Heilbronn entwickelt sich zur Gründerschmiede

Start-up-Ökosystem mit internationaler Anerkennung

Patrick Burkert (Campus Founders) & Prof. Reinhold Geilsdörfer (Dieter Schwarz Stiftung)
Patrick Burkert (Campus Founders) & Prof. Reinhold Geilsdörfer (Dieter Schwarz Stiftung)

Bildnachweis: Campus Founders, Dieter Schwarz Stiftung, Heilbronn Slush'D, VC Magazin.

In Heilbronn wächst ein Ökosystem, das Gründern, Forschern und Investoren neue Perspektiven eröffnet. Mit Initiativen wie den Campus Founders und einem dichten Netzwerk aus Bildungseinrichtungen, Mittelstand und Wissenschaft positioniert sich die Stadt als dynamischer Innovationsstandort – jenseits der üblichen Metropolen.

Heilbronn Slush'D
Heilbronn Slush’D

Zu den Vorteilen kleinerer Ökosysteme gehöre es, so Patrick Burkerts Überzeugung, „dass alle Akteure sich auf Augenhöhe begegnen und gemeinsam Themen vorantreiben, neue Initiativen schaffen, wenn diese noch nicht existieren, und damit grundlegend die Richtung beeinflussen, in die sich ein Ökosystem hin entwickelt“. Der Director Start-ups von Campus Founders nennt das auch „die Density im Ökosystem, die sich auswirkt wie ein Teilchenbeschleuniger“ – und im Fall Heilbronns international wahrgenommen wird. So haben sich die Macher des renommierten Start-up-Festivals Slush aus Helsinki für ihren internationalen Satelliten Slush‘D in Deutschland nicht für eine der wenigen Millionenmetropolen entschieden, sondern ganz bewusst für die Universitätsstadt im Norden Baden-Württembergs. Schließlich bilden hier exzellente Forschung, unternehmerisch geprägte Bildungseinrichtungen, ambitionierte Gründer sowie engagierte Unterstützer – und Investoren – ein kompaktes Ökosystem. Als zentraler Player im Vordergrund wirken die Campus Founders als Katalysator, und im Hintergrund sorgt die Dieter Schwarz Stiftung des gleichnamigen Inhabers der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) für finanziellen Rückenwind.

Von alter Industrie zu neuen Gründern

Die Vision, hier einen zukunftsgerichteten Standort für Innovation und Gründung zu schaffen, hat vor allem mit dem gegenwärtigen Erfolg zu tun. „Die Region Heilbronn-Franken zählt zu den dynamischsten Wirtschaftsregionen in Deutschland, allerdings mit alten Industriezweigen. Wir wollen daher ein Ökosystem aufbauen, das in der Region zum Wohlstand der kommenden 50 Jahre beiträgt“, erläutert Prof. Reinhold Geilsdörfer, Geschäftsführer der Dieter Schwarz Stiftung. Und weil bei einer solchen Transformation Start-ups eine große Rolle spielen, gelten der Stiftung die 2018 von ihr ins Leben gerufenen Campus Founders als elementarer Baustein. Diese wiederum verstehen sich als die Plattform für Unternehmertum und Innovation, das die nächste Generation von Gründern und Innovatoren ausbilden und das entsprechende Ökosystem fördern will. „Vor Ort sind wir die einzige rein auf Start-ups zugeschnittene Anlaufstelle, aber zusammen mit den Hochschulen und den Forschungseinrichtungen, der Programmierschule 42 Heilbronn, dem IPAI als Innovationsplattform für angewandte KI und den vielen anderen entsteht Vielfältiges im lokalen Rahmen, das aber auch die internationalen Schnittstellen mitbringt und damit Zugang zu renommierten und bereits erfolgreichen Netzwerken und Ökosystemen in Europa und den USA“, skizziert Burkert.

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Start-up-Förderung von der Idee bis zur Skalierung

Die Aufgabe der Campus Founders: Menschen mit Gründungsideen aus der Hochschul- und Forschungslandschaft früh abholen, sie begleiten, fördern und durch alle Phasen des Start-up-Werdegangs führen – bis hin zur Skalierung und Finanzierung. Die Programme decken dabei die komplette Gründungsreise ab und haben beispielsweise das vierwöchige Bootcamp „AI Start“ als Ausgangspunkt. Ist später eine Gründung erfolgt, kann es unter anderem mit „AI Founders“ weitergehen. Dabei eignen sich die Teilnehmer die Werkzeuge an, um ihr Geschäftsmodell zu validieren, Marktrelevanz zu erlangen und innerhalb von zwölf Wochen investitionsbereit zu sein. Wirklichen Impact kann solche Arbeit nur erzielen, wenn das passende Umfeld vorhanden ist – und hier punktet die Stadt zusätzlich. Heilbronn ist mit seinen 130.000 Einwohnern klein genug für enge Netzwerke und kurze Wege, aber groß genug, um international renommierte Wissenschaftseinrichtungen, die nicht nur forschen, sondern gezielt unternehmerisches Denken fördern, zu beherbergen und weitere anzuziehen. Das räumliche Epizentrum ist dabei der sogenannte Bildungscampus, der in 16 Gebäuden auf 115.000 Quadratkilometern derzeit 8.000 Studierende und 16 Einrichtungen aus Bildung und Wissenschaft beherbergt.

