„Deeptech-Trends werden Lösungen für globale Herausforderungen ermöglichen“

Interview mit Thomas Doppelberger, Fraunhofer Venture

Interview mit Thomas Doppelberger, Fraunhofer Venture
Interview mit Thomas Doppelberger, Fraunhofer Venture

Bildnachweis: Fraunhofer Venture, VentureCapital Magazin.

Fraunhofer Venture verbindet Wissenschaft, Wirtschaft und Start-up-Welt miteinander. Mit AHEAD, Fraunhofers Deeptech Accelerator, gibt es zudem ein hauseigenes Deeptech-Programm. Doch die Forschungseinrichtung setzt auch anderweitig auf den Branchentrend.

VC Magazin: Inwiefern unterscheiden sich Deeptech-Investitionen von anderen Technologiebereichen aus Ihrer Sicht? Was sind die spezifischen Risiken und Chancen?

Doppelberger: Deeptech-Investitionen zeichnen sich durch ihre tiefgreifende wissenschaftliche Basis und den langen Entwicklungszyklus aus. Im Gegensatz zu anderen Technologiebereichen, die oft auf eine schnelle Markteinführung und kurzfristige Renditen abzielen, erfordert Deeptech regelmäßig ein langfristiges Engagement. Die Risiken liegen in den hohen Forschungs- und Entwicklungskosten, die oft über Jahre hinweg anfallen, sowie in den Unsicherheiten bei der Markteinführung, die durch technologische Herausforderungen und komplexe regulatorische Anforderungen verstärkt werden. Gleichzeitig bietet Deeptech aber Chancen auf disruptive Innovationen und nachhaltige Lösungen, die neue Märkte erschließen und bestehende Branchen transformieren können. Diese Technologien haben das Potenzial, nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche und ökologische Probleme zu lösen, was sie besonders attraktiv für Investoren macht, die an langfristigem Wachstum interessiert sind.

VC Magazin: Wie identifiziert Fraunhofer Venture vielversprechende Deeptech-Innovationen, und was sind die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl von Projekten, die Sie unterstützen?

Doppelberger: Fraunhofer Venture nutzt ein starkes Netzwerk aus unseren 76 Instituten, dem Start-up-Ökosystem und der Industrie, das wir über unsere Betreuertandems und die Programme AHEAD und COLAB adressieren. Bei der Projektauswahl legen wir Wert auf technologische Einzigartigkeit, Marktpotenzial, ein starkes Gründerteam und die Umsetzbarkeit der Geschäftsidee. Bei der technologischen Einzigartigkeit achten wir darauf, dass das Produkt oder die Dienstleistung auf Forschungsergebnissen basiert, die einen klaren Wettbewerbsvorteil bieten. Die Analyse des Marktpotenzials bezieht sich darauf, wie groß der adressierbare Markt ist und welche Wachstumschancen bestehen. Ein starkes Gründerteam ist entscheidend, da das Engagement und die Fähigkeiten der Gründer maßgeblich über den Erfolg des Unternehmens entscheiden. Neben diesen Kriterien achten wir auf die gesellschaftliche Relevanz der Innovationen und deren Beitrag zu nachhaltigen Entwicklungen – ein Aspekt, der weiterhin an Bedeutung gewinnt.

VentureCapital Magazin Ausgabe 01/2025 online!
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VC Magazin: Welche spezifischen Herausforderungen sehen Sie bei der Skalierung von Deeptech-Unternehmen, und wie unterstützen Sie Ihr Portfolio dabei, erfolgreich von der Forschungsphase zur Marktreife zu gelangen?

Doppelberger: Eine Hauptschwierigkeit bei der Skalierung von Deeptech-Unternehmen
ist die Finanzierung. Oftmals benötigen diese Unternehmen signifikante Kapitalrunden, um ihre Produkte von der Forschungs- zur Produktionsphase zu bringen. In der Frühphase bieten wir Coachings und Workshops für unsere Gründerteams an. Die Unterstützung reicht von der Optimierung der Geschäftsmodelle und der Erstellung von Businessplänen bis hin
zur Vorbereitung auf Pitch-Events, um die Gründer optimal auf die Ansprache potenzieller Investoren vorzubereiten. Auch Themen wie Go-to-Market-Strategie, Pricing oder Verhandlung werden hier adressiert. Später unterstützen wir unser Portfolio, indem wir individuelle Finanzierungsstrategien entwickeln und gezielt Frühphaseninvestoren ansprechen. Die Verbindung zu strategischen Partnern und Investoren ist entscheidend, um die nötigen Ressourcen für das Wachstum zu sichern. Zudem bieten wir den Zugang zu unserem Netzwerk, um die Kapitalakquise und den Übergang zur Marktreife zu fördern.

VC Magazin: Welche Deeptech-Bereiche haben Sie als besonders vielversprechend für die Zukunft identifiziert, und welche technologischen Trends sehen Sie als entscheidend für die nächsten Jahre?

Doppelberger: Vielversprechende Bereiche, die sich auch in vielen Projekten unserer Pipeline wiederfinden, sind Künstliche Intelligenz, Gesundheit, Biotechnologie, neue Werkstoffe und nachhaltige Energielösungen. Diese Bereiche bieten eine Vielzahl von Innovationsmöglichkeiten, die in der Lage sind, bestehende Herausforderungen in der Industrie und Gesellschaft zu adressieren. Wichtige Trends sind die Digitalisierung der Industrie, die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien und die Integration von KI in verschiedene Sektoren. Diese Trends werden nicht nur bestehende Geschäftsmodelle revolutionieren, sondern auch neue, innovative Ansätze zur Lösung globaler Herausforderungen ermöglichen. Die Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen, was den Fokus auf grüne Technologien verstärkt und Investitionen in diese Bereiche anregen wird.

VC Magazin: Welche Ziele haben Sie sich mit Fraunhofer Venture für 2025 gesetzt?

Doppelberger: Für 2025 haben wir uns vorgenommen, die Anzahl der Ausgründungen zu erhöhen und unsere Beteiligungen an innovativen Start-ups zu intensivieren. Wir möchten auch die Sichtbarkeit von Fraunhofer Venture als führenden Akteur im Bereich Technologietransfer und als attraktiven Partner im Start-up-Ökosystem weiter ausbauen. Eine stärkere Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist uns wichtig, um Synergien zu nutzen und den Wissenstransfer zu optimieren. Darüber hinaus streben wir an, unsere Unterstützungsangebote für Gründer weiter auszubauen, um deren Erfolgschancen signifikant zu erhöhen.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.

Über den Autor:

Thomas Doppelberger leitet Fraunhofer Venture. Er studierte Ökonomie an der Universität Augsburg und arbeitet seit 1998 für die Fraunhofer-Gesellschaft. Seit 2001 ist er für Fraunhofer Venture tätig und hat das Ausgründungs- und Beteiligungsprogramm entwickelt. Sein Fokus liegt auf der Förderung innovativer Technologien und der intensiven Unterstützung von Ausgründungen, um den Technologietransfer zu optimieren.