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Mit einer ambitionierten Strategie und einem jährlichen Fördervolumen von über 10 Mrd. EUR will die Europäische Kommission Europa bis 2030 zum weltweit attraktivsten Standort für Biowissenschaften entwickeln.
Die Europäische Kommission hat eine umfassende Strategie vorgestellt, die Europas Rolle als globaler Innovationsstandort im Bereich der Biowissenschaften stärken soll. Ziel ist es, Forschung und Entwicklung, Marktzugang und gesellschaftliche Akzeptanz neuer Technologien zu fördern und damit das Wachstum eines Schlüsselsektors voranzutreiben, der bereits rund 1,5 Billionen EUR zur EU-Wirtschaft beiträgt und 29 Mio. Arbeitsplätze sichert.
Innovationen beschleunigen, Wertschöpfungsketten stärken
Die Strategie zielt auf eine koordinierte Förderung entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von Grundlagenforschung bis Markteinführung. Ein Bestandteil ist die Mobilisierung von über 250 Mio. EUR für sektorübergreifende Technologien, darunter neuartige Moleküle, fortschrittliche Materialien und effiziente Bioproduktionsverfahren. Zudem wird auch ein Konzept „Eine Gesundheit“ für Forschung und Innovation gefördert und im Rahmen der Arbeitsprogramme 2026–27 von Horizont Europa bis zu 100 Mio. EUR für die Entwicklung und Einführung mikrobiombasierter Lösungen bereitgestellt. Die EU plant außerdem die Entwicklung eines Investitionsplans zur Förderung länderübergreifender klinischer Studien und den Ausbau klinischer Forschungsinfrastrukturen.
EU-Biotech-Gesetz und Partnerplattform für Start-ups geplant
Zur Erleichterung des Marktzugangs kündigt die Kommission ein neues EU-Biotech-Gesetz an, das innovationsfreundliche Rahmenbedingungen schaffen soll. Eine zentrale Plattform wird zudem den Austausch zwischen Start-ups, Industrie und Investoren fördern.
Öffentliche Akzeptanz und sektorübergreifende Koordination
Ein weiterer Fokus liegt auf dem gesellschaftlichen Vertrauen in neue Technologien. Dafür sollen 300 Mio. EUR für die Beschaffung von Innovationen in Bereichen wie Klimaanpassung, nächste Impfstoffgenerationen und Krebsbekämpfung bereitgestellt werden. Eine neue Koordinierungsgruppe für Biowissenschaften wird künftig als sektorübergreifendes Bindeglied zwischen Politik, Industrie und Gesellschaft fungieren.
Hintergrund: EU will Anschluss nicht verlieren
Trotz wissenschaftlicher Exzellenz verliert Europa zunehmend an Boden gegenüber internationalen Wettbewerbern. Ursachen sind fragmentierte Innovationsökosysteme, unzureichend genutzte Daten und KI-Potenziale sowie lange Markteinführungszeiten. Die Strategie basiert auf einer umfassenden öffentlichen Konsultation und Studien der Gemeinsamen Forschungsstelle, die die wirtschaftliche Bedeutung des Life-Science-Sektors und die Patentdynamik in der EU hervorheben. Mit der neuen Strategie will die EU nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern, sondern auch das Potenzial der Biowissenschaften gezielt für Gesundheit, Umwelt und nachhaltiges Wachstum nutzbar machen.