Interview mit Crispin Leick, Geschäftsführer, Innogy Venture Capital

VC Magazin: Wie wichtig ist die Rendite bei Ihren Investments?
Leick: Wichtig sind für uns ganz klar sowohl die Rendite als auch das Ohr am Markt. Auch wenn die Renditen, die wir erwirtschaften, im großen RWE-Konzern nur wenig ins Gewicht fallen, ist der kommerzielle Druck, im Venture Capital-Geschäft positive Ergebnisse zu erwirtschaften, sehr hoch. Für RWE vielleicht noch wichtiger ist die Frage, ob sich für den Versorger durch die Portfoliofirmen, die wir aufbauen, neue innovative Geschäftsmodelle oder Produkte entwickeln lassen, die dann für das Kerngeschäft des RWE-Konzerns wichtig werden.

VC Magazin: Ihre bisherigen Investments sind über ganz Europa verstreut. In welchem Land sehen Sie das größte Potenzial für Innovationen im Bereich erneuerbare Energien/Energieeffizienz?
Leick: Die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern sind teilweise erheblich. Wichtig aus unserer Sicht ist, dass in einem Land intensiv Forschung betrieben wird und dass Strukturen bestehen, die Unternehmer und Venture Capitalisten zusammenbringen. Auch wenn Deutschland in diesem zweiten Punkt noch Nachholbedarf hat, ist Deutschland für uns ein Leitmarkt, denn das Land hat die finanzielle Stärke und die technische Basis für Innovationen im Bereich erneuerbare Energien. Stark ist auch Skandinavien, vor allem Schweden und Finnland, die auch die notwendige Förderstruktur für Gründer anbieten. Auch Großbritannien ist in dieser Reihe sicher zu nennen. Leider ist unser Dealflow aus den südlichen europäischen Ländern noch nicht so stark. Immerhin kommt mit CeramHyd bereits ein Portfoliounternehmen aus Frankreich. Wir sehen auch beispielsweise in Italien viel Potenzial, allerdings gibt es dort keine Multiplikatoren wie hierzulande den HTGF, die bräuchten wir aber, weil wir als europaweit tätiger Investor nicht alle Märkte in der Tiefe abdecken können.

VC Magazin: Was betrachten Sie als die Top-Herausforderungen in der Erneuerbaren-Energien-Branche, denen sich Unternehmen wie RWE in Zukunft stellen müssen?
Leick: Das Geschäftsmodell der Versorger wird in Zukunft nicht mehr in der Form existieren, wie wir es von den letzten Jahrzenten kennen. Mit der Umstellung auf erneuerbare Energien geht eine technologische Innovationswelle einher mit der Dezentralisierung der Energieversorgung. Die Erneuerbaren haben derzeit eine sehr starke regulatorische Unterstützung, werden aber in Zukunft weitere Beiträge zur wettbewerbsfähigen Energieversorgung liefern müssen. Das werden sicher weitere Kostensenkungen, aber auch die intelligente Vernetzung sein. Die Energiewende bewirkt, dass Energie, Telekommunikation und IT zusammenwachsen. Neue Geschäftsmodelle und neue Partnerschaften sind hier gefragt. Wege dafür mit jungen innovativen Firmen zu finden, ist unsere große Herausforderung.

VC Magazin: Danke für das Gespräch, Herr Leick!

Crispin Leick edit

Zum Gesprächspartner
Crispin Leick ist Geschäftsführer und Chief Investment Officer bei Innogy Venture Capital, der Beteiligungsgesellschaft von RWE Innogy und CEE. Er hat die Venture-Aktivitäten des Konzerns aufgebaut und initiiert und war davor in Führungspositionen bei verschiedenen Unternehmen aus der Energiewirtschaft tätig.