Orte der Zukunft – seit Jahrzehnten bewährt

Technologie- und Innovationszentren

Peggy Zimmermann, BVIZ
Peggy Zimmermann, BVIZ

Bildnachweis: BVIZ.

Hightech-Labore, Maker Spaces, Start-up-Beratung, Zugang zu Hochschulen und
Kapital: Vieles, was moderne Innovationsprogramme groß bewerben, ist in Technologie- und Gründerzentren längst gelebte Praxis. Doch während neue Parks gehypt werden, fehlen alten Zentren oft die Mittel zur Modernisierung.

In ganz Deutschland bilden Technologie- und Gründerzentren (TGZ) das Rückgrat regionaler Innovationsökosysteme. Sie sind weitaus mehr als günstige Büroflächen für Start-ups: Sie sind lebendige Keimzellen für neue Technologien, Geschäftsmodelle und Netzwerke. Vor allem für Deeptech-Gründungen stellen sie häufig die einzige Möglichkeit dar, in einer frühen, risikoreichen Phase in spezialisierter Infrastruktur zu arbeiten: in Laboren, Reinräumen, Technika, Werkstätten, Maker Spaces oder Testfeldern. Diese hoch spezialisierten Ressourcen lassen sich im privaten Markt kaum flexibel und für Start-ups bezahlbar bereitstellen. Viele TGZ haben in den letzten Jahrzehnten entscheidend zur Entstehung erfolgreicher Unternehmen beigetragen und können, mit einer entsprechenden Sanierung, auch künftig eine wichtige Aufgabe im Innovationsökosystem erfüllen.

Sichtbare Infrastruktur, unsichtbare Leistung

Die äußere Gestalt vieler Zentren mag in die Jahre gekommen sein, was nicht über ihre tiefgreifende Wirkung hinwegtäuschen darf: Denn hinter den Fassaden steckt geballte Erfahrung in Gründerberatung, Standortentwicklung und Netzwerkarbeit. Viele TGZ sind fest in ihre regionalen Innovationslandschaften eingebettet, wirken als Schnittstelle zwischen Forschung, Wirtschaft und Verwaltung und ermöglichen Gründungen dort, wo sonst keine passenden Bedingungen herrschen. Diese bewährten Strukturen müssen – optisch etwas aufgehübscht und energetisch saniert – unbedingt erhalten werden. Moderne Gründerinnen und Gründer erwarten flexible Arbeitsmöglichkeiten, hochwertige Infrastruktur und einen Ort, der den Geist von Innovation ausstrahlt. Dies gelingt mit gezielten Investitionen in den Bestand. Investieren sollte die Devise sein statt des „fancy“ Neubaus (auf der grünen Wiese und oftmals ohne die langfristige Verankerung vor Ort).

Förderfälle statt Zukunftsinvestition

Ein zentrales Problem liegt im Fördersystem selbst: Viele ältere Technologiezentren wurden mit EFRE-Mitteln gebaut und unterliegen langen Zweckbindungen. Während dieser Zeit dürfen sie keine Gewinne erwirtschaften – andernfalls droht eine anteilige Rückzahlung der Förderung. Das erschwert Rücklagenbildung und Investitionen. Die Folgen: ein wachsender Sanierungsstau, fehlende Mittel für Modernisierung und kaum Spielraum für Flächenerweiterung. Zugleich bleibt der Zugang zu neuen Förderinstrumenten oft versperrt. Viele Programme richten sich nur an KMU. Zentren mit kommunaler Beteiligung fallen durch das Raster. Und selbst wenn Fördermöglichkeiten bestehen, fehlt es durch kommunale Haushaltszwänge oft an Handlungsspielraum – denn Kredite belasten nicht nur den Haushalt, sondern benötigen politisches Commitment, das jedoch in Konkurrenz zu Schulen, Kitas oder Straßenbau tritt.

Frankreich macht’s vor

Ein Blick ins Ausland zeigt, wie es besser gehen kann: Die französische Initiative „French Tech“ bündelt Fördermittel zur Modernisierung und Internationalisierung von Innovationsstandorten unter einem nationalen Dach. Deutschland hingegen agiert fragmentiert. Die Förderung von Innovationszentren liegt zersplittert in den Händen von Ländern, Kommunen und Einzelprogrammen. Ein nationaler strategischer Rahmen fehlt, insbesondere für die Modernisierung bewährter Strukturen.

Ein „German Innovation Infrastructure Program“ muss her

Was es jetzt braucht, ist ein entschlossenes Vorgehen: ein „German Innovation Infrastructure Program (GIIP)“, ein bundesweiter Fördertopf, der gezielt den Bestand stärkt. Er sollte Investitionen in Energieeffizienz, Gebäudestruktur, digitale Infrastruktur und Erweiterungsflächen ermöglichen, unabhängig davon, ob es sich um kommunal getragene oder privatwirtschaftlich betriebene Zentren handelt. Die KfW könnte hier als verlässlicher Partner agieren, wie schon im erfolgreichen Konjunkturprogramm „Wir bauen Zukunft“ der 2000er-Jahre. Dabei muss das Programm bürokratiearm und flexibel gestaltet sein – nur so können die Zentren auf die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen reagieren und ihre Rolle als Plattform für Innovation erfüllen. Denn echte Innovationspolitik beginnt nicht beim symbolträchtigen Neubau, sondern beim nachhaltigen Erhalt und dem Ausbau funktionierender Strukturen.

Fazit

Wer Innovation fördern will, muss die Räume dafür erhalten und erweitern. Technologie- und Gründerzentren sind essenzielle Bestandteile unseres Innovationssystems. Sie verbinden physische Infrastruktur mit Know-how, Netzwerken und unternehmerischem Geist. Doch ohne gezielte politische Unterstützung riskieren wir, dieses Rückgrat zu verlieren. Es ist Zeit, diesen oft unterschätzten Zentren endlich die Aufmerksamkeit, Ausstattung und Wertschätzung zu geben, die sie verdienen.

Über die Autorin:

Peggy Zimmermann ist die Geschäftsführerin des Bundesverbands Deutscher Innovations-,
Technologie- und Gründerzentren (BVIZ) e.V. Auf Bundesebene setzt sie sich für die Interessen der Technologiezentren in Deutschland ein. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die politische und strategische Stärkung dieser Einrichtungen – als Orte, an denen Innovation konkret wird.