Bildnachweis: Pexels, IFB Innovationsstarter, Baltic Business Angels Schleswig-Holstein, NBank Capital, Gründerfonds Ruhr, Jordana Schramm, bm | t beteiligungsmanagement thüringen, futureSAX, Startup Labor Schwedt, Andreas Gebert, MBG Baden-Württemberg.
Landschaftlich bietet sich in Deutschland von Norden nach Süden ein vielfältiges und abwechslungsreiches Bild, ebenso bunt und spannend ist ein Blick auf die Innovationen in den einzelnen Regionen. Vielerorts sind Tech-Zentren, Innovationsstandorte und natürlich große Start-up-Hotspots entstanden – ein Blick auf regionale Highlights (ohne Anspruch auf Vollständigkeit).
Gründungsdynamik in Hamburg

Hamburg hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Standort für Start-ups entwickelt. Dr. Heiko Milde, Geschäftsführer von IFB Innovationsstarter, beschreibt die Situation so: „Hamburg bietet neben einer hohen Lebensqualität, vielen Universitäten und einer breit gefächerten Wirtschaft ein besonders gut ausgebautes und einzigartiges Start-up-Fördersystem.“ Ein wesentlicher Teil dieses Systems sind die Förderprogramme InnoRampUp für technologieorientierte Start-ups mit Zuschüssen bis zu 150.000 EUR und InnoFounder für Gründerinnen und Gründer in der Frühphase mit bis zu 75.000 EUR. Das Förderangebot wurde kontinuierlich erweitert. Mit InnoFin-Tech verfügt Hamburg über ein bundesweit einmaliges Programm, das Fintechs und verwandte Bereiche mit Finanzbezug mit Zuschüssen bis zu 200.000 EUR adressiert. 2024 kam InnoImpact hinzu, ein Förderprogramm für Social- und Impact-Start-ups, das mit bis zu 75.000 EUR unternehmerisches Engagement im Bereich Social Entrepreneurship unterstützt. Ergänzt wird die Förderlandschaft durch den InnoStarter-Fonds und den neuen InnoVentureFonds, die Beteiligungen bis zu 1,5 Mio. beziehungsweise 7 Mio. EUR ermöglichen. Zudem sorgt das Hamburg Investors Network für ein aktives Matching zwischen Start-ups und Investoren. Mit Veranstaltungen wie dem Female StartAperitivo setzt die Stadt gezielt Impulse, um Gründerinnen besser zu vernetzen. Besonders sichtbar wird diese Initiative beim großen Finale am 27. Juni in Berlin, bei dem zehn Gründerinnen ihre Ideen präsentieren werden. In Bezug auf die Branchenschwerpunkte sieht Milde vor allem im Bereich Künstliche Intelligenz eine überragende Bedeutung. Auch Deeptech und Hardware-Start-ups seien zunehmend präsent. Bei den Finanzierungsrunden sticht etwa das Start-up mo:re hervor, das sich im März 2025 2,3 Mio. EUR sichern konnte. Flexvelop, ein weiteres gefördertes Unternehmen, sammelte gemeinsam mit Seventure Partners 4 Mio. EUR Eigenkapital ein. Im Bereich der Exits konnte der erfolgreiche Verkauf von GQ Bio Therapeutics an Pacira BioSciences vermeldet werden. „Das war der bislang größte Exit für unseren InnoStarterFonds“, betont Milde.
