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Im Venture Capital-Markt wird der Erfolg oft mit visionären Gründerinnen und Gründern, disruptiven Geschäftsmodellen und mutigen Wetten auf die Zukunft verknüpft. Doch abseits der Schlaglichter zeigt sich immer deutlicher: Nicht nur die technologische Innovation entscheidet über Erfolg oder Misserfolg, sondern die Qualität der Strukturen im Hintergrund. Governance – das oft vernachlässigte „G“ in ESG – entwickelt sich zum Schlüsselfaktor für nachhaltige Investmenterträge. Wer frühzeitig effiziente Strukturen, transparente Prozesse und klare Regeln etabliert, minimiert Risiken, erhöht die Skalierbarkeit und legt die Basis für attraktive Exits.
Governance wird im Start-up-Umfeld häufig auf Compliance reduziert. Dabei umfasst sie weit mehr: die Eigentümerstruktur und Anteilseignervereinbarungen, die Aufbau- und Ablauforganisation mit klarer Definition von Entscheidungsgremien und Befugnissen, die transparente Berichterstattung intern sowie extern, etwa gegenüber Investoren, Behörden und der Öffentlichkeit. Hinzu kommen die rechtssichere Handhabung geistigen Eigentums sowie die frühe Implementierung von Compliance-Richtlinien, die das Unternehmen vor späteren Fallstricken schützt. Kurz gesagt: Governance schafft das Fundament, auf dem die Wachstumsstory überhaupt erst tragfähig wird.
ESG Due Diligence als Erfolgsfaktor
Gerade in der Frühphase eines Start-ups besteht die seltene Chance, Governance-Strukturen von Beginn an richtig aufzusetzen. Eine konsequente ESG Due Diligence vor der Investmententscheidung bringt dabei zwei entscheidende Vorteile: Sie reduziert Risiken und steigert den Unternehmenswert. Risikominimierung bedeutet, potenzielle Schwachstellen wie Lücken in Gesellschaftsverträgen, unklare Eigentumsrechte an IP oder mögliche Compliance-Konflikte frühzeitig zu identifizieren. Wertsteigerung hingegen zeigt sich darin, dass professionell aufgestellte Unternehmen für Folgefinanzierungen attraktiver werden, ihre Führung professionalisieren und sich besser auf Exit-Szenarien vorbereiten können. Investoren profitieren doppelt: Sie sichern ihr Kapital ab und schaffen zugleich die Basis für höhere Renditen.
Gravierende Probleme bei fehlender Governance
Die Praxis zeigt, dass fehlende Governance zu gravierenden Problemen führt. Investitionsabbrüche aufgrund ungeklärter Gesellschafterfragen sind ebenso häufig wie Skalierungsprobleme, wenn Entscheidungsprozesse nicht klar geregelt sind. Besonders kritisch wird es beim Exit: Ungeklärte Compliance-Verstöße können zu Blockaden führen, die den Unternehmenswert massiv schmälern. Die Kosten schlechter Governance übersteigen die vermeintlichen Einsparungen bei Weitem. Eine wirksame Governance Due Diligence folgt einem klaren Prozess. Vor dem Investment werden die Gesellschafterstruktur, die IP-Situation und bestehende Compliance-Richtlinien geprüft. Nach dem Investment gilt es, Beiratspositionen gezielt zu besetzen, Reporting-Systeme einzuführen und regelmäßige Compliance-Audits zu etablieren. Governance ist damit kein einmaliger Prüfpunkt, sondern ein kontinuierlicher Begleiter des Wachstums.
Fazit: Governance ist unverhandelbar
Gute Governance ist die zentrale Stellschraube für nachhaltigen Erfolg. Frühzeitige und gründliche Prüfungen verhindern teure Fehlentscheidungen und schaffen klare Wettbewerbsvorteile. Wer sie von Beginn an integriert, schränkt nicht die unternehmerische Freiheit ein – im Gegenteil: Er legt das Fundament für schnelles und solides Wachstum. KfW Capital ist überzeugt, dass E und S, aber vor allem auch G in der Venture Capital-Welt kein Randthema sein dürfen. Deshalb sensibilisieren, fordern und unterstützen wir unsere Fonds – etwa durch den Austausch in Due Diligence-Prozessen, Erkenntnisse aus ESG-Reportings oder wagniskapitalspezifische Trainings gemeinsam mit unserem Partner VentureESG. Nicht, weil es regulatorisch geboten ist, sondern weil es ökonomisch sinnvoll ist.
Über die Autoren:
Theresa Bardubitzki ist Senior Nachhaltigkeitsmanagerin von KfW Capital. Der „Fondsinvestor aus Verantwortung“ hat zum Ziel, das Wagniskapitalökosystem durch Venture Capital-Fondsinvestments zu stärken.
Dr. Jörg Goschin ist Vorsitzender der Geschäftsführung von KfW Capital. Der promovierte Wirtschaftsingenieur ist selbst Gründer und erfahrener Investment Professional.



