
Bildnachweis: Wirtschaftsförderung Dortmund/Dr.Q/VORNvc.
Die Gründungslandschaft in Dortmund ist bunt und vielfältig. Gründer und Start-ups finden maßgeschneiderte Programme und Formate. Innovationen entstehen im Miteinander.
Im Ruhrgebiet geht es nicht um Konkurrenz, sondern um Synergien. „Wie können wir uns gegenseitig (ver)stärken?“, fragt Andrea Schubert von der Wirtschaftsförderung Dortmund. Für den Ansatz „Innovation Next Door“ wurde Dortmund als erste und bislang einzige deutsche Kommune von der EU-Kommission als Innovationshauptstadt Europas ausgezeichnet. „Sowohl technologische als auch sozial-innovative Start-ups der Stadt haben hierbei eine entscheidende Rolle gespielt“, so Schubert. Das Dortmunder Gründungsgeschehen ist von wissensbasierten Gründungen in Logistik, Informatik sowie Mikro- und Nanotechnik geprägt. Etablierte Einrichtungen wie Fraunhofer IML und ISST, aber auch neue Institute wie das Lamarr Institute for Machine Learning and Artificial Intelligence stehen für Spitzenforschung und -transfer. „Im Jahr 2023 haben zum Beispiel 21 Start-ups eine Finanzierungsrunde abgeschlossen“, erklärt Schubert weiter. Hierzu zählen unter anderem MotionMiners (5 Mio. EUR), Logistikbude (2,2 Mio. EUR), BACE (1,3 Mio. EUR) und sovity (1 Mio. EUR). „Und auch das sozial-innovative Ökosystem floriert“, unterstreicht Schubert. So erfolgten allein in den letzten fünf Jahren mehr als 40 Gründungen in Dortmund, die unmittelbar diesem Bereich zugeordnet werden können. Zentrale Kraft sei das regionale Netzwerk greenhouse.ruhr mit seinem mehrmonatigen Stipendienprogramm für Gründer mit sozial-innovativen oder ökologischen Geschäftsmodellen. Schubert: „Im akademischen Umfeld leisten beispielsweise die European School of Social Innovation (ESSI) oder die international profilierte Sozialforschungsstelle Dortmund SfS der Technischen Universität (TU) Dortmund Pionierarbeit. Letztere ist unter anderem Mitinitiatorin der Plattform für Soziale Innovation und Gemeinwohlorientierte Unternehmen.“
Starke Förderung
Der bundesweite Gründungswettbewerb start2grow hilft auch in Dortmund mit kostenfreien Workshops bei der Erstellung eines aussagekräftigen Businessplans. Zudem besteht die Möglichkeit, sich mit Kapitalgebern zu vernetzen und sich mit anderen Gründern aus ganz Deutschland auszutauschen. Die teilnehmenden Teams erhalten Zugang zum start2grow Coaching-Netzwerk mit mehr als 600 Experten diverser Fachrichtungen. Start-ups profitieren vom Fachwissen unterschiedlichster Coaches, können Mentoren zur Seite gestellt bekommen, die langfristig begleiten und bei der Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle unterstützen, und erhalten individuelle Feedbacks zu ihrem Businessplan von qualifizierten Gutachtern. „Die zehn besten Teams können sich am Ende des Wettbewerbs zudem über Preisgelder im Gesamtwert von 94.000 EUR für ihren eingereichten Businessplan freuen“, sagt Schubert.
Bei Gründung vom Netzwerk profitiert
Einer, der es wissen muss ist Marian Harling, Co-Founder von Dr.Q. „Ich habe vor der Gründung von Dr.Q am Centrum für Entrepreneurship & Transfer der TU Dortmund gearbeitet – daher sprach mein bis dahin aufgebautes Netzwerk bereits für eine Gründung in Dortmund“, so Harling. Abgesehen davon biete der Standort echte Mehrwerte: „Unser Büro befindet sich im TechnologieZentrumDortmund, wo wir auf eine vielfältige Community treffen. Von jungen Start-ups wie SLAPStack über Scale-ups wie die Logistikbude bis hin zu etablierten Playern wie den MotionMiners. Der Austausch ist unkompliziert, direkt und auf Augenhöhe.“ Besonders schätzt Harling die Lage direkt auf dem Campus der TU Dortmund: „Die Nähe zu jungen Talenten, diversen Fakultäten und dem Centrum für Entrepreneurship & Transfer (CET) ist für uns als wachsendes Technologieunternehmen ein echter Standortvorteil. Hinzu kommt die hervorragend vernetzte Wirtschaftsförderung, die nicht nur mit konkreter Unterstützung zur Stelle ist, sondern auch regelmäßig gut besuchte Events organisiert, bei denen wertvolle Kontakte entstehen.“
Exklusiver innoclub
Dr.Q ist Preisträger des start2grow-Wettbewerbs und jüngstes Fellow im innoclub. Der innoclub sieht sich als exklusives Innovationsnetzwerk, in dem sich Start-ups und Unternehmen begegnen, inspirieren und unterstützen. Eine Bewerbung für das innoclub-Fellowship ist laufend möglich, da auf klassische Batches wie in anderen Acceleratoren verzichtet wird. Ermöglicht wird das einjährige innoclub-Fellowship im Wert von 10.000 EUR durch das finanzielle Engagement etablierter KMU und Konzerne in Dortmund und dem Westfälischen Ruhrgebiet, etwa der VAHLE Group, GREEN IT, Murtfeldt Kunststoffe und des TechnologieZentrumDortmund, in deren Räumlichkeiten der innoclub seit Januar 2025 ein Zuhause gefunden hat. „Der innoclub ist ein Power-Projekt des lokalen Ökosystems. Er schließt die Lücke, wenn klassische Gründungsprogramme enden – und bringt Start-ups, Scale-ups und Mittelstand an einen Tisch. Das Angebot ist praxisnah, der Austausch inspirierend, und der Supportgedanke ist wirklich spürbar“, schwärmt Harling. „Das Willkommensgeschenk in Höhe von 10.000 EUR war die Kirsche auf der Sahnetorte.“ Übrigens: Die nächste Jurysitzung berücksichtigt alle Bewerbungen, die bis zum 6. Juni eingehen.
