Westdeutsche gründen häufiger: Einer von 19 wagt den Schritt

Deutliches West-Ost-Gefälle bei der Gründungsquote

Deutliches West-Ost-Gefälle bei der Gründungsquote
An die deutsche Teilung erinnert in Berlin nur noch die East Side Gallery. Tatsächlich gibt es aber weiterhin Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern – auch hinsichtlich der Gründungsaktivitäten.

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Das Gründungsverhalten in Deutschland variiert nach Region. In Westdeutschland liegt die Gründungsquote bei 5,2%: Eine von 19 Personen im Alter von 18 Jahren bis 64 Jahren geht den Schritt in die Selbständigkeit. Im Osten ist die Zahl deutlich geringer. Nur 3,9% der 18- bis 64-Jährigen starten ein eigenes Unternehmen: eine von 26 Personen. Das ergibt eine Erhebung der Universität Hannover in Kooperation mit dem RKW Kompetenzzentrum.

Es gibt einige allgemeine Gründe: den Anteil ländlicher und peripherer Räume, schrumpfende Städte und Gemeinden, wirtschaftskulturelle Aspekte. Bedingungen, die in einer im Vergleich deutlich geringeren Gründungsquote resultieren: In Westdeutschland startet eine von 19 Personen im Alter von 18 Jahren bis 64 Jahren ein eigenes Unternehmen – 5,2%. In den östlichen Bundesländern wagt nur einer von 26 den Schritt in die Selbständigkeit – 3,9%. Und diese Zahlen beinhalten Berlin; den Start-up-Hotspot schlechthin. Ohne die Hauptstadt wäre die Quote noch deutlich niedriger. Gemeinsam mit dem RKW Kompetenzzentrum hat die Universität Hannover die Daten im Rahmen des jährlich erscheinenden Global Entrepreneurship Monitors erhoben. Aber nicht nur die tatsächlichen regionalen Rahmenbedingungen beeinflussen die Gründungsaktivitäten. Dazu kommen Unterschiede in der Wahrnehmung von Chancen. Diese werden in Westdeutschland besser eingeschätzt als im Ostern der Bundesrepublik. In den neuen Bundesländern sehen nur 37,6% der Befragten in den nächsten sechs Monaten in ihrer Region ein passendes Klima für ein eigenes Start-up. In Westdeutschland empfinden 43,1% der Befragten die Gründungschancen als gut. Und: Die Westdeutschen sind sich der eigenen Fähigkeiten sicherer – 38,5% sind der Meinung, dass sie ausreichend qualifiziert sind, eine Gründung umzusetzen. Im Osten sind etwas weniger Personen so überzeugt von sich: 36,2%.

Angst vorm Scheitern in West und Ost gleich stark ausgeprägt

Immerhin: Die Angst vor dem Scheitern teilen sich West und Ost. Knapp 40% der Deutschen würden eine Gründung unterlassen, weil sie Angst vor ausbleibendem Erfolg haben. Im innerdeutschen Vergleich gibt es in diesem Punkt nur marginale Unterschiede. Immerhin 60% der Befragten würden sich von der Angst vorm Scheitern nicht vom Start in die Selbständigkeit abhalten lassen. Sie finden in der Bundesrepublik ein solides Ökosystem – auch im Osten. Kapitalgeber wie die BFB Brandenburg oder der Technologiegründerfonds Sachsen investieren gezielt in Start-ups aus der Region. Im August zum Beispiel hat die BFB Brandenburg sich bei ME Energy engagiert, einem Elektromobilitäts-Unternehmen.