Start-up-Entwicklung in Schleswig-Holstein

Schleswig-Holstein setzt auf den internationalen Ausbau seines Startup-Ökosystems. Julian von Hassell, Vorsitzender des Baltic Business Angels Schleswig-Holstein e.V., betont die Verbindungen der Region: „Unsere Business Angels stehen in ständigem Austausch mit der wahrscheinlich am besten entwickelten Digitalregion Europas: dem Baltikum und den Nordics.“ Diese Vernetzung bietet Start-ups aus Schleswig-Holstein Vorteile für ihre internationalen Expansionspläne. Hilfreich sei außerdem, dass der Wirtschaftsminister des Landes automatisch Vorstandsmitglied des Business Angels-Netzwerks sei. Die Region profitiert darüber hinaus von starken mittelständischen Playern, Hidden Champions und Forschungseinrichtungen. Weltmarktführer wie Dräger in Lübeck (Medtech) oder TKMS in Kiel (Defencetech) bilden ein solides industrielles Fundament. Das Digital Renewable Energy Hub Gateway49 in Lübeck unterstreicht die regionale Bedeutung der erneuerbaren Energien im Start-up-Kontext. Die Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein mbH (WTSH), die MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Schleswig-Holstein mbH, die Investitionsbank Schleswig-Holstein (IBSH) und die Zentren für Entrepreneurship an den Hochschulen ergänzen das Ökosystem durch gezielte Förderangebote und Gründerberatung. Die private Fachhochschule in Wedel hat europaweit einen exzellenten Ruf als Kaderschmiede für angehende Games-Entwickler. Das Förderportfolio in Schleswig-Holstein umfasst Programme wie den Innovationsfonds Schleswig-Holstein, den Seed- und Start-up-Fonds und das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein, die finanzielle Unterstützung entlang aller Gründungsphasen bieten. Der Bereich Defencetech mit der Kieler TKMSZentrale wird perspektivisch eine bedeutende Rolle spielen. Die Baltic Business Angels investieren weltweit und nicht nur regional. Von Hassell berichtet: „Gerade haben einige unserer Angels syndiziert in ein israelisches Digital Health- und Medtech-Start-up investiert. Wir investieren überall dort, wo wir glauben, dass es lohnt.“ Thematisch konzentrieren sich Gründungen auf B2B-Software, Data Analytics und Künstliche Intelligenz. Das Itzehoer Deeptech-Start-up OQmented, spezialisiert auf bewegliche Mikrospiegel für die Mixed Reality-Welt, konnte einen besonderen Erfolg verbuchen. Die Baltic Business Angels Schleswig-Holstein investierten über mehrere Jahre kumuliert mehr als 3 Mio. EUR in das Unternehmen. Weitere bedeutende Investments erfolgten in das israelische Medtech-Start-up NYX Technologies, das Buildtech-Unternehmen cityscaper aus Aachen und das Hamburger Impact-Fintech Parto. In bestehenden Beteiligungen wie OURZ, Cherrydeck und SkyTender Solutions wurden Folgerunden abgeschlossen. Von Hassell stellt fest: „Die Nähe zu der lokalen Region ist für Business Angels nach wie vor wichtig, verliert aber in Europa zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Angel-Investments werden transnational vergeben.“ Schleswig-Holstein profitiert dabei von seiner Nähe zu den digitalen Vorreitermärkten in Dänemark, Schweden, Norwegen und dem Baltikum. Nicht zufällig sei es, dass Dealum, das europaweit führende digitale Werkzeug für Business Angels-Netzwerke, aus Estland stamme.