Ausblick
Bleibt die ewig währende Frage nach dem notwendigen Kapital: „Regionale Investorennetzwerke sollten weiter ausgebaut werden, um Kapital aus der Region gezielt in regionale Start-ups zu lenken – idealerweise ergänzt durch öffentliche Matching-Fonds“, fordert Harling. „Hier gibt es durch den jüngst vorgestellten Venture Capital-Arm VORNvc der regionalen Sparkassen einen großartigen Aufschlag in genau die richtige Richtung.“ Aber auch strukturell tut sich einiges in der Stadt. „Als weitere zukünftige Bausteine für das Dortmunder Ökosystem sind neue Kompetenzzentren und zukunftsweisende Quartiere in Dortmund in Planung beziehungsweise in der Realisierung“, erklärt Schubert. Mit dem Aufbau des Cleanports im Hafen und des Energiecampus auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei Hansa soll der Technologietransfer aus den wissenschaftlichen Einrichtungen der Region unterstützt und der interdisziplinäre Austausch sowie die Zusammenarbeit unterschiedlicher Forschungs- und Entwicklungsbereiche mit den Unternehmen und Start-ups aus der Praxis gefördert werden. Und mit der Entwicklung der nördlichen und südlichen Speicherstraße und der damit verbundenen städtebaulichen Öffnung soll der klassische Hafen in seinem Randbereich um urbane Nutzungen erweitert werden. „Ziel ist die Schaffung eines urbanen Gründungs- und Wissensquartiers mit digitalem Schwerpunkt“, so Schubert. „Sowohl Start-ups als auch etablierte Unternehmen finden hier Möglichkeiten des Austauschs und der Zusammenarbeit.“
„Die Lage ist aussichtsreich!“ – Interview mit Nico Hemmann, VORNvc Management GmbH
VC Magazin: Herr Hemmann, wie schätzen Sie aktuell die Start-up-Szene in Dortmund ein?
Hemmann: Aussichtsreich! Institute, Hochschulen und innovative mittelständische Unternehmen bringen komplementär ausgebildete Teams in die Start-up-Szene. Dazu verstärkt sich das Interesse bereits erfolgreicher Unternehmer, erneut in Start-ups zu investieren und Kompetenzen einzubringen. Mit unserem neuen Venture Capital-Fonds VORNvc ergänzen wir mit dem nötigen Start- und Wachstumskapital.
VC Magazin: Was ist das Besondere am innoclub?
Hemmann: Jedes Start-up hat im Detail unterschiedliche Herausforderungen zu lösen. Einige kann ich im Dialog mit anderen Unternehmern meistern – bestimmte jedoch nur mit einer gezielten Beratung. Der innoclub ermöglicht Beides.
VC Magazin: Warum engagieren sich die Sparkassen in diesem Bereich?
Hemmann: Venture Capital-Fonds haben den Anspruch, eine attraktive Rendite zu erzielen. Hierzu können die Sparkassen als Limited Partner mit der Bereitstellung von Netzwerk in den Mittelstand beitragen. Darüber hinaus stärken Venture Capital-Investments die Bindung zur regionalen Wirtschaft, indem sie sich mit Expertise und Kapital engagieren.
VC Magazin: Herr Hemmann, herzlichen Dank für das Gespräch!
Über den Interviewpartner:
Nico Hemmann, CPEA, ist seit mehr als neun Jahren Geschäftsführer der SeedCapital Dortmund und verantwortete bis zuletzt weitere Spezialistenteams innerhalb der Sparkasse Dortmund. Mit VORNvc bündeln er und sein Team die Finanzkraft und den Zugang zum Mittelstand in der Region für Tech-Start-ups.