Start-up-Barometer von Ernst & Young: 2021 bleibt Rekordjahr

Marktunsicherheiten zeigen sich noch nicht in den Zahlen

Das Start-up Barometer von Ernst & Young zeigt einen Rückgang in 2022

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Knapp mehr als 6 Mrd. EUR Kapital wurden im ersten Halbjahr 2022 investiert. Im Vorjahreszeitraum waren es 7,6 Mrd. EUR — und damit gab es einen Rückgang von 20%. Das zeigt das Start-up-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY). Analysiert wurden Investitionen in deutsche Start-up-Unternehmen. Die Studie belegt, dass das erste Halbjahr – nach 2021 – mit dem zweithöchsten Investitionswert abschloss. Dr. Thomas Prüver, Partner bei EY, sagte dazu: „Das Investitionsniveau bleibt im Vergleich zu den vergangenen Jahren weiter hoch – von dem vielfach befürchteten Einbruch ist zumindest noch nichts zu sehen. Es ist immer noch viel Liquidität im Markt – Investoren schauen aber genauer, wo sie investieren.“ Die Zinswende und geopolitische Unsicherheiten würden laut ihm für Unsicherheit im Markt sorgen, welche in den Zahlen 2022 noch nicht vollständig reflektiert seien.

Start-up-Herz schlägt in Berlin

Auch in diesem Jahr war die Hauptstadt Berlin Hotspot der deutschen Start-up-Szene mit 219 Finanzierungsrunden. Das waren mehr als Bayern (118), Nordrhein-Westfalen (59) und Hamburg (38) zusammen erreichten. Trotzdem markiert die Zahl einen Rückgang, im ersten Halbjahr 2021 kam die Szene auf 264. In den übrigen Bundesländern blieben die Zahlen stabil beziehungsweise stiegen zum Teil leicht.
Die Summe investiertes Kapital ist in Berlin nach wie vor am höchsten mit 3,25 Mrd. EUR — das ist mehr als die Hälfte des insgesamt investierten Kapitals in den ersten sechs Monaten 2022. Im Vergleich sind das 868 Mio. EUR weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Bayern belegt mit 1,16 Mrd. EUR den zweiten Platz, das Investitionsvolumen hat sich hier, verglichen mit 2021, halbiert. Zugelegt haben Hamburg (414 Mio. EUR gegenüber 110 Mio. EUR, ein Plus von 275%), Hessen (303 Mio. EUR gegenüber 128 Mio. EUR, ein Plus von 240%) und Sachsen (280 Mio. EUR gegenüber 134 Mio. EUR, ein Plus von 110%). Prüver ergänzte: „Das Start-up-Herz Deutschlands schlägt weiter in der Hauptstadt. Moderne, internationale Metropolen wie Berlin ziehen Menschen an, hervorragend ausgebildete Talente aus dem In- und Ausland wollen hier hin. Das ist gerade in Bezug auf den anhaltenden Fachkräftemangel ein Wettbewerbsvorteil – und auch ein Argument der Jungunternehmen gegenüber Investoren.“ Er ergänzt: „Die sehr guten Zahlen etwa aus Hessen und Sachsen zeigen aber auch, dass ein Start-up mit der richtigen Idee und einem vielversprechenden Plan in jedem Teil Deutschlands Erfolg haben kann.“

Energie-Boom

Vier Branchen erhielten im ersten Halbjahr 2022 Finanzierungssummen in Höhe von mehr als 700 Mio. EUR. Das meiste Risikokapital ging dabei an Start-ups aus dem Bereich Software und Analytics. Die Branche brachte es auf ein Gesamtvolumen von mehr als 1,8 Mrd. EUR und konnte damit den Wert aus 2021 halten. Im Bereich Energie flossen mehr als 900 Mio. EUR — etwa 870 Mio. EUR mehr als im ersten Halbjahr 2021. Der Bereich Mobility folgte mit einem Finanzierungsvolumen von 844 Mio. EUR — im Vergleichszeitraum 2021 war es fast doppelt so hoch (1,41 Mrd. EUR). Auch bei Fintechs und Insurtechs war ein Rückgang erkennbar: Das Finanzierungsvolumen sank von mehr als 2 Mrd. EUR auf rund 760 Mio. EUR.

15 Top-Deals

In diesem Jahr gab es 15 Top-Deals mit einem Volumen von mehr als 100 Mio. EUR, 2021 gab es genauso viele. Die größten Summen erhielten das Logistik-Start-up Forto (229 Mio. EUR), und der Online-Broker TradeRepublic (227 Mio. EUR) – beide aus Berlin. Die 200 Mio. EUR-Marke erreichten Taxfix (Berlin), 1Komma5° (Hamburg) und Hy2gen (Hessen).