German Bionic beantragt Insolvenz nach geplatzter Finanzierungsrunde

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Bildnachweis: Pexels, VentureCapital Magazin, Pixabay.

Das Augsburger Robotik-Start-up German Bionic Systems GmbH hat Insolvenz beantragt, nachdem eine geplante Finanzierungsrunde kurzfristig gescheitert ist. Das Amtsgericht Augsburg bestellte am vergangenen Freitag den erfahrenen Sanierungsexperten Oliver Schartl von der Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Trotz der finanziellen Schieflage bleibt der operative Betrieb mit rund 70 Mitarbeitenden stabil. In den kommenden Wochen soll ein strukturierter M&A-Prozess starten, um eine zukunftsfähige Investorenlösung zu finden.

Scheitern der Finanzierung zwingt zum Insolvenzantrag

Nach Angaben von Geschäftsführer Armin G. Schmidt war nicht die operative Entwicklung der Grund für den Antrag, sondern der Rückzug mehrerer Investoren in der entscheidenden Phase einer Finanzierungsrunde. „Trotz einer sehr positiven Umsatzentwicklung und eines dynamisch wachsenden Marktes sahen wir uns mit der unerwarteten Rücknahme von Investitionszusagen konfrontiert. Das Scheitern einer letzten Finanzierungsrunde löste einen Liquiditäts-Engpass aus, der die Anmeldung der Insolvenz unumgänglich machte“, so Schmidt. Der Break-even war für Sommer 2026 geplant.

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Die Entwicklungen sind ein Warnsignal für Start-ups mit kapitalintensivem Deeptech-Fokus. Trotz starker technologischer Assets und Markttraction bleibt die Abhängigkeit von Lead-Investoren hoch. German Bionic war mit einer Reihe hochkarätiger Kapitalgeber aufgestellt, darunter der Automobilzulieferer Mubea, der 2023 eine erweiterte Series-A-Runde anführte, sowie der Samsung Catalyst Fund, MIG Capital, Storm Ventures, Benhamou Global Ventures, IT-Farm und Bayern Kapital.

Technologischer Vorsprung soll Investoren anziehen

German Bionic hat sich seit seiner Gründung 2017 auf KI-gestützte Exoskelette und robotische Tragesysteme spezialisiert. Die Produkte – insbesondere das intelligente Kraftanzug-System EXIA – sind international im Einsatz, unter anderem in der Logistik, Pflege, Bauwirtschaft und Industrie. Das Unternehmen verfügt über ein substanzielles Patentportfolio und ein erfahrenes Entwicklerteam an den Standorten Augsburg und Berlin.

Insolvenzverwalter Oliver Schartl sieht genau in dieser technologischen Stärke die Basis für einen erfolgreichen M&A-Prozess. „Wir werden in Kürze einen strategischen Investorenprozess starten. Angesichts der technologischen Führungsrolle, der internationalen Marktpräsenz und der hochqualifizierten Belegschaft sehe ich gute Chancen, dass wir bereits im ersten Quartal 2026 eine tragfähige Lösung erzielen können“, erklärte Schartl.

Start-up-Case mit weiterem Potenzial

Trotz Insolvenz bleibt German Bionic ein relevanter Akteur im Segment der menschenzentrierten Industrie 5.0. Die Lösungen des Unternehmens adressieren zentrale Megatrends wie den demografischen Wandel, den Fachkräftemangel und den Strukturwandel in körperlich belastenden Arbeitsbereichen. Der Fall zeigt zugleich, wie sensibel die Wachstumsfinanzierung von Deeptech-Start-ups selbst in fortgeschrittenen Phasen bleibt – selbst bei positiver Umsatzentwicklung und internationaler Sichtbarkeit.