markt?
Dirkes: Mit einem prognostizierten Kapitalvolumen von rund 2,6 Mrd. EUR im Jahr 2025 wächst der deutsche Venture-Capital-Markt kontinuierlich – und mit ihm die Anforderungen an Fachwissen und Professionalität. Fundierte Kenntnisse in Finanzierungsmodellen, Due Diligence-Prozessen und rechtlichen Rahmenbedingungen sind heute unerlässlich. Gleichzeitig verändert sich das Venture Capital-Umfeld rasant: Der Fokus auf nachhaltige Investments, der technologische Wandel sowie die zunehmende Internationalisierung machen den Markt nicht nur dynamischer, sondern auch deutlich komplexer. Genau hier liegt die Herausforderung: Viele Akteure steigen ohne fundierte Ausbildung in diesen komplexen Bereich ein. Das Wissen wird oft „on the job“ gesammelt, strukturiertes Weiterbildungsangebot mit Fokus auf die spezifische Logik und Mechanik von Venture Capital fehlt bisher weitgehend. Genau hier setzen wir an: Mit dem zweistufigen Zertifikatsprogramm der Frankfurt School schaffen wir ein modernes Qualifizierungsmodell, das Theorie und Praxis klug miteinander verbindet.
VC Magazin: Wie ist das Programm im Detail aufgebaut?
Dirkes: In der ersten Stufe – Certified Venture Capital Expert – geht es um den systematischen Aufbau von Grundlagen: von Marktmechanismen über Dealstrukturierung bis hin zu Portfoliologik und Governance. In der zweiten Stufe – Certified Venture Capital Senior Expert – folgen anwendungsbezogene Vertiefungen aus unterschiedlichen Perspektiven. Unser Ziel ist es, das Know-how im Markt zu verbreitern und mehr Menschen professionell in die Rolle von Kapitalgebern zu bringen. Ein professionell aufgestellter Venture-Capital-Markt ist ein zentrales Element, um Innovationen zu fördern und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im internationalen Vergleich langfristig zu sichern. Mit unseren Programmen CVCE und CVCSE schaffen wir die Grundlage dafür.
VC Magazin: Für wen sind die Studiengänge gedacht und welche Wirkung sollen sie entfalten?
Dirkes: Unsere Programme sprechen gezielt die Marktteilnehmer an, die im VC-Ökosystem bereits Verantwortung tragen – oder diese bald übernehmen wollen: von Investment-Managern in Fonds, über Mitarbeitende in Family Offices oder Corporates bis hin zu Vertretern öffentlicher Kapitalgeber oder Business Angels. Die erste Qualifikationsstufe richtet sich an alle, die sich ein solides Fundament an VC-Wissen aufbauen möchten – unabhängig davon, ob sie aus dem Startup-Umfeld, aus der Finanzwelt oder dem öffentlichen Sektor kommen. Die zweite Stufe bietet dann Raum für tiefergehende Diskussionen und praxisnahe Module – etwa zu Fondsaufbau, Impact Investing oder Deal Flow Management. Wenn wir den Zugang zu Kapital in der Frühphase verbessern wollen, brauchen wir nicht nur mehr Kapital – wir brauchen besser qualifizierte Kapitalgeber. Genau dafür ist das Programm gemacht: Es bringt neue Perspektiven ins Ökosystem, schafft mehr Verbindlichkeit und Professionalität und trägt so dazu bei, Startups in Deutschland langfristig erfolgreicher zu finanzieren.
VC Magazin: Venture Education und der LP-Weiterbildungsstudiengang sind ja Teil der WIN-Initiative – wie engagiert sich KfW Capital im Rahmen der WIN-Initiative?
Goschin: Die KfW ist der zentrale und koordinierende Akteur der WIN-Initiative, die bis 2030 rund 12 Mrd. Euro für den Ausbau des VC-Markts mobilisieren will. KfW Capital strukturiert im Rahmen der WIN-Initiative einen Folgefonds des Erfolgsmodells „Wachstumsfonds Deutschland“. Für CleanTech Scaleups werden zusammen mit etablierten Marktakteuren passgenaue Finanzierungslösungen etabliert. Und: KfW Capital ist stark beim Thema Venture Education engagiert: Neben der Frankfurt School arbeiten wir hierbei u.a. auch mit der ESMT zusammen. Last but not least: KfW Capital unterstützt aktiv den Family-Office- sowie den Stiftungs-Round-Table von Bund und UnternehmerTUM, die einen wichtigen Beitrag dazu leisten, neue Investorengruppen für die Start-up-Finanzierung zu gewinnen.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Zu den Interviewpartnern:
Dr. Jörg Goschin ist Vorsitzender der Geschäftsführung der KfW Capital. Fatma Dirkes ist Vizepräsidentin, Executive & Professional Education der Frankfurt School of Finance & Management.