Gründerförderung in Niedersachsen

Auch Niedersachsen entwickelt sich dynamisch als Gründungsstandort. Ralf Borchers, Co-Geschäftsführer der NBank Capital – eine Tochter der Investitions- und Förderbank Niedersachsen (NBank) –, unterstreicht: „Niedersachsen ist ein Top-Standort für Start-up-Gründerinnen und -Gründer.“ Die verstärkte Entrepreneurship-Education an den Hochschulen sowie spezialisierte Hightech-Inkubatoren hätten entscheidend zur positiven Entwicklung beigetragen. Im Jahr 2024 stieg die Zahl der Start-up-Gründungen auf 154. Das sei ein erneuter Beleg für die wachsende Gründungsdynamik. Das Förderangebot in Niedersachsen sei entlang der Entwicklungsphasen strukturiert. Frühphasige Teams profitieren vom Gründungsstipendium sowie einer neuen Teamförderung von bis zu 300.000 EUR. Für die Wachstumsfinanzierung stehen die Programme NSeed und NBeteiligung zur Verfügung, mit denen Beträge zwischen 150.000 und 5 Mio. EUR abgedeckt werden können. Mit InnoGrowth Niedersachsen stellt die NBank über akkreditierte private Investoren zusätzlich 35 Mio. EUR Risikokapital bereit; zusammen mit privaten Investoren summiert sich dies auf 50 Mio. EUR. „Wir laden Venture Capital-Gesellschaften und Business Angels herzlich ein, sich als Intermediäre zu engagieren“, so Borchers. Neben den Förderprogrammen spielt die Veranstaltungsszene eine wichtige Rolle. Events wie der Life Science Start-up Day in Göttingen, die innovate! in Osnabrück oder das Big Up Festival in Braunschweig tragen zur Vernetzung bei. Ein Höhepunkt wird 2025 der am 17. September erstmals stattfindende Niedersachsen.next Startup Day sein, bei dem unter anderem der Durchstarter-Preis vergeben wird. Inhaltlich dominieren in Niedersachsen Gründungen in den Bereichen Biotech, Agrar/Food, Life Sciences und Künstliche Intelligenz. Laut Borchers seien KI-Elemente inzwischen bei fast allen neuen Unternehmen präsent. Schwieriger gestalte sich jedoch die Finanzierung von Impact-Gründungen, da deren Geschäftsmodelle oft weniger skalierbar seien. Erfolgreiche Finanzierungsrunden konnten Hero Software, doinstruct und NeoTaste mit jeweils zweistelligen Millionenbeträgen verzeichnen. Einen Höhepunkt bildete der Exit von Cardior, das an Novo Nordisk verkauft wurde und damit den Status eines Einhorns erreichte.
Gründungsdynamik im Ruhrgebiet

Das Ruhrgebiet hat sich in den vergangenen Jahren zu einem zunehmend bedeutenden Standort für innovative Gründungen entwickelt. Ann-Christin Kortenbrede, Geschäftsführerin des Gründerfonds Ruhr, betont: „Dass das Ruhrgebiet einer der wichtigsten wirtschaftlichen Standorte Europas ist, wissen viele – dass es sich gleichzeitig zu einem der dynamischsten Start-up-Hotspots in Deutschland entwickelt hat, ist hingegen für viele noch neu.“ Die Region bietet nicht nur 22 technologieorientierte Hochschulen sowie zahlreiche Forschungs- und Gründungszentren, sondern auch eine starke industrielle Basis, die jungen Unternehmen den Zugang zu potenziellen Kunden und Kooperationspartnern erleichtert. Mit dem Gründerfonds Ruhr II, der Ende 2024 mit 31 Mio. EUR Kapital ausgestattet wurde, und dem neuen GF BRYCK Ventures, der 2025 mit weiteren 10 Mio. EUR startet, investiert die Region gezielt in innovative Start-ups der Seed- und Pre-Seed-Phase. Kortenbrede erklärt: „Wir glauben an die Innovationskraft und das Potenzial der Start-ups im Ruhrgebiet.“ Zusätzlich sei das Interesse etablierter Industrieunternehmen an Kooperationen mit Tech-Start-ups gewachsen, was jungen Unternehmen weitere Wachstumsmöglichkeiten eröffne. Auch die Förderlandschaft ist gut ausgebaut. Neben bundesweiten Programmen wie „EXIST“ bietet das Gründungsstipendium NRW zusätzliche Unterstützung für Gründer. Programme der NRW.Bank wie die NRW.SeedCon, Initiativen wie die Worldfactory der Ruhr-Universität Bochum, der innoclub an der Technischen Universität (TU) Dortmund oder der Accelerator BRYCK in Essen schaffen ergänzende Netzwerke und Infrastruktur. Besonders hohe Aktivität verzeichnet das Ruhrgebiet derzeit in den Bereichen Energy, Health inklusive Medtech und Pharma, Industrial Solutions mit Schwerpunkten wie SaaS, Materials und Chemicals, Cybersecurity sowie Logistik. Kortenbrede berichtet: „Wir sehen eine große Anzahl von Gründungen – mehr als 400 pro Jahr – sowie eine sehr hohe Qualität.“ Herausragende Beispiele seien etwa Greenlyte Carbon Technologies aus Essen im Bereich Cleantech oder Lidrotec aus Bochum, ein Unternehmen aus der Chip- und Halbleiterbranche. Ein besonderer Erfolg war der Exit von Emergence Therapeutics, das 2023 für einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag an den Pharmakonzern Eli Lilly verkauft wurde.
