Bildnachweis: Wirtschaftsförderung Dortmund.
Seit 25 Jahren unterstützt start2grow Gründer und gilt als Gütesiegel für Innovation. Der Wettbewerb hat sich als feste Größe etabliert, bietet Preisgelder, Coaching und ein starkes Netzwerk. Wettbewerbsleiterin Andrea Schubert spricht über Meilensteine, Dynamik und die Zukunft des Formats im digitalen Zeitalter.
VC Magazin: Der Gründungswettbewerb start2grow blickt auf 25 Jahre zurück – wie hat sich das Gründungsumfeld in Deutschland seitdem verändert, und welche Rolle hat start2grow in diesem Wandel gespielt?
Schubert: Ende der 1990er hatte unser damaliger Partner McKinsey das Format „Gründungswettbewerbe“ aus den USA nach Deutschland gebracht; zuerst nach München
und dann wenig später auch zu uns nach Dortmund. Dieses neue Format fand von Anfang
an großen Anklang, und start2grow war hier im Ruhrgebiet der erste Wettbewerb, der speziell für Start-ups angeboten wurde. Natürlich gab es die Gründungsförderung schon länger, aber die gezielte Fokussierung auf innovative, wachstumsstarke Gründungen in ganz bestimmten Branchen, das war neu. Heute gibt es bundesweit eine riesige Anzahl an ähnlichen Formaten. Das Angebot ist in manchen Regionen fast zu groß und häufig nur schwer zu durchblicken. Umso stolzer macht es uns, dass sich start2grow in den letzten 25 Jahren als einer der größten Gründungswettbewerbe Deutschlands fest etabliert hat. Start-ups, die bei start2grow auf den vorderen Plätzen landen, gewinnen nicht nur hohe Preisgelder. Die Platzierung ist ein Gütesiegel für Innovation und Skalierbarkeit des Geschäftsmodells. Das wissen auch Kapitalgeber und Förderinstitutionen, weshalb start2grow-Preisträger bundesweit Beachtung finden.
VC Magazin: Welche Gründungsteams aus Ihrem Netzwerk waren für Sie besonders prägend?
Schubert: Es wäre unfair, nur eine Auswahl zu nennen, und für alle 6.245 Gründungsteams, die sich bei start2grow registriert haben, ist leider nicht genügend Platz. Deshalb nur so viel: Wenn man etwas zum ersten Mal macht, dann bleibt das natürlich in ganz besonderer Erinnerung. Ich freue mich, dass Unternehmen wie die QuinScape GmbH oder acardo group AG, die als junge Start-ups am ersten start2grow-Gründungswettbewerb teilgenommen haben, bis heute in Dortmund erfolgreich sind. Übrigens war damals auch Chefkoch.de ein Teilnehmer im Wettbewerb, und auch die allererste von uns erfasste Gründung, die 3cert GmbH, ist nach wie vor am Markt. Für weitere Geschichten aus der 25-jährigen Historie sollten Sie in den nächsten Monaten ein Auge auf unsere Social Media-Kanäle haben oder am 6. März 2026 zur großen Jubiläumsparty nach Dortmund kommen.
VC Magazin: Wie unterscheidet sich start2grow heute von anderen Wettbewerben und Förderprogrammen in Deutschland?
Schubert: Wie gesagt – es gibt viele ähnliche Unterstützungsprogramme für Gründer.
Was uns ausmacht, ist ein großes deutschlandweites Netzwerk, das über Jahre gewachsen
ist – bootstrapped, sozusagen. start2grow bringt Expertinnen unterschiedlichster
Professionen, Kapitalgeber und viele Start-ups zusammen, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen im Ehrenamt an die nächste Generation weitergeben. Deshalb ist unser Coaching-Netzwerk das Herzstück des Wettbewerbs. Alle Gründungsteams bleiben im start2grow-Netzwerk, solange sie möchten, und können auch nach Abschluss des Wettbewerbs mit Coaches oder anderen Teams Kontakt aufnehmen. Auch wir als start2grow sind ansprechbar, geben Feedback, vernetzen mit Partnern, Unternehmen und Kapitalgeberinnen – unabhängig davon, ob man in Dortmund gründet oder woanders.
VC Magazin: Wie hat sich der inhaltliche Fokus des Wettbewerbs im Laufe der Jahre verändert?
Schubert: 2001 sind wir in den Themenfeldern IT, Mikrotechnik und Logistik gestartet.
Danach haben wir viele Jahre lang branchenoffene Wettbewerbe organisiert. Mittlerweile
liegt der Fokus von start2grow wieder auf digitalen und technologischen Start-ups, da wir die Stärken unserer Region in diesen Bereichen voll ausspielen können. Wir arbeiten eng mit dem TechnologieZentrumDortmund, den Fraunhofer Instituten IML und ISST, den verschiedenen regionalen Hubs, den Dortmunder Hochschulen und den Unternehmen der Region zusammen. Wer bei uns gründet, ist nicht allein, sondern Teil eines gut funktionierenden Ökosystems.
VC Magazin: Welche strategischen Weiterentwicklungen sind für start2grow in den
kommenden Jahren geplant?
Schubert: Nach jeder Wettbewerbsrunde drehen wir alles auf links, sammeln Feedback
unserer Start-ups ein und überlegen, was wir verbessern können. Obwohl der 25. Geburtstag für uns ein großer Meilenstein ist, möchten wir nicht nur zurückblicken. Neben den Vorbereitungen der Jubiläumsfeier arbeiten wir deshalb parallel an den start2grow-Formaten der nächsten Jahre. Ist der Businessplan noch ein Instrument mit Zukunft? Wie beeinflusst KI den Gründungsprozess und unseren Wettbewerb? Solche Fragen beschäftigen uns aktuell sehr und sind Inspiration für Neues.
VC Magazin: Was war für Sie persönlich der bewegendste Moment in 25 Jahren start2grow?
Schubert: Ab 2001 habe ich die ersten Wettbewerbe als studentische Mitarbeiterin miterleben dürfen. Die Aufbruchstimmung und Dynamik, die dieses neuartige Format damals verursachte, waren wirklich besonders. Diese Dynamik wollten wir unbedingt beibehalten, und das haben wir über große Strecken hinweg auch geschafft. Die bewegendsten Momente verknüpfe ich mit den Menschen. Ich denke da an minderjährige Schülerteams – und etliche Vertretungsplan-Apps –, aber auch an Rentner mit hochtechnologischen Ideen sowie die vielen, vielen Menschen, die sich über viele Jahre hinweg so für das Startup-Ökosystem engagieren. Und wenn man auf Messen ehemalige Teilnehmer nach Jahrenwiedertrifft, die einem dann erzählen, dass sie immer noch mit einem anderen Start-up oder Unternehmen in Kontakt sind, die sie bei start2grow kennengelernt haben, dann weiß man, dass man vieles richtig gemacht hat.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!
Über die Interviewpartnerin:
Andrea Schubert ist Teamleiterin Start-up & Investor Support und start2grow-Wettbewerbsleiterin bei der Wirtschaftsförderung Dortmund. Sie arbeitet seit knapp 25 Jahren mit und für Gründer unterschiedlichster Geschäftsideen, mit dem Ziel, Dortmund zu einem zukunftsfähigen und nachhaltigen Standort zu machen.
