Ökosystem statt Lock-in

Fenecon: Aus der Garage zum Mittelständler

Dr. Erwin Stahl (BonVenture) & Franz-Josef Feilmeier (Fenecon)
Dr. Erwin Stahl (BonVenture) & Franz-Josef Feilmeier (Fenecon)

Bildnachweis: BonVenture, Fenecon .

Kapital und liquide Mittel sind stets entscheidend. Fenecon sicherte sich früh ausreichende Handelsumsätze, um die Entwicklung einer offenen Technologieplattform zu finanzieren – und entschied sich dabei konsequent für Freiheit!

Fenecon verfolgt eine klare Vision: eine Welt mit effizient genutzter Energie ausschließlich aus erneuerbaren Quellen – und mit maximaler Unabhängigkeit für die Nutzer. Solar- und Windenergie sollen andere bereitstellen; das 2011 gegründete Unternehmen konzentriert sich auf die „beiden anderen Puzzlestücke“ zur zeitlichen Optimierung, wie Gründer und Geschäftsführer Franz-Josef Feilmeier erläutert. Entsprechend entwickeln und produzieren die Niederbayern Stromspeicherlösungen für private Haushalte, Gewerbe und Industrie sowie ein offenes Energiemanagementsystem, das Verbrauch und Speicherung intelligent steuert.

Wachstum auf Basis offener Technologie

Feilmeiers unternehmerische Reise begann klassisch in der Garage des Vaters und mit dem Handel von Photovoltaikkomponenten, um die Entwicklung der eigentlichen Idee zu finanzieren. Heute beschäftigt Fenecon rund 350 Mitarbeitende und erzielte zuletzt rund 140 Mio. EUR Jahresumsatz. Basis dieses Wachstums ist die selbst entwickelte, herstellerunabhängige und quelloffene Energiemanagementplattform OpenEMS. Auf den ersten Blick wirkt der offene Ansatz kontraintuitiv – proprietäre Systeme schaffen schließlich Lock-in-Effekte. Fenecons Kunden können beliebig Komponenten wie Wallboxen und Wärmepumpen einbinden oder flexibel zwischen Stromtarifen wählen. Der offene Ansatz verschafft jedoch Wettbewerbsvorteile, freut sich Feilmeier: „Ein weltweit wachsendes Entwicklerökosystem erweitert das Angebot und steigert unsere Attraktivität. Wirtschaftlich wird das für uns, weil der Kunde am Ende trotzdem alles aus einer Hand und einen Ansprechpartner für Service bevorzugt.“

Bewusste Investorenwahl

Seit 2018 ist mit BonVenture auch ein Impact Venture Capital-Fonds an Bord; dazu kommen stille Gesellschafter. Die Auswahl des Investors erfolgte bewusst: kein strategischer Partner, kein Mehrwert im Sinne von Lieferanten- oder Kundennetzwerk. Vielmehr suchte Feilmeier eine Zusammenarbeit, die seine Eigenständigkeit bewahrt und die Professionalität fördert – etwa im Controlling und Reporting. BonVenture brachte diese Expertise mit, ohne operative Vorgaben zu machen. Der Impact Investor wiederum war begeistert vom Gesamtpaket: „Fenecon baut Großspeicher auch aus alten oder nie benutzten Batterien von E-Autos und trägt zum Lastenausgleich in Energienetzen bei, was eine Menge CO₂ spart. Dazu haben wir ein finanziell attraktives Geschäftsmodell und einen typischen Venture Case gesehen“, erklärt Managing Partner Dr. Erwin Stahl.

Ausblick: Aufbruch und Abschied

Auch bei der Hardware geht Fenecon eigene Wege. Bereits heute stammen viele Vorprodukte aus deutscher und europäischer Fertigung; weitere sollen folgen. Perspektivisch denkt Fenecon in alle Richtungen entlang der Wertschöpfungskette: von der Batteriemodulproduktion über die komplette Bandbreite an Speichergrößen bis hin zum Betrieb eigener Speicherparks. Auch die Internationalisierung schreitet voran – mit einem neuen Werk in den USA. BonVenture indes bereitet sich laut Stahl langsam auf den Exit vor, der in sechs bis 18 Monaten erfolgen soll, wahlweise an das Unternehmen aufgrund einer Put-Call-Option, einen strategischen Investor oder ein Family Office im Rahmen eines Secondary. Feilmeier wiederum ist grundsätzlich offen für weitere Finanzinvestoren, insbesondere wenn sie die Vision teilen und langfristig und partnerschaftlich orientiert sind.