Berlin überzeugt Gründer mit Internationalität, Talenten und starken Netzwerken

Katrin Robeck, Geschäftsführerin von IBB Ventures, hebt hervor, dass Berlin nicht nur Deutschlands größtes Start-up-Ökosystem sei, sondern auch europaweit zu den wichtigsten Gründungsstandorten gehöre. Die Stadt vereine Internationalität, kreative Vielfalt, moderate Lebenshaltungskosten und eine hohe Dichte an Talenten. „Wer hier gründet, findet einen offenen, innovationsgetriebenen Markt, kurze Wege zu Entscheidungsträgern und hohe Sichtbarkeit“, erklärt Robeck. Laut IBB Ventures bietet Berlin zahlreiche öffentliche Förderprogramme wie das Berliner Startup-Stipendium, den „GründungsBONUS“ und Pro FIT. Auch bundesweite Programme wie EXIST seien in der Hauptstadt stark nachgefragt. Ergänzt werde dieses Angebot durch Coworking Spaces, spezialisierte Acceleratoren und Events wie die re:publica, GITEX, deGUT oder FIBE. „Demodays im MotionLab und Open Mic Pitches beim Reactor sind Beispiele für weitere Andockpunkte“, sagt Robeck. Besonders dynamisch entwickle sich der Bereich Künstliche Intelligenz. Neue Forschungskooperationen und gezielte Förderung stärkten diesen Sektor. Auch Greentech, Healthtech und Fintech blieben laut Robeck Wachstumsmotoren. Der Climatetech-Sektor mit Start-ups wie zolar, Enpal und Plan A habe sich als besonders aktiv erwiesen. Zu den wichtigsten Finanzierungsrunden des vergangenen Jahres zählt Robeck die von Aignostics, das seine internationale Expansion vorantreibe. Weitere große Runden hätten Enpal, zolar und Rematiq abgeschlossen. Im Bereich Exits verweist sie auf den Verkauf von brighter AI an Milestone. Auch aus dem Portfolio von IBB Ventures habe es bedeutende Transaktionen gegeben, etwa den Verkauf von Aaron.ai an Doctolib und Daato an die EQS-Group. „Diese Erfolge zeigen die internationale Relevanz des Berliner Ökosystems“, betont Robeck. Neben den Chancen sieht Robeck auch Herausforderungen. Der Zugang zu Fachkräften, späte Finanzierungsrunden und regulatorische Unsicherheiten, etwa im Healthtech- und Fintech-Bereich, blieben aktuelle Themen. „Berlin ist ein guter Ort, um neue Geschäftsmodelle zu erproben – offen, dynamisch und manchmal auch etwas unkonventionell“, so Robeck.
Thüringen: Starke Forschung trifft strukturierte Unterstützung

Thüringen sieht sich im Bereich Gründung und Frühphasenfinanzierung gut aufgestellt. Laut Katja Butzmann, kommissarische Geschäftsführerin der bm|t beteiligungsmanagement thüringen gmbh, verfüge das Bundesland über eine „extrem hohe Dichte an Hochschulen und Forschungsinstituten“ – ein bedeutender Vorteil für technologieorientierte Start-ups. Gründerinnen und Gründer profitierten zudem von einem „großen Pool an hoch qualifizierten Talenten“, die vielfach nach dem Studium in der Region blieben und hier Unternehmen gründeten. Neben der akademischen Basis verweist Butzmann auf die
„hohe Lebensqualität für Gründer und Familien“, die Thüringen im Vergleich zu anderen Bundesländern auszeichne. Besonders betont sie die hiesigen Fördermechanismen: Über die Gründerprämie könnten junge Unternehmer bis zu einem Jahr nach Gründung monatlich 2.500 EUR als Zuschuss zum Lebensunterhalt erhalten. Für etablierte Firmen bestehe die Möglichkeit, die Einstellung qualifizierten Personals mit bis zu 2.000 EUR monatlich über zwei Jahre fördern zu lassen. Inhaltlich konzentriert sich das Gründungsgeschehen stark auf den Technologiestandort Jena. Dort ist nach Angaben der bm|t vor allem in den Bereichen Sensorik, Photonik und Quantenkommunikation „besonders viel Musik“. Auch Biotechnologie und Medizintechnik seien stark vertreten, unterstützt durch das Universitätsklinikum Jena und die dort ansässigen Hochschulen. Die Region ist im Cluster medways e.V. organisiert. Jena wurde außerdem kürzlich in die Digital Hub Initiative des Bundes aufgenommen. Ergänzend entwickelt sich die Bauhaus-Universität Weimar zu einem Zentrum für Künstliche Intelligenz. Dass diese Aktivitäten Wirkung zeigen, belegen auch die Zahlen: Im Jahr 2024 wurden im bm|t-Portfolio 47 Finanzierungsrunden abgeschlossen. „Unsere Investee-Partner konnten dabei über 76,5 Mio. EUR an Eigen- und Mezzaninekapital sichern“, so Butzmann. Ein Drittel der Mittel stamme direkt von der bm|t. Das Jahr 2025 begann mit zwei Exits und drei neuen Beteiligungen – ein Indiz für die wachsende Relevanz des Standorts.
Sachsen: Systematische Gründungsförderung und Netzwerkdichte

Auch Sachsen verfolgt eine aktive Gründungspolitik. Susanne Stump, Geschäftsführerin der futureSAX GmbH, hebt vor allem die wissenschaftliche Basis hervor: „Wir haben über 100 wissenschaftliche Institutionen, von denen mehr als die Hälfte stark anwendungsorientiert arbeitet.“ Dazu komme ein breites Unterstützungsnetzwerk mit kurzen Wegen und persönlichem Austausch. Ein wichtiges Instrument ist laut Stump der InnoStartBonus – ein Förderprogramm, das nicht nur finanzielle Unterstützung in der Ideenphase bietet, sondern auch eine Begleitung durch das futureSAX-Netzwerk. Die Besonderheit: „Der InnoStartBonus verbindet Wettbewerbsverfahren, Netzwerkeinbindung und einen Kinderbonus – das ist in Deutschland bislang einzigartig.“ Ergänzt werde dieses Angebot durch den Business-Angel-Bonus und die Validierungsförderung sowie Clusterförderungen. Sachsens Start-up-Szene profitiert außerdem von regelmäßigen Vernetzungsformaten wie dem futureSAX Gründerbrunch, den Sächsischen Gründerforen und einem Wissenspodcast, der seit 2024 Wissen aus dem Netzwerk bündelt. Im Sächsischen Start-up-Partner-Netzwerk sind rund 80 Akteure aktiv, die regelmäßig Events koordinieren und sich strategisch abstimmen. Thematisch dominieren Gründungen aus den Bereichen Software, Halbleitertechnik, Medizin, Mess- und Verfahrenstechnik sowie Mobilität. Stump verweist auf „eine Vielzahl erfolgreicher Finanzierungsrunden“ im Jahr 2024 – konkret 40, mit einem Gesamtvolumen von rund 500 Mio. EUR. Besonders hervorzuheben seien dabei Unternehmen wie Sunfire, Semron, watttron, Demecan, CargoBeamer, Altavo und anvajo. Neben der starken Gründungsdynamik sieht Stump auch politische Unterstützung als Erfolgsfaktor: „Sachsen investiert strukturiert und strategisch in die Förderung von Start-ups.“ Der politische Wille, unterlegt durch EU-Fördermittel und gezielte Programme, trage maßgeblich zur positiven Entwicklung bei.
