The „Next Big Thing“: Was bleibt morgen vom Heute?

Kolumne von Dr. Steffen Huth, BMH Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH

Dr. Steffen Huth, BMH
Dr. Steffen Huth, BMH

Bildnachweis: © BMH.

Wer gründet, muss antizipieren, ob das eigene Produkt nicht nur heute, sondern auch noch in zehn Jahren gebraucht wird. Digitalisierung, Klima­wandel, frischer politischer Wind in Deutschland – nie war die gesellschaftliche und wirtschaftspolitische Richtung ungewisser. Gleichzeitig war vor allem die junge Generation nie motivierter, die Welt positiv zu verändern. Der hohe Gestaltungswille einer völlig neuen (Gründer-)Generation fällt mitten in einer der größten Technologiewellen – die Digitalisierung sowie die Dekarbonisierung der Gesellschaft – auf fruchtbaren Boden. Für ­Gründer sowie den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland tun sich damit enorme Chancen auf. Also wo ansetzen?

Es steht eine Dekade exponentiell beschleunigender technologischer Entwicklung bevor. Nicht wenige dieser Entwicklungen werden auf Technologien basieren, die gerade erst damit beginnen, ihren Kinderschuhen zu entwachsen. Spürbare Impulse werden sicherlich durch KI-basierte Technologien ausgelöst. Künstliche Intelligenz ist so etwas wie die Mutter aller Technologieentwicklungen – und Unternehmen beginnen ­gerade erst damit, ihr Potenzial zu erschließen. Mithilfe von verantwortungsvoll genutzten KI-Anwendungen lassen sich in unterschied­lichsten Bereichen und Branchen – von der produzierenden Industrie über den Finanzbereich bis hin zu neuen Anwendungen im Bereich Neoökologie – Prozesse optimieren und die menschliche Entscheidungsfähigkeit unterstützen. Diese Transformation steht noch ganz am Anfang – und entwickelt dadurch ­interessante Wachstumsperspektiven für innovative Jungunternehmen.

Blockchain bietet unzählige Anwendungen

Nicht weniger Potenzial bietet die Blockchain. Es besteht mittlerweile ein breiter Konsens unter Experten, dass die Akzeptanz blockchainbasierter Technologien, auch vor dem Hintergrund der wachsenden Bedrohung ausgehend von Cyberattacken, in weiten Teilen der Gesellschaft, Wirtschaft (insbesondere Handel und Finanzwirtschaft) und Wissenschaft stetig zunehmen wird. Dabei geht es um mehr als die Anwendung in Form von Krypto­währungen wie Bitcoin oder Ethereum. In den kommenden zehn Jahren könnte sich eine Vielzahl an neuartigen, block­chainbasierten Produkten und Dienstleistungen etablieren –- vom siche­ren, zuverlässigen Austausch elektronischer Infor­mationen wie von Gesundheits- und Steuerdaten, Ausbildungszertifikaten bis zur Abwicklung sogenannter Smart Contracts sind unzählige Anwendungen vorstellbar, die junge Unternehmen zum Aufbau innovativer Geschäftsmodelle erschließen können. Der Haken: Durch die dezentrale Funktionsweise sind Blockchain-Techno­logien derzeit noch sehr energieintensiv; dennoch sind mit techno­logischem Fortschritt ressourcenschonendere Lösungen vorstellbar.

Kapital als entscheidender Faktor

Doch auch in den Bereichen Nanotechnologie, Immuntherapie, autonomes Fahren und Virtual Reality zeichnen sich bereits ­heute spannende Anwendungsperspektiven ab. Für die kommenden Gründergenerationen wird es unzählige Möglichkeiten geben, die Entwicklung zu einer digitalen und nachhaltigen Gesell­schaft durch innovative Geschäftsmodelle aktiv mitzugestalten. Entscheidender Erfolgsfaktor wird sein, ob diesen Deeptechunternehmen während der Gründungs- und Wachstums­phase ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Innovative Tech-Start-ups sollten darauf achten, den Gesellschafterkreis strategisch aufzubauen: Lokale Investoren tragen in der Frühphase zur Vertrauensbildung bei, um auch in späteren Growth-Phasen genügend Kapital einwerben zu können; Branchenexperten unterstützen mit Netzwerk und Know-how bei der technologischen Profilbildung. Beide Aspekte sind unverzichtbar, um für die Zukunftstechnologien von morgen schon heute erfolgreich die Weichen zu stellen.

Zum Autor:

Dr. Steffen Huth ist Geschäftsführer der BMH Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH. Dort unterstützt er KMU und Start-ups bei der Finan­zierung von Innovations-, Forschungs- und Wachs­tumsvorhaben, beim Unternehmenskauf und -verkauf sowie bei der Umsetzung von Nach­folgeregelungen.