Spitzenforschung als Motor für Innovation

Die Technische Universität (TU) München etwa betreibt am Bildungscampus einen spezialisierten Ableger für Software, Technology und Management – alles Themen, aus denen regelmäßig Deeptech-Start-ups entstehen. Die ETH Zürich, die als eine der gründungsstärksten Universitäten Europas gilt, plant ebenso einen Ableger vor Ort, wie das Max-Planck-Institut zwei Abteilungen hier ansiedeln will. Die Fraunhofer-Gesellschaft denkt bereits eine Nummer größer und legt 2025 im „Heilbronn Research and Innovation Center“ (HNFIZ) mit sechs Instituten los, die aus verschiedenen Perspektiven vor allem das Thema Künstliche Intelligenz in den Blick nehmen. Im Anflug ist zudem ein Forschungszentrum des belgischen Nano- und Mikroelektronikspezialisten IMEC. Die Präsenz all dieser Akteure verstärkt nicht nur die wissenschaftliche Tiefe in Heilbronn, sondern auch das Potenzial für Ausgründungen und die Anziehungskraft für Start-ups von außerhalb. Ganz im Sinne der Campus Founders wie auch der Dieter Schwarz Stiftung bedeutet das: Der Pool an forschungsnahen Talenten und Hightech-Ideen wächst stetig, die Chance auf Wohlstandserhaltung mit neuen, zukunftsfähigen Unternehmen ist real.

Kapital und Industrie in Reichweite

Mit D11Z Ventures, einem auf Early Stage-Investments ausgerichteten Family Office, gibt es einen Kapitalgeber in der Stadt; für alle anderen ist die Reisezeit in Deutschland überschaubar. Dazu sind internationale Investoren „Teil unseres jungen Ökosystems, das immer mehr Sichtbarkeit bekommt“, freut sich Burkert, der mit seinen Kollegen Plattformen und Formate schafft, „zu denen Investoren in das Ökosystem einsteigen können“. Als konkrete Beispiele nennt er „Demo Days, Meet-ups, aber auch den direkten Austausch und natürlich unsere Heilbronn Slush‘D, an der das gesamte Ökosystem und unsere internationalen Netzwerke zusammenkommen“. Zusätzlich bietet Heilbronn einen Standortvorteil, den viele Start-up-Metropolen wie speziell die Hauptstadt nicht bieten können: den direkten Zugang zur Industrie – ob nun mittelständische Unternehmen, Hidden Champions oder Konzerne wie Audi und die Schwarz-Gruppe. Über das Start-up-Ökosystem bekommen Gründer leichter Zugang zu ersten Kunden, wertvollem Feedback und potenziellen Partnern für Pilotprojekte, schaffen konkrete Use Cases und damit die Basis für skalierbares Wachstum. Dass dieses System funktioniert, zeigt ein Blick auf konkrete Erfolgsgeschichten. So ist beispielsweise das KI-Startup Amber Search über Programme der Campus Founders groß geworden und sammelte kürzlich eine Finanzierung über 2,1 Mio. EUR ein. Zwei weitere Unternehmen mit bemerkenswerten Finanzierungsrunden sind die Ersatzteil-Pricing-Software Markt-Pilot und AIperia, eine KI-basierte Planungslösung für frische Lebensmittel. Bezogen auf die Einwohnerzahl ist Heilbronn in Baden-Württemberg bei Start-up-Gründungen zudem die Nummer zwei nach Heidelberg – und vor Stuttgart und Karlsruhe.

Massive räumliche Vergrößerung

Vor diesem Hintergrund erweitert Campus Founders gerade seine Räumlichkeiten. „Wir sind inzwischen 40 Mitarbeitende, haben extrem viele Programme und bieten den Start-ups damit auch Arbeits- und Eventflächen. Dieses Wachstum bringt uns inzwischen an die Grenze“, so Burkert. Aber die Wochen bis zum Upgrade können gezählt werden: Pünktlich zur Heilbronn Slush‘D Ende Oktober soll für die Campus Founders ein neues eigenes Gebäude im Herzen des Bildungscampus einsatzfähig sein – siebenmal so groß wie der bisherige Standort. Hier entsteht ein Zuhause für die gesamte Start-up-Community mit Arbeitsplätzen, Co-Working-Flächen und Veranstaltungsräumen.

Fazit

Das Start-up-Ökosystem Heilbronn ist keine Kopie von Berlin, München oder Hamburg – und genau das ist seine Stärke. Es ist kompakt, vernetzt und ambitioniert. Hier greifen Bildung, Forschung, Industrie, Kapital und unternehmerischer Geist ineinander. Und mit den Campus Founders gibt es eine Instanz, die das Ganze orchestriert – mit der klaren Mission, Talente zu fördern, Ideen zu skalieren und ein Umfeld zu schaffen, in dem Innovation gedeiht.

Eindrücke von der Heilbronn Slush’D 2023 finden Sie hier!