Brandenburg: Industrielle Anwendung und grüne Technologien

In Schwedt richtet sich der Blick besonders auf Start-ups, die aus dem Labor in die Produktion wollen. Sascha Lademann, Leiter des Startup Labors Schwedt, beschreibt die Region als idealen Ort für Start-ups aus der Greentech-Branche, die ihre Geschäftstätigkeit skalieren wollen. „Wir wollen einen möglichst einfachen Zugang zu Medien, Logistik, industrieller Energieversorgung in Kooperation mit Kommunen und Industrie für Scale-ups schaffen – und dadurch Synergien mit starken Innovationsökosystemen in den Metropolregionen“, so Lademann. Besondere Relevanz hätten Themen wie Kreislaufwirtschaft, erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe. Diese Bereiche würden in Schwedt nicht nur diskutiert, sondern „konkret in industrielle Anwendungen überführt“. Das Startup Labor ist koordinierender Partner der Kompetenzregion Industrielle Bioökonomie Uckermark und Teil eines ostdeutschen Netzwerks zur Förderung grüner Chemie, das Hochschulen und Partner aus Berlin, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern einbindet. In der Praxis setzt Schwedt auf Formate, die Industrie und Start-ups frühzeitig zusammenbringen. Mit thematischen Challenges würden konkrete Forschungs- und Entwicklungsaufträge vergeben. „Unser Ziel ist es, Anwendungsszenarien zu identifizieren, die den Transfer in die Praxis ermöglichen – und damit echte Transformation vorantreiben“, erklärt Lademann. Entscheidend sei dabei nicht nur die Kapitalversorgung, sondern auch der frühe Zugang zu realen Kunden und industriellen Testfeldern. Besonders dynamisch sei die Szene derzeit in den Bereichen Dekarbonisierung, Defossilisierung und Prozessdigitalisierung. In diesen Feldern entstünden aktuell die meisten Gründungen – verbunden mit hohem Investitionsvolumen. Schwedt wolle sich als Schnittstelle zwischen Start-ups, Forschung und Industrie etablieren. Lademann formuliert das so: „Für uns ist industrielle Anschlussfähigkeit kein Nebeneffekt, sondern Voraussetzung.“
Gründungsförderung in Bayern

Bayern zählt seit Jahren zu den führenden Regionen für Unternehmensgründungen in Deutschland. Dr. Carsten Rudolph, Geschäftsführer von BayStartUP, verweist auf eine breite Finanzierungslandschaft und umfangreiche Beratungsangebote: „Bayern bietet zahlreiche staatliche und private Angebote für Kapital in allen Unternehmensphasen. Programme wie Gründerlotse Bayern, BayStartUP-Coachings und Initiativen von Gründerland Bayern leisten konkrete Unterstützung für Gründer.“ Auch die exzellente Forschungsinfrastruktur und die enge Verknüpfung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft tragen zum Erfolg der Region bei. Ein wichtiger Baustein ist das BayStartUP-Investorennetzwerk, das mit über 400 Business Angels und 200 Venture Capital-Investoren zu den größten in Europa zählt. Laut Rudolph wurden hier in den letzten zehn Jahren rund 650 Mio. EUR an Kapital vermittelt. Neu entwickelt wurde zudem ein Format, das gezielt renditeorientierte Start-ups unterstützt, die nachhaltiges Wachstum über schnelle Skalierung stellen. „Wir merken, dass sich die Bedürfnisse der Gründer verändern“, erklärt Rudolph. „Viele suchen nach Alternativen zum klassischen Venture Capital-Modell.