Bildnachweis: NRW.Bank.
Nicht nur die Ideen von Start-ups müssen innovativ sein, auch in Sachen Finanzierung sind neue Wege wichtig. Nur so ist die Finanzierungslücke bei Wachstumsfinanzierungen zu bewältigen. Dabei hilft umso mehr, wenn private Investoren und staatliche Finanzierer ihre Kräfte bündeln.
Die Themen, die die Venture Capital-Branche aktuell beschäftigen, ließen sich vor wenigen Wochen wieder live in Düsseldorf erleben: Zur 19. Private Equity-Konferenz NRW gaben sich Investoren und viele Start-ups ein Stelldichein. Intensiv diskutiert wurde darüber, was Start-ups brauchen, um am Markt durchstarten zu können, und mit welchen Ideen und Lösungen die Lücke in der Wachstumsfinanzierung geschlossen werden kann – denn es ist weiterhin herausfordernd, größere Finanzierungsrunden zu stemmen. Auch das Netzwerken war wieder ein wichtiger Aspekt der Konferenz: Denn nur wer sich kennt, kann zusammenarbeiten.
Deeptech enorm kapitalintensiv
Gerade das Entwickeln innovativer Technologien wie im Bereich Deeptech ist enorm kapitalintensiv. Damit auch deutsche Unternehmen in diesen Zukunftssektoren eine aktive Rolle übernehmen und ihre Geschäftsmodelle voranbringen können, führt kein Weg daran vorbei, große Summen einzusammeln. Jedoch sind Wagniskapitalrunden mit höheren zwei- oder gar dreistelligen Millionenbeträgen in Deutschland nach wie vor die Ausnahme. Die Gründe dafür sind bekanntermaßen vielfältig. Im Ergebnis braucht es hierzulande länger, um die Kapitalgeber für größere Tickets zusammenzubringen – oder ausländische Investoren springen in die Bresche. Deshalb ist es gut, dass sich die Zusammenarbeit von privaten Investoren mit öffentlichen Kapitalgebern als Co-Investoren immer häufiger erfolgreich gestaltet. Dabei ergänzen sich die Akteure am Markt und bündeln die jeweiligen Stärken.
Venture Debt und Revenue-based Financing im Aufwind
Darüber hinaus lohnt es sich, alternative Finanzierungsmöglichkeiten mitzudenken, beispielsweise Venture Debt. Als besondere Ausprägung von Mezzaninkapital verbindet es Komponenten von Fremdkapital und Eigenkapital. Es eignet sich für Start-ups in der Wachstumsphase (Scale-ups), die bereits über einen regelmäßigen Cashflow verfügen. Ihnen ermöglicht es, Wachstum zu realisieren, ohne die Gesellschafterverhältnisse zu ändern – und es hilft dabei, zwischen Eigenkapitalrunden liquide zu bleiben. Allein im ersten Quartal 2025 wurden bereits 15 Venture Debt-Finanzierungen bei deutschen Start-ups und Wachstumsunternehmen realisiert, nach 39 im gesamten Jahr 2024. Als weitere Alternative zum klassischen Eigenkapital bekommt derzeit auch das Revenue-based Financing einen größeren Raum. Dabei sind die Tilgungen an den Umsatz des Start-ups gebunden. Bislang ist RBF vor allem in den USA und Großbritannien bekannt. Aber auch in Deutschland und Europa nutzen immer mehr Start-ups – insbesondere aus dem SaaS-Bereich – dieses Finanzierungsinstrument. Der Markt für umsatzbasierte Finanzierungen wächst derzeit exponentiell, von fast 6 Mrd. USD im Jahr 2024 auf fast 10 Mrd. USD in diesem Jahr. 2029 soll er etwa 68 Mrd. USD erreichen.
Start-ups sind Ausgangspunkt für Industrien der Zukunft
Diese Zahlen geben Hoffnung: Denn innovativ und vielfältig sollten nicht nur die Geschäftsideen der Start-ups sein, sondern auch die Finanzierungsmöglichkeiten. Mit Blick auf den steigenden Bedarf an Wagniskapital sollten alle Akteure zusätzlich daran arbeiten, die Rahmenbedingungen für Investments aus dem hiesigen Markt weiterzuentwickeln und weiter zu verbessern. Das ist die Grundlage dafür, dass aus Start-ups die Industrien der Zukunft entstehen – und wir diese auch bei uns halten können.
Über den Autor:
Christoph Büth ist Bereichsleiter Eigenkapitalfinanzierungen der NRW.Bank.



