Bildnachweis: IBB Ventures, Cocoli.
Das Berliner Start-up Cocoli verfolgt seit seiner Gründung 2022 eine klare Mission: hochwertige Möbel und Interior-Stücke im Kreislauf zu halten und ihnen ein zweites Leben zu geben. Damit will das junge Unternehmen nicht nur Abfall vermeiden, sondern auch zeigen, dass nachhaltiger Konsum längst im Mainstream angekommen ist.
Als Community for Conscious Living schenken wir Vintage-Möbeln und Designs mit kleinen Makeln ein neues Zuhause“, sagt Mitgründerin und CEO Gemma Comabella Noguero. Cocoli arbeitet dabei sowohl mit Privatverkäuferinnen und -verkäufern als auch mit namhaften Marken zusammen, die B-Ware, Ausstellungsstücke oder Kollektionen vergangener Jahre nicht mehr regulär vertreiben können. Zu den Partnern zählen inzwischen über 100 internationale Marken, darunter Sofacompany, Tempur, BoConcept oder &Tradition. Gemeinsam mit ihnen sorgt Cocoli dafür, dass Rückläufer nicht entsorgt, sondern weiter genutzt werden. Nach Unternehmensangaben konnten so bis August 2025 bereits über 40.000 Möbelstücke verkauft und rund 1.700 Tonnen CO₂ eingespart werden.
Vom Nischenprodukt zur Plattform

Die Entwicklung verlief rasant. Begann Cocoli mit etwa 200 Produkten im Sortiment, sind es heute mehr als 350.000. Kundinnen und Kunden in Deutschland – seit 2024 auch in Österreich – finden dort Möbel, die bis zu 70% günstiger als der Neupreis angeboten werden. Anders als bei Plattformen wie eBay übernimmt Cocoli selbst Qualitätsprüfung, Logistik und Präsentation. „Für viele Marken waren B-Ware und Rückläufer ein ungelöstes Problem. Sie gehören schlicht nicht zum Kerngeschäft“, erklärt Mitgründer und COO Frank Stehle. Nach einer intensiven Marktanalyse entwickelte das Team ein Plattformmodell, das sich rasch etablierte. Heute gehören mehr als 550 Marken zum Netzwerk. Auch im B2B-Bereich weitet Cocoli seine Aktivitäten aus: Unternehmen können über ein spezielles Trade-Programm gezielt Secondhand-Möbel einkaufen. Die Idee kommt an. Auszeichnungen wie der GP Product Award 2024 oder die Aufnahme in die „Top 25 Green Commerce Online Shops“ durch e-tailment belegen die wachsende Bedeutung. „Unser Ziel ist, dass Secondhand nicht die zweite, sondern die erste Wahl wird“, so Noguero.
Wachstum mit Rückenwind von IBB Ventures
Einen wichtigen Schub erhielt das Start-up durch die Zusammenarbeit mit IBB Ventures, einem zentralen Frühphaseninvestor in Berlin. Der Kontakt entstand 2023 aus dem Wunsch nach einem Partner, der nicht nur Kapital, sondern auch Erfahrung und Netzwerk mitbringt. Neben IBB Ventures beteiligten sich auch der Impact Investor Ship2B und der Corporate Venture Capitalist-Arm von Adevinta. „Uns hat vor allem das komplementäre Gründerteam überzeugt“, betont Rayk Reitenbach von IBB Ventures. „Cocoli hatte schon zum Zeitpunkt unseres Einstiegs eine klare Marktakzeptanz und ein starkes Wachstum.“ Der Impact-Fonds von IBB Ventures sieht in dem Modell eine ideale Kombination: großes Marktpotenzial, logistische Komplexität und ein klar messbarer ökologischer Nutzen. Der Fokus der Zusammenarbeit liegt aktuell auf der Skalierung. Für Unternehmen nach einer Seed-Runde sei es entscheidend, Strukturen zu professionalisieren und gleichzeitig Angebot wie Nachfrage auszubauen. „Wir begleiten das Team eng im Beirat und bringen unsere Erfahrung aus früheren Plattforminvestments ein“, ergänzt Reitenbach.
Ein Markt im Aufbruch
Der europäische Secondhand-Möbelmarkt wächst dynamisch. Für 2025 wird ein Volumen von knapp 40 Mrd. USD erwartet, bis 2035 könnte sich der Wert verdreifachen. Trotz des Potenzials bleibt das Umfeld herausfordernd: Die Kaufzurückhaltung vieler Verbraucherinnen und Verbraucher macht es Jungunternehmen schwer. Gerade deshalb gilt Cocoli als spannendes Beispiel, wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und wirtschaftliche Tragfähigkeit zusammenspielen können. „Viele Plattformen scheitern an der Komplexität des Themas – Cocoli hat daraus seinen Vorteil gemacht“, hebt Clarissa Rossbach hervor, die gemeinsam mit Reitenbach IBB Ventures im Beirat von Cocoli vertritt.