“ Die Stimmung in der bayerischen Gründerszene ist trotz wirtschaftlicher Herausforderungen positiv. Die Bayerischen Businessplan Wettbewerbe verzeichneten 2025 einen deutlichen Anstieg der Einreichungen. Besonders bemerkenswert seien die Qualität der Beiträge sowie die wachsende Themenvielfalt, betont Rudolph. „Neu hinzugekommen sind verstärkt Pläne im Bereich Sicherheit und Verteidigung.“ Auch Start-ups mit komplexen, tief technologischen Ansätzen sind zunehmend erfolgreich. Rudolph erinnert daran: „Als Celonis 2011 bei uns startete, konnten wir die Idee kaum fassen. Heute ist ihr Unternehmen über 10 Mrd. USD wert.“ Zu den Unternehmen mit starkem Wachstum zählen Egym, das seine Expansion in die USA erfolgreich vorantreibt, Quantum Systems mit einer zunehmenden Produktion ziviler und militärischer Drohnen sowie Flix, das seine Marktpräsenz in Indien und Nordamerika ausbaut. Bedeutende Exits gab es unter anderem bei GME, Magazino und Fazua. Zudem wurde BayStartUP beim aktuellen Ranking „Europe’s Leading Start-up Hubs“ der Financial Times auf Platz vier innerhalb Deutschlands und Platz elf europaweit geführt. Rudolph kommentiert: „Dieses Ergebnis bestätigt unseren Anspruch, Gründer auf ihrem Weg zum Erfolg bestmöglich zu unterstützen.“
Innovationsförderung in Baden-Württemberg

Baden-Württemberg bietet Gründern, insbesondere im Hightech- und B2B-Bereich, ausgezeichnete Bedingungen. Frank Kraheberger von der MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg betont: „Wie kaum eine andere Region können insbesondere Gründungen mit einem B2B-Geschäftsmodell auf eine Vielzahl potenzieller Kunden und Kooperationspartner im Mittelstand setzen.“ Ergänzt wird das Ökosystem durch eine starke Forschungslandschaft, zu der renommierte Einrichtungen wie die Fraunhofer-Institute gehören. Frühe Finanzierungsphasen werden durch Programme wie PreSeed und den Start-up BW Seed Fonds unterstützt, der von der MBG verwaltet wird. Für spätere Unternehmensphasen stehen darüber hinaus der Start-up BW Innovation Fonds sowie private Kapitalgeber wie Mätch VC aus Stuttgart oder D11Z aus Heilbronn zur Verfügung. Kraheberger hebt hervor: „Wir haben in den letzten Jahren gezielt daran gearbeitet, die Finanzierungslandschaft in Baden-Württemberg noch vielseitiger aufzustellen.“ In den letzten Monaten hat sich vor allem im Bereich Space und Defence eine deutliche Belebung abgezeichnet. Aufgrund der veränderten geopolitischen Lage und der Anpassung der ESG-Kriterien ist das Interesse von Investoren an Start-ups in diesen Bereichen spürbar gestiegen. Kraheberger beobachtet: „Das Investoreninteresse für Space- und Defence-Start-ups ist heute deutlich höher als noch vor wenigen Jahren.“ Daneben wurde mit dem Start des neuen Start-up BW Seed Fonds ein wichtiger Meilenstein erreicht. Eines der ersten finanzierten Unternehmen war Atmos Space Cargo, ein Start-up aus dem New Space-Sektor, das sich laut Kraheberger bislang sehr positiv entwickelt. Ein großer Erfolg war 2024 der Verkauf der Parsionate GmbH an